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Syrien: Der Krieg ist zu Ende, die Not bleibt

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Syrien: Der Krieg ist zu Ende, die Not bleibt

UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider nach Syrien-Reise: Generation der Hoffnung braucht dringend Unterstützung

  • 7,4 Millionen Kinder in Syrien brauchen humanitäre Hilfe
  • 2,5 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule
  • Rund zwei Millionen Menschen sind aus anderen Landesteilen sowie rund eine Million Menschen aus den Nachbarländern in ihre Heimatorte zurückgekehrt

Köln, den 16. Oktober 2025

Die Kinder in Syrien und ihre Familien stehen zehn Monate nach dem Machtwechsel im Dezember an einem kritischen Wendepunkt. Nach anfänglicher Hoffnung hat sich bei vielen Menschen angesichts der katastrophalen Zerstörung und des unverändert harten Alltags Ernüchterung eingestellt. Hinzu kommt die Sorge, dass zu wenig Unterstützung für die akute Nothilfe und den Wiederaufbau des Landes nach Syrien kommt.

„Der Krieg in Syrien ist zwar zu Ende gegangen, ein Ende der humanitären Krise ist jedoch noch weit entfernt“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, der gerade von einer Reise zurückgekehrt ist. Unter anderem hat er die stark zerstörten Städte Homs, Hama und Aleppo besucht.

„Die Kinder sind eine Generation der Hoffnung, doch diese Hoffnung ist sehr fragil. Denn nach 13 Jahren Krieg, Vertreibung und Verlust von Angehörigen sind sie von einem Ausnahmezustand in den nächsten gekommen. Ganze Dörfer, ganze Viertel in Städten wie Homs oder Aleppo sind nur noch Trümmer. Besonders für Kinder sind die ehemals umkämpften Orte gefährlich, denn überall können Landminen und explosive Überreste liegen. Es fehlt an bezahlbaren Wohnungen, an Wasser, Strom und Schulen. Viele Kinder sind nach Jahren der Not mangelernährt. Fast alle Kinder tragen schwer an psychischen Belastungen infolge der jahrelangen Gewalt.

Dennoch: ‚Alles ist besser als der Krieg‘, sagte eine Mutter. Über Monate zog sie sich mit ihren Lieben in eine Höhle bei Hama zurück, wenn es Luftangriffe gab. Da ihr Dorf vollständig zerstört ist, wohnt die Familie nach der Rückkehr aus Idlib wieder in der Höhle. Eine andere alleinerziehende Mutter, die in all den Jahren der Kämpfe in Aleppo ausgeharrt hatte und nun in einer überteuerten, fensterlosen Wohnung ohne Strom die Kinder durchzubringen versucht, sagte mir: ‚Ich habe immer noch Hoffnung, dass bessere Tage kommen – für die Kinder, denn jetzt kommt ihre Zeit‘“, berichtet Schneider.

Humanitäre Lage in Syrien weiter schwierig

Laut UNICEF benötigen 16,5 Millionen Menschen in Syrien humanitäre Hilfe, darunter 7,4 Millionen Kinder. Rund sieben Millionen Syrerinnen und Syrer leben weiterhin fern der Heimat, davon fünf Millionen außerhalb des Landes und zwei Millionen als Binnenvertriebene, die teils weiter in einfachen Camps leben. Seit Dezember 2024 sind über eine Million Menschen aus dem Ausland zurückgekehrt, vorwiegend aus den Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien. Weitere rund zwei Millionen Menschen sind aus anderen Landesteilen Syriens an ihre Heimatorte zurückgekommen.

Die große Zahl der Rückkehrenden verschärft die ohnehin extrem schwierige Lage und erhöht den Druck auf die Systeme: Es fehlt an nutzbaren Wohnungen, Wasser und Strom sowie einfacher Gesundheitsversorgung und Jobmöglichkeiten. Das Land hat keine Kapazitäten, um systematisch die Minen und explosiven Überreste sowie großflächig den Schutt zu räumen. Es kommt weiterhin zu Spannungen in verschiedenen Landesteilen; die Kriminalität ist in die Höhe geschnellt.

Für Kinder und die Zukunft des Landes hat das gravierende Folgen: 2,5 Millionen Mädchen und Jungen in Syrien gehen nicht zur Schule. Rund 40 Prozent der Schulen – 8.000 insgesamt – müssen dringend wieder aufgebaut oder repariert werden. Wegen der Armut und fehlender Bildungsmöglichkeiten ist Kinderarbeit verbreitet und droht weiter zuzunehmen.

„In all meinen Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen haben mir diese erzählt, dass sie Ärztin werden wollen, Architekt, Richterin, Lehrerin oder Polizist. Sie wünschen sich nichts mehr als eine friedliche und normale Kindheit und eine bessere Zukunft des Landes, die sie mitgestalten wollen“, sagt Christian Schneider. „Damit sich die Hoffnung der Kinder und mit ihnen die Zukunftshoffnung des Landes erfüllen kann, braucht Syrien dringend weiter unsere Unterstützung.“

Wiederaufbau von Wasseranlagen, Schulen und Gesundheitsversorgung

Mit Unterstützung der Bundesregierung und privater Spenden aus Deutschland hat UNICEF während des Bürgerkriegs umfangreiche Hilfe geleistet und tut das von sechs Standorten in Syrien aus weiterhin.

Durch die Wiederherstellung von Anlagen und die Installation von Solartechnik sichert UNICEF beispielsweise die Wasserversorgung, allein in diesem Jahr bisher für rund zwei Millionen Menschen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Gesundheitsversorgung: Mit Unterstützung von UNICEF haben 2025 bereits 1,7 Millionen Frauen und Kinder Hilfe in einfachen Gesundheitszentren oder durch mobile Teams erhalten. Darüber hinaus unterstützt UNICEF die mentale Gesundheit der Kinder und Eltern durch psychosoziale Hilfe und stellt therapeutische Nahrung für mangelernährte Kinder zur Verfügung.

Mit einer Kombination aus Wiederaufbau von Schulen, Ausstattung mit Möbeln und Lernmaterial und Trainings von Lehrpersonal stärkt UNICEF das Bildungssystem in Syrien. Über eine Million Kinder haben dadurch in diesem Jahr Unterstützung bei ihrer Schulbildung oder informellen Lernangeboten erhalten. Kinder und Jugendliche werden zudem über die Gefahren von Landminen und Blindgängern aufgeklärt.

Weitere Informationen: www.unicef.de/syrien

Service für Redaktionen

Fotos und sendefähiges Videomaterial aus Syrien, einschließlich Geschichten von Kindern und Familien, stellen wir Redaktionen zur kostenfreien Nutzung im Rahmen der Berichterstattung zur Verfügung.

Der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, und Sprecherin Ninja Charbonneau, die ihn auf der Reise begleitet hat, stehen gerne für Interviews zur Verfügung.

Medienkontakt:

UNICEF Deutschland, Ninja Charbonneau, Sprecherin, 0221/93650-315 oder 0160/ 90989967,  presse@unicef.de

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