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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

China schüchtert Katholische Kirche mit Verhaftung eines katholischen Verlegers ein

Jimmy Lai auf Kaution wieder in Freiheit

Schock der Verhaftung wirkt in katholischen Kreisen in Hongkong nach

---- Göttingen, den 12. August 2020 ---- Mit der Verhaftung des katholischen Medien-Unternehmers Jimmy Lai schüchtern die Behörden gezielt katholische Kreise in Hongkong ein, um jede weitere Unterstützung der katholischen Untergrund-Kirche in China zu unterbinden, warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Der prominente Medienzar ist nicht nur ein großer Unterstützer der Demokratiebewegung in Hongkong und China, sondern auch der inoffiziellen und im Untergrund agierenden Katholischen Kirche in China. Seine Verhaftung ist eine deutliche Warnung an alle katholischen Kreise in Hongkong, Chinas katholische Untergrund-Kirche nicht länger zu fördern", erklärte der GfbV-Direktor am Mittwoch in Göttingen.

Der Schock über seine Verhaftung sitze in christlichen Kreisen in Hongkong tief, denn überall frage man sich, wer als nächstes festgenommen werde. Ein Klima der Einschüchterung durch staatliche Gewalt lähme viele Menschen, die sich für Religionsfreiheit und Demokratie engagierten, warnte die Menschenrechtsorganisation. Der Verleger war am Montag auf der Grundlage des umstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes festgenommen worden. Er wurde Dienstagabend gegen Zahlung einer Kaution aus der Haft entlassen. Seine Festnahme hatte weltweit Empörung und Proteste ausgelöst.

Lai's Festnahme sei eine Katastrophe, angesichts der dramatischen Lage der inoffiziellen Katholischen Kirche in China, deren Priester und Gemeinden massiv von den Behörden gedrängt werden, sich der regierungstreuen Chinesischen Katholischen-Patriotischen Vereinigung anzuschließen, erklärte die Menschenrechtsorganisation. "Denn es ist fraglich, ob der Medien-Unternehmer dem starken Druck der Sicherheitsbehörden standhalten wird", warnte Delius. Bei seiner Entlassung aus der Haft schwieg Lai zu den Umständen seiner Festnahme. "Wir befürchten, dass das neue Sicherheitsgesetz in den kommenden Monaten gezielt eingesetzt wird, um prominente Stimmen für Demokratie und Menschenrechte mundtot zu machen", sagte Delius.

Die GfbV erinnerte daran, dass Chinas Behörden im Jahr 2020 ihren Druck auf die Untergrund-Kirche verstärkt haben, um ihren Beitritt zur offiziellen Chinesischen Katholischen-Patriotischen Vereinigung zu erzwingen. So würden Priester festgenommen und unter Druck gesetzt, bis sie der Aufnahme in die regierungstreue Organisation zustimmten. "Das offizielle Schweigen des Vatikans zu diesen Methoden des Zwangs wird von vielen Gläubigen so empfunden, als ob sie im Stich gelassen würden. Die Übergriffe verletzen chinesisches und internationales Recht und sind eine schwerwiegende Missachtung des Rechts auf Religionsfreiheit", erklärte Delius. Auf der Grundlage des im September 2020 auslaufenden vorläufigen Abkommens zwischen China und dem Vatikan musste der Heilige Stuhl zusichern, die inoffizielle Kirche nicht länger zu unterstützen. So wurden neben der mangelnden Sicherheit die finanziellen Probleme der im Untergrund agierenden Katholischen Kirche immer größer.

In Hongkong wird davon ausgegangen, dass Jimmy Lai die inoffizielle Katholische Kirche in dieser schwierigen Situation auch finanziell unterstützt. Er hat den früheren China-kritischen Hongkonger Kardinal Joseph Zen, dessen Kontakte zum Vatikan und das Studium chinesischer Priester in Italien gefördert.

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403

GfbV, 37010 Göttingen

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