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Börsen-Zeitung: Tod auf Raten, Kommentar von Heidi Rohde zum absehbaren Aus für BenQ Mobile, die frühere Handy-Division von Siemens

Frankfurt (ots)

Trotz aller Sonntagsreden, in denen
BenQ-Vorstandschef Kuen-Yao Lee vor gerade mal einem Monat BenQ 
Mobile als "wichtige Säule unseres Unternehmens" hervorhob, ziehen 
die Taiwanesen bei der von Siemens erworbenen Handy-Division 
plötzlich die Reißleine. BenQ Mobile steht damit unmittelbar vor dem 
Aus. Böse Zungen könnten behaupten, der taiwanesische Konzern sei das
Handy-Abenteuer hierzulande locker angegangen und habe dabei mal eben
jene rund 400 Mill. Euro verbrannt, die er von Siemens als mildtätige
Zugabe für die Sterbebegleitung der dahinsiechenden Tochter bekam.
Siemens-Lenker Klaus Kleinfeld darf sich jedenfalls trotz der 
hohen Kosten zum rechtzeitigen Ausstieg aus dem Handy-Geschäft 
beglückwünschen. Schon damals brauchte kein Prophet zu sein, wer das 
baldige Ende von "Siemens mobile" vorhersah. Dabei litt die Sparte 
keineswegs nur an den Standortfaktoren im Hochlohnland Deutschland, 
die es vermeintlich unmöglich machten, auf dem hart umkämpften 
Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein. Verstärkten Preisdruck haben 
zuletzt alle Handy-Hersteller gespürt. Weltmarktführer Nokia lässt 
gleichwohl alle Geräte marktnah und damit auch erhebliche Volumina in
Europa produzieren. Das gleiche Prinzip verfolgt Motorola.
Siemens bzw. BenQ kämpfte mit nicht wettbewerbsfähigen 
Kostenstrukturen, weil der Produktion die kritische Masse fehlte, um 
Skalenvorteile zu realisieren. Letztere sind insbesondere im stark 
wachsenden Segment der preisgünstigen Einstiegsmodelle entscheidend; 
denn hier sind die Margen relativ zu den Highend-Geräten dünn. Im 
hochmargigen Geschäft mit multifunktionalen Smartphones konnte BenQ 
ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen. Die Modellpalette überzeugte 
nicht. Das Unternehmen hatte wohl auch nicht die notwendigen 
Ressourcen.
Die Entwicklung der Marktanteile spiegelt die Schlüsselfaktoren 
für Erfolg auf dem Handy-Markt wider: Seit mehreren Quartalen weiten 
die Branchenriesen Nokia und Motorola ihren Anteil zulasten der 
kleineren Player aus. Samsung und Sony Ericsson behaupten sich 
aufgrund ihrer Stärke im Hochpreissegment. Der Rest geht langsam, 
aber sicher unter. Ihm fehlt es an drei Stellen: im 
Entwicklungsbudget, bei den Produktionsvolumina und nicht zuletzt bei
der Stärke der Marke. BenQ war von Anfang an chancenlos.
(Börsen-Zeitung, 29.9.2006)

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