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Boersen-Zeitung: Jagd und Aufholjagd, Kommentar von Walther Becker zum tief greifenden Wandlungsprozess, den die börsennotierten Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen haben

Frankfurt (ots)

Siemens steht nach dem Erwerb großer Teile von
Philips und ABB auf Platz 1, Eon hat nach der Integration der 
spanischen Endesa sowie von RWE weiter Akquisitions-Appetit. SAP ist 
aufgrund der Fusion mit IBM vom deutschen Kurszettel verschwunden. 
Blackstone gelang es im Verein mit KKR, Permira und Bain Capital, die
Deutsche Telekom höher denn je zu verschulden und große Teile 
gewinnbringend zu versilbern. BASF konnte auch nach dem Einstieg des 
chinesischen Großaktionärs Sinopec die Selbständigkeit erhalten. 
ThyssenKrupporowsky - Moskauer Magnaten hatten die Mehrheit erworben 
- hält an einem Listing in Frankfurt fest. Das bedeutet gleichzeitig 
eine paneuropäische Notierung, nachdem Euronext, Deutsche Börse und 
Borsa Italiana sich noch zusammenrauften.
Ob nun in den nächsten zehn Jahren Inder die deutsche 
Pharmaindustrie aufrollen, Scheichs die Wertschöpfungskette in die 
Versorgung hinein ausweiten oder Finanzinvestoren mit "Club Deals" 
Unternehmen aufmischen - alles Kaffeesatzleserei. Sicher ist, dass 
sich die Landschaft mit global tätigen Investoren gewaltig verändert.
Das zeigt der Blick zurück. Zwei Drittel der nach 
Marktkapitalisierung 300 größten deutschen Aktiengesellschaften von 
1996 tauchen heute nicht mehr in der Spitzengruppe auf. Blue Chips 
wie Dresdener Bank, Hoechst, Mannesmann, Metallgesellschaft oder 
Holzmann sind verschwunden. Der aus Bayerischer Vereinsbank und 
HypoBank entstandenen HVB steht dies unter dem Unicredit-Dach bevor. 
Die Italiener sind mit 61 Mrd. Euro heute gut ein Drittel "schwerer" 
als die Deutsche Bank. Und Reste von Hoechst finden sich bei 
Sanofi-Aventis wieder, dem mit gut 100 Mrd. Euro zweitgewichtigsten 
Wert der Eurozone.
Lange war der "Standort D" überwiegend Ziel ausländischer 
Investoren. Dieser Trend dreht sich 2006 um. Die wieder aggressiven 
deutschen Unternehmen werden von Gejagten zu Jägern. Die - mancher 
sagt heute wieder: gute - alte Deutschland AG ist passé, die Türen 
des Kapitalmarktes weit offen. Gleichwohl rangieren die Konzerne im 
europäischen Vergleich nach Marktkapitalisierung unter "ferner 
liefen". Nur Siemens (Platz 19) und Eon (23) schaffen es unter die 
ersten beiden Dutzend. Doch die Aufholjagd läuft. So sollte die 
Variante des Ausverkaufs von SAP, Telekom & Co. purer Pessimismus 
sein.
(Börsen-Zeitung, 21.7.2006)

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