Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Menschenrechtsorganisationen kritisieren Frankfurter Zoologische Gesellschaft: Irreführende Darstellungen über Austausch mit Maasai
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Köln, Göttingen, den 1. Dezember 2025 – Die Menschenrechtsorganisationen FIAN und Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisieren eine Presseerklärung der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft (FZG) vom 20. September 2025 zur Zusammenarbeit mit den Maasai in Tansania scharf. Die Pressemitteilung sei irreführend, blende zentrale Fakten aus und vermittele ein völlig falsches Bild über den bisherigen Austausch, betont die Maasai International Solidarity Alliance (MISA), zu der sowohl FIAN als auch die GfbV gehören, in einem heute veröffentlichten Statement.
Die FZG habe nie den Dialog gesucht und wesentliche Kritik unbeantwortet gelassen, hebt MISA in dem Statement hervor. „Wir waren es, die seit drei Jahren Gespräche angefragt haben, nicht die FZG“, stellt das Netzwerk klar. Besonders schwer wiegt aus Sicht von MISA die Rolle der FZG bei der gewaltsamen Annexion von 1.500 km² Maasai-Land im Jahr 2022. Damals wurden knapp 100 Maasai-Gehöfte zerstört und tausende Maasai mussten fliehen oder wurden aus ihrer Heimat zur Errichtung eines Jagdgebietes vertrieben. Medienberichte, Briefe der lokalen Behörden und die sehr aktive Beteiligung der FZG an Landnutzungsplänen zeigen aus Sicht des Netzwerks eine deutliche Mitverantwortung der FZG. Mehrfach haben Dorfvertretungen die Organisation aufgefordert, ihre Arbeit im Distrikt Ngorongoro einzustellen.
Auch die Darstellung der FZG, Projekte würden „partizipativ“ umgesetzt, wies MISA bei dem Treffen entschieden zurück. „Viele Maasai werden nicht informiert, nicht beteiligt und erleben die Zusammenarbeit der FZG mit Regierungsstellen als übergehend“, kritisiert das Netzwerk. Zudem habe die FZG die im Januar 2025 überreichte Maasai Conservation Vision, eine von Maasai-Vertretern partizipativ erarbeitete Vision eines Naturschutzansatzes für ihr Land, nicht aufgegriffen. „Wir haben das Papier der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft im Januar in Tansania vorgestellt. Im Gespräch im September wurde klar: Das Papier wurde weitgehend ignoriert und eine Umsetzung ins operative Geschäft nicht ernsthaft diskutiert“, kritisieren FIAN und die GfbV.
Sehr besorgt zeigt sich MISA zudem über die Ernennung des neuen FZG-Landesdirektors in Tansania, Maurus Msuha. Herr Msuha war in führender Position in der Regierung an der gewaltsamen Umsiedlung im Jahr 2022 beteiligt. Er ist zudem ein aktiver Befürworter der Trophäenjagd. Diese Personalentscheidung wirft schwerwiegende Fragen zur Ausrichtung der FZG auf.
GfbV und FIAN betonen: „Der Dialog mit der FZG hat trotz jahrelanger Bemühungen keine Verbesserungen für die Maasai gebracht. Diese sind extrem frustriert und fordern die Frankfurter Zoologische Gesellschaft erneut auf, die Naturschutzaktivitäten auf dem Territorium der Maasai einzustellen.“
Das Statement von MISA finden Sie als PDF im Anhang oder hier .
Für Rückfragen erreichen Sie:
Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland unter r.herre@fian.de oder 0221-47449113.
Laura Mahler, Referentin für Subsahara-Afrika bei der GfbV, unter l.mahler@gfbv.de oder 03051 / 695825-3.
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