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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Kritik an Özils Uiguren-Statement ist haltlos

Menschenrechtler nehmen Fußballer nach Instagram-Post in Schutz

Kritik sitzt chinesischer Propaganda auf

--- Göttingen, den 15. Dezember 2019 ---- Als "haltlos und ignorant" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Kritik an Mesut Özils Instagram-Post zum Schweigen islamischer Staaten zur Verfolgung der Uiguren in China. "Wer Özil wegen seines Statements mit terroristischen Aktivitäten in China in Verbindung bringt, weiß wenig über die Geschichte der Uiguren und lässt sich von Chinas Staatspropaganda in die Irre führen. Denn Uiguren nennen ihre Heimat seit Jahrzehnten Ostturkestan, lange bevor 1988 die "Ostturkestanische Islamische Bewegung (ETIM)" gegründet wurde, die von China als terroristisch angesehen wird", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Özil wurde in Medien mit der ETIM in Verbindung gebracht, weil er nicht den offiziellen Terminus "Xinjiang", sondern den uigurischen Namen "Ostturkestan" in seinem Statement für die im Nordwesten der Volksrepublik gelegene Region benutzte.

Die Menschenrechtsorganisation unterstützt die Kritik Özils am Schweigen der islamischen Staaten zu den schweren Menschenrechtsverletzungen an Uiguren. "Es ist skandalös, dass die Regierungen islamischer Staaten aus wirtschaftlichen Gründen zum kulturellen Völkermord an den Uiguren schweigen", erklärte Delius. Alle wollten von der Seidenstraßen-Strategie Chinas profitieren und ignorierten daher die größte Verfolgung von Muslimen im 21.Jahrhundert. "Arsenals schnelle Distanzierung von dem Instagram-Post ist kläglich und opportunistisch, so wie das Verhalten der islamischen Staaten", sagte Delius. Özils enge Beziehungen zum türkischen Präsidenten Recip Erdogan müsse man nicht gutheißen. Doch wo der Fußballer Recht habe, müsse er für sein mutiges Statement auch Unterstützung aus der Öffentlichkeit bekommen.

Die GfbV erinnerte daran, dass der im Jahr 1933 in China ausgerufene unabhängige Uiguren-Staat "Ostturkestanische Republik" hieß. Bis heute gebe es auch in Deutschland zahlreiche anerkannte Nichtregierungsorganisationen der Uiguren, die sich in ihrem Namen auf Ostturkestan beziehen würden. Uiguren bezeichnen ihre Heimat überwiegend als Ostturkestan, in Abgrenzung zu Westturkestan, das uigurische Siedlungsgebiete in Kasachstan, Kirgisien und anderen zentralasiatischen Staaten umfasst. Der Begriff wurde in Russland zu Zeiten der Sowjetunion geprägt. Die Uiguren sind ein Turk-Volk, so dass vor allem in der türkischen Bevölkerung ihr Schicksal intensiv verfolgt wird.

Offiziell bezeichnet China die Heimat der Uiguren als "Autonome Region Xinjiang".Dass diese Bezeichnung auch heute noch trotz staatlicher Indoktrinierung von vielen Uiguren abgelehnt wird, ist auch auf die Geringschätzung zurückzuführen, die in dem Namen deutlich wird. Denn Xinjiang bedeutet übersetzt "Neue Grenze", "Neues Grenzland", ein Name, der der reichen Jahrtausende alten Kultur der muslimischen Nationalität nicht gerecht wird. Von offizieller chinesischer Seite wird der Begriff Ostturkestan tabuisiert und seine Verwendung kriminalisiert, um die Sinisierung der Region voranzutreiben, um Spuren uigurischer Geschichte und Kultur auszulöschen und Unabhängigkeitsbestrebungen zu bekämpfen.

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403

Gesellschaft für bedrohte Völker
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