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Boersen-Zeitung: Das Ende der Globalisierung, Kommentar zur gescheiterten Doha-Freihandelsrunde von Stephan Lorz

Frankfurt (ots)

Ob die Doha-Runde der Welthandelsorganisation
WTO, die einen weiteren Liberalisierungsschub bewirken sollte, nun 
vollends oder nur vorläufig gescheitert ist oder einfach nur 
unterbrochen wurde, um, wie Bundeswirtschaftsminister Michael Glos 
hofft, vielleicht im Herbst wiederbelebt zu werden, das ist 
angesichts der dahinter stehenden Entwicklung eher eine zweitrangige 
Frage. Der Diplomatie wird schon etwas einfallen, damit man sich 
zumindest auf eine abgespeckte Version - Doha light - einigen kann. 
Entscheidend ist vielmehr das verheerende Signal, das der 
Verhandlungsabbruch insgesamt aussendet: Die Globalisierung, die 
durch die vielen Welthandelsrunden überhaupt erst möglich gemacht 
worden war, hat ihren Zenit offenbar überschritten.
Das zeigt sich zum einen an der Klein-Klein-Mentalität bei den 
Verhandlungen. Dabei hätte die Erfüllung der Doha-Runde gar keine so 
einschneidenden Veränderungen erfordert, wie das bei früheren 
Welthandelsrunden noch der Fall gewesen war. Sie sollte insbesondere 
den Entwicklungsländern den Agrarmarkt der Industrieländer öffnen, 
der dort vielfach ohnehin nur noch ein Zuschussgeschäft ist. Doch 
eine starke Lobbyorganisation und politische Verbohrtheit in Brüssel 
wie in Washington hatten alle Attacken gegen die Agrarbeihilfen 
abgewehrt. Nun stecken die Verhandlungen in der Sackgasse.
Besorgniserregend ist vor allem die Erkenntnis, dass offenbar 
nicht mehr die Wohlfahrtsgewinne gesehen werden, die durch die 
globalen Liberalisierungsbestrebungen möglich werden. Weltweit gibt 
es stattdessen einen wiedererstarkten Hang zum Protektionismus. Zudem
setzen immer mehr Länder auf regionale Bündnisse und bilaterale 
Freihandelsvereinbarungen statt auf globale Abkommen. Staaten wie 
China und die USA etwa sichern ihren künftigen Energiebedarf ab, 
indem sie den Lieferländern handelspolitische Sonderangebote 
unterbreiten.
Der Hauptverlierer dieser Entwicklung steht bereits fest: 
Exportweltmeister Deutschland. Kein anderes Land hat von der 
Globalisierung so profitiert. Künftig dürften es die Exporteure 
wieder schwerer haben, neue Märkte zu erobern. Und global werden die 
Preise auf breiter Front steigen. Denn nur eine fortschreitende 
Globalisierung hält den Druck auf die Preise aufrecht. Wenn dieser 
Druck wegfällt, sind die Notenbanken wieder am Zug.

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