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Rheinische Post: Schweigen oder singen

Düsseldorf (ots)

Von Wolfram Goertz
Keiner wird am Samstag nach dem ersten Akt im Theater 
Mönchengladbach unbeschwert zum Pausenbüfett gehen können. Keiner 
wird wissen, wie ihm geschieht, einige werden weinen, sich empören, 
hilflos witzeln oder sich nicht regen können. Denn eine Oper über 
Auschwitz gab es noch nie. Damit haben wir keine Erfahrung. Sie 
übersteigt alles, was wir im Opernillusionsreich je geboten bekamen.
Es gibt seit Adorno eine Debatte, die dem biblischen Bilderverbot 
ähnelt: Rühret nicht ans Unsagbare! Doch so wie wir uns Gott immer 
ausmalten, um ihn, den Unbegreifbaren, zu sehen, so dürfen wir 
vielleicht auch den Ungott zeigen und das, was er Menschen durch 
Menschen antat. Eine Oper über Auschwitz ist not-wendend. Sie wendet 
die Not, dass wir kein Bild besitzen von jenem Entsetzen, dem die 
Mädchen von Auschwitz ihre Töne entgegenhielten.
Kann die Bühne dem KZ gleichen? Für Dokumentation ist Kunst nicht 
zuständig. Sie erfindet neu, um die Sinne zu fordern. Oft bringen den
Menschen nur seine Tränen weiter. In einer Oper kann er vor allem: 
singen. Aus Sterbezimmern wissen wir, dass das Singen manchmal 
beginnt, wenn die Worte gefrieren. Das Singen erhebt uns wieder zum 
Geschöpf Gottes, der uns die Stimme und den Atem einhauchte. Deshalb:
Höret den Gesang von Auschwitz! Beides ist so wichtig wie Erinnerung 
überhaupt.

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Telefon: (0211) 505-2303

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