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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Papstbesuch in der Türkei: Gespräch mit Erdoğan „enttäuschend“ – Appell für größeren Einsatz für religiöse Minderheiten

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bedauert, dass Papst Leo XIV. bei seinem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan seine moralische Autorität nicht genutzt hat, um auf die prekäre Lage religiöser Minderheiten in der Türkei und der Region aufmerksam zu machen. „Es ist enttäuschend, dass der Papst keine klaren Worte gefunden hat – insbesondere für die christlichen Gemeinschaften, die in der Türkei und Syrien seit Jahrzehnten Diskriminierung und Gewalt erleben“, erklärt Kamal Sido, Nahost-Referent der GfbV. Nach dem Start seiner Auslandsreise in Ankara reiste der Papst am Donnerstagnachmittag weiter nach Istanbul. Von dort wird er am Sonntag in den Libanon reisen.

Im Vorfeld des Türkei-Besuchs hatte die GfbV den Papst in einem Schreiben aufgefordert – insbesondere bei seinem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten – auf das Schicksal der beiden 2013 an der syrisch-türkischen Grenze entführten Bischöfe aus Aleppo hinzuweisen. Hinweise deuten darauf hin, dass radikale syrische Islamisten, die von der Türkei unterstützt wurden und werden, an der Entführung der Bischöfe beteiligt waren. Ihr Fahrer wurde an Ort und Stelle ermordet. „Der Vatikan als moralische Instanz hätte hier ein starkes Zeichen setzen müssen“, betont Sido. Zudem forderte die GfbV den Papst auf, den Tur Abdin – die historische Heimat der syrisch-orthodoxen Christen im Südosten der Türkei – zu besuchen.

Vor dem ersten Advent fordert die GfbV den Papst, die Kirchen in Deutschland sowie die Bundesregierung erneut auf, sich stärker für verfolgte Christen und religiöse Minderheiten einzusetzen. „Christen und religiöse Minderheiten weltweit sind einer massiven Bedrohung durch den radikalen politischen Islam ausgesetzt. Die Betonblöcke auf Weihnachtsmärkten erinnern uns jährlich daran, dass islamistische Anschläge auf friedliche Bürger auch in Deutschland eine reale Gefahr sind. Trotzdem sehen wir eine Verharmlosung islamistischer Akteure, beispielsweise in Syrien, statt einen konsequenten weltweiten Einsatz gegen Islamismus“, sagt der Nahostreferent.

In Syrien sei ein Islamist, der an ähnlichen Anschlägen im Irak beteiligt war, als Präsident anerkannt worden und werde von Deutschland, der EU und den USA hofiert – trotz seiner Angriffe auf die alawitische und drusische Minderheit sowie systematischer Gewalt gegen Frauen. Gleichzeitig plane US-Präsident Donald Trump, die Muslimbruderschaft auf die Terrorliste zu setzen, obwohl diese Organisation von NATO-Partnern wie der Türkei und Katar unterstützt werde.

„Diese widersprüchliche Politik Deutschlands, der USA und der gesamten NATO gefährdet die Menschenrechte – insbesondere die Glaubensfreiheit religiöser Minderheiten. Es ist höchste Zeit, eine neue Strategie im Umgang mit dem politischen Islam zu entwickeln. Eine Strategie, die nicht auf Verharmlosung oder Unterstützung des Islamismus abzielt, sondern auf die Stärkung demokratischer Kräfte in der arabisch-islamisch geprägten Welt“, fordert der Menschenrechtler.

„Kirchen, Medien und Regierungen müssen ihrer Verantwortung gerecht werden, Missstände benennen, Täter beim Namen nennen und sich für die Schwächsten einsetzen – unabhängig von geopolitischen Interessen“, schließt Sido.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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Sarah Neumeyer
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