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Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz

Keine rosige Zukunft für Deutschlands Borstenvieh
BMVEL legt Gesetzesvorschlag zur Schweinehaltung vor

Hamburg (ots)

Der von Verbraucherschutzministerin Renate Künast
Mitte April vorgelegte Verordnungsentwurf zur Schweinehaltung erfüllt
aus Sicht der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN nicht die
Mindestanforderungen des Tierschutzes. Zwar sollen Schweine in
Zukunft mehr Platz und Licht bekommen, zentrale Mängel der
Intensivtierhaltung werden jedoch nicht deutlich angetastet. "Mit
diesem Gesetzentwurf wird die tierfeindliche Haltung von Schweinen
auf lange Sicht legitimiert, das natürliche Verhalten der Schweine
dagegen kaum berücksichtigt", kommentiert Landwirtschafts-Kampaigner
Thomas Pietsch den Vorschlag des BMVEL. "Renate Künast scheint
angesichts einer übermächtigen Landwirtschaftlobby und heftigem
politischen Gegenwind der Mut verlassen zu haben, die Agrarwende
zügig voran zu treiben."
Kritisch bewertet VIER PFOTEN, dass Sauen weiterhin über Wochen in
viel zu engen Kastenständen gehalten werden dürfen, die ihnen nicht
einmal das Umdrehen erlauben. In Abferkelbuchten soll den Tieren zwar
Stroh angeboten werden, Abmessungen, die den Tieren das
Nistbauverhalten ermöglichen, fehlen jedoch. Auch die tierquälerische
Anbindehaltung soll noch bis 2006 möglich sein. Spaltenböden aus
Beton über offenen Güllegruben sind ebenfalls weiter zulässig, obwohl
dieses Stallsystem bei Mastschweinen nicht selten zu schweren
Erkrankungen führt. Auf Spaltenböden kann den Tieren kaum Einstreu
angeboten werden, so dass den Schweinen auch in Zukunft ein Ausleben
ihres ausgeprägten Wühl- und Erkundungsbedürfnisses verwehrt bleibt.
Da in der Praxis kaum ein Schweinehalter seinen Tieren Einstreu
anbieten wird, bleiben nach dem Entwurf Holzteile an Spielketten und
spezielle Fütterungsautomaten als Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese
werden dem Verhalten der Schweine nicht gerecht. Ferkel können laut
dem Entwurf schon drei Wochen nach der Geburt von der Mutter getrennt
werden.
Als Verbesserungen stellt die Verordnung Tageslicht und ein
merklich erhöhtes Platzangebot in Aussicht. So soll ein 100 kg
schweres Mastschwein in Zukunft eine Fläche von bis zu 1,1 m2
bekommen, europäisches Recht sieht dagegen nur 0,65 m2 vor. Die
Hälfte der Stallfläche soll als Liegebereich mit einem geringeren
Spaltenanteil ausgestaltet werden, den Tieren zur Abkühlung eine
Dusche angeboten werden. Um die Kastenstandhaltung einzuschränken,
müssen Muttersauen während der Trächtigkeit circa 10 Wochen in
Gruppen gehalten werden. Bestehenden Betrieben wird bis zur Umsetzung
dieser Maßnahmen allerdings eine viel zu lange Übergangsfrist bis
2012 oder länger eingeräumt.
Artgerecht ist die Schweinehaltung nach Überzeugung von VIER
PFOTEN nur im Freiland und in ökologischer Auslaufhaltung. Davon ist
der Entwurf leider meilenweit entfernt. Wirkliche Verbesserungen
lassen sich bei der intensiven Schweinehaltung nur durch die
mittelfristige Abschaffung von Spaltenböden zugunsten eingestreuter
Ställe und durch ein zügiges Verbot der Kastenstandhaltung erzielen.
Dringend notwendig ist auch eine Änderung des Tierschutzgesetzes, um
das routinemäßige Kürzen der Schwänze und das Abschleifen der Zähne
sowie die betäubungslose Kastration bei Ferkeln zu verbieten. Denn
damit werden die Tiere weiterhin den Bedingungen der
Intensivtierhaltung angepasst, anstatt endlich für tiergerechte
Ställe zu sorgen
Es ist zu erwarten, dass die Unionsmehrheit im Bundesrat auch
diesen sehr vorsichtigen Entwurf ablehnen wird. So haben auf der
Agrarministerkonferenz im März 2003 neun CDU-geführte Bundesländer
das BMVEL aufgefordert, die EU-Richtlinie eins zu eins umzusetzen und
keine nationalen Sonderwege zu beschreiten. "Wir befürchten, dass
selbst diese kleinen Fortschritte am Widerstand im Bundesrat
scheitern werden", erklärt Pietsch. VIER PFOTEN appelliert deshalb an
Renate Künast den Entwurf im Sinne des Tierschutzes nachzubessern.
"Wir fordern die Bundesländer auf, Fortschritte bei der
Schweinehaltung nach dem Beispiel anderer europäischer Länder endlich
als Chance für die heimischen Erzeuger zu begreifen und nachhaltig zu
unterstützen", so Pietsch.

Pressekontakt:

Weitere Informationen bei VIER PFOTEN:
Dipl.-Biol. Thomas Pietsch,
Nutztier-Kampaigner,
Tel.: 0171/4910784
oder 040 - 399 249 50

Bildmaterial zur Schweinehaltung
E-Mail: beate.schueler@vier-pfoten.de
Beate Schüler, Pressesprecherin,
Tel.: 040 - 399 249 31 oder
0170/5508261,

Original-Content von: Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz, übermittelt durch news aktuell

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