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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Autoindustrie blockiert Rußfilter-Nachrüstung

Berlin (ots)

13. Dezember 2005: Einige der mächtigsten deutschen
Automobilhersteller wollen in letzter Minute eine wirksame 
Rußfilter-Nachrüstung verhindern. Zu diesem Zweck wird insbesondere 
Druck auf Bundesländer ausgeübt, in denen die Autokonzerne beheimatet
sind. Die betroffenen Landesregierungen sind offensichtlich bereit, 
ihre Positionen den "automobilen Interessen" unterzuordnen. Das geht 
zweifelsfrei aus Dokumenten hervor, die der Deutschen Umwelthilfe e. 
V. (DUH) vorliegen. Ziel der Blockadeaktion ist es, die  für den 21. 
Dezember vorgesehene Verabschiedung der "Technischen Vorschriften für
Partikelminderungssysteme" im Bundesrat zu verhindern. Würde dies 
gelingen, könnten Hersteller von Rußpartikelfiltern weder die 
Zulassung entsprechender Systeme offiziell beantragen noch sie 
verkaufen. Nach Informationen der DUH würde eine Änderung der 
Technischen Spezifikationen eine erneute Notifizierung in Brüssel 
notwendig machen, mit der Folge einer mindestens neunmonatigen 
Verzögerung. Auch die im Koalitionsvertrag beschlossene Förderung der
Rußfilter-Nachrüstung würde sich auf frühestens Ende 2006 
verschieben.
"Es ist ein doppelter Skandal, wie ungeniert einerseits die 
deutschen Autobauer die Landesregierungen für ihre Zwecke 
instrumentalisieren und sich diese andererseits als Nebenregierung 
der Autoindustrie missbrauchen lassen", so DUH-Bundesgeschäftsführer 
Jürgen Resch. Ein Erfolg der Intervention hätte für die 
Autohersteller BMW, DaimlerChrysler und MAN "den schönen Nebeneffekt,
dass Besitzer älterer Diesel-Pkw und Nutzfahrzeuge wegen der 
drohenden innerstädtischen Fahrverbote für Dieselstinker zum 
vorzeitigen Kauf von Neufahrzeugen gedrängt würden". Damit könne die 
lahmende Automobilkonjunktur vor der Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 
2007 im kommenden Jahr zusätzlich angeschoben werden.
Die DUH veröffentlicht auszugsweise ihr vorliegende Dokumente und 
Schreiben zur Beratung der 29. Verordnung zur Änderung der 
Straßenverkehrs-Zulassungsordnung. Ziel ist die Verminderung der 
"verkehrsbedingten Dieselruß-Emissionen". Mit der Verordnung sollen 
die technische Anforderungen z. B. für Partikelminderungssysteme 
(z.B. Partikelfilter) festgelegt werden. Ohne derartige Regeln können
die meist mittelständischen Hersteller solche Systeme letztendlich 
nicht verkaufen. Der vorliegende Entwurf der Bundesregierung wurde 
bereits bei der EU-Kommission notifiziert, zum Inkrafttreten fehlt 
nur noch die bisher für den 21. Dezember fest eingeplante Zustimmung 
des Bundesrates.
Am 30. November empfahl der federführende Verkehrsausschuss des 
Bundesrates die Zustimmung. Einen Tag später, am 1. Dezember, 
befassten sich die mitberatenden Umwelt- und Finanzausschüsse mit der
Vorlage und beschlossen auf Initiative der "automobil gelenkten 
Länder"  Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen, die Beratungen 
zu vertagen. Voraus gegangen war eine Intervention des Verbandes der 
deutschen Automobilindustrie (VdA). Fast ehrfürchtig begründet der 
angeblich so freie Freistaat Bayern die Kehrtwende: "Die anfängliche 
Zustimmung des VDA zum Entwurf besteht nicht mehr. ... Seitens der 
BMW AG wurden Probleme mit dem vorliegenden Entwurf bestätig. (u. a. 
Problem der Doppelgrenze)."
Nach Informationen der DUH haben in Bayern die Unternehmen BMW und
MAN und in Baden-Württemberg die DaimlerChrysler AG bei ihren 
jeweiligen Landesregierungen interveniert und die technischen 
Anforderungen - 30 %ige Reinigungsleistung der Nachrüstfilter plus 
Erreichen der jeweils nächst saubereren Euro-Abgasstufe und dem 
Bestehen eines Dauerwirksamkeitstests über 4.000 km - als zu streng 
kritisiert. Diese Unternehmen wollen nach diesen Informationen 
Billigst-Systeme für die Nachrüstung einsetzen, die nicht einmal 
diese moderaten Anforderungen erfüllen würden.  "Es ist für die DUH 
unerträglich, mit welcher Dreistigkeit deutsche Autobauer für 
weiterhin schmutzige Dieselfahrzeuge kämpfen. Während Japan in 
Ballungszentren bei der Nachrüstung von Dieselfahrzeugen seit Jahren 
99 %ig wirksame Filter  verbindlich vorschreibt und Kalifornien ab 
2007 die Nachrüstung aller Diesel-Fahrzeuge mit mindestens  70 %iger 
Wirksamkeit fordert, gelingt es deutschen Herstellern, die Förderung 
von sauberen Diesel-Neufahrzeugen bis 2008 zu verzögern und nun auch 
noch für die Nachrüstung die weltweit niedrigsten Standards mit nur 
30% Wirksamkeit durchzusetzen.", so Resch.
Die DUH begrüßt ausdrücklich den Versuch von Bundesumweltminister 
Sigmar Gabriel und Bundesverkehrsminister Tiefensee, die Länder noch 
einmal auf den ursprünglich vorgesehenen Kurs zu verpflichten. In 
einem von den Staatssekretären Baake (BMU) und Hennerkes (BMVBS) 
unterzeichneten Schreiben vom 5. Dezember wird dafür geworben, dass 
der Bundesrat auf seiner Sitzung am 21. Dezember 2005 der Verordnung 
"entsprechend dem Votum des federführenden Verkehrsausschusses des 
Bundesrates zustimmt." Begründet wird dies in dem Brandbrief damit, 
dass Fahrzeugindustrie und Fahrzeugteilehersteller im Vertrauen auf 
ein baldiges Inkrafttreten der Verordnung bereits erhebliche 
Investitionen in die Entwicklung entsprechender 
Partikelminderungssysteme vorgenommen und Anträge auf Genehmigung 
vorbereitet hätten. Weiter heißt es in dem Schreiben: "Ohne die 29. 
Verordnung bestünde die Gefahr, dass sich verstärkt Systeme mit 
unzureichender Wirkung auf dem Markt verbreiten". Das bislang 
fehlende Angebot an geprüften Partikelfilterminderungssystemen führt 
zur Verunsicherung und Verärgerung der Bürger, die befürchten müssen,
mit gegenwärtig verkauften Systemen keine Vergünstigung zu bekommen."
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), Hackescher Markt 4, 
10178 Berlin, Tel.: 030/ 25 89 86-0 Tel.: 0171/ 3649170, E-Mail:  
resch@duh.de
Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 030/ 25 89 86-15, mobil 0171/ 56 60 577, E-Mail:  
rosenkranz@duh.de

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