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Technische Universität München

TUM entfernt NS-belastete Namen von Gebäuden und Räumen

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

PRESSEMITTEILUNG

Präsidium folgt den Empfehlungen einer Expertenkommission

TUM setzt Aufarbeitung ihrer Historie während der NS-Zeit konsequent fort

  • Belastete Namen werden von Gebäuden und Räumen entfernt
  • TUM distanziert sich von 24 Ehrentitelträgern
  • Weitere historische Forschung beauftragt

Als Zeichen ihrer historischen Verantwortung entfernt die Technische Universität München (TUM) die Bezeichnungen von Gebäuden und Räumen, die Namen von mit der NS-Historie belasteten Persönlichkeiten tragen. An geeigneter Stelle wird ein Ort der Reflexion geschaffen, an dem auf die Geschichte der damaligen TH München in der NS-Zeit verwiesen und die Entfernung der Namen begründet wird. Zudem distanziert sich die TUM von während der NS-Zeit verliehenen sechs Ehrendoktor-, fünf Ehrensenator- sowie 13 Ehrenbürgerwürden. Das Hochschulpräsidium folgt damit den Empfehlungen einer unabhängigen Expertenkommission.

Um die Aufarbeitung ihrer Historie während der NS-Zeit fortzusetzten, hatte der Präsident der TUM, Prof. Thomas F. Hofmann, eine Expertenkommission unter Vorsitz von Prof. Winfried Nerdinger, dem Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München, beauftragt, Handlungsempfehlungen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Namen von mit der NS-Historie belasteten Persönlichkeiten zu erarbeiten und dem Hochschulpräsidium vorzulegen. Beteiligt an der Untersuchung war auch Prof. Andreas Wirsching vom Institut für Zeitgeschichte der LMU.

Präsident Hofmann bedankt sich bei der Kommission für ihre Arbeit und ihren abschließenden Bericht und betont: „Wissenschaft darf sich nicht von ethischen Normen entkoppeln und aus der Verankerung in der Rechtsstaatlichkeit lösen. Genau das war aber in der Zeit des Nationalsozialismus der Fall und steht im Widerspruch zu den heutigen Werten der TUM. Wir bekennen uns zu Demokratie und Menschenrechten sowie zu Diversität und Internationalität. Deshalb setzen wir ein klares Zeichen für den Umgang mit den historischen Ereignissen im Zusammenhang mit unserer Hochschule und bringen diese in Kohärenz mit dem heute gelebten Wertekanon der TUM.“

Konkrete Beschlüsse

Das Präsidium würdigt die Arbeit der Kommission und hat auf Basis der Empfehlungen folgende Beschlüsse getroffen:

  1. Die Bezeichnungen der an der Arcisstraße gelegenen Bauten „Bestelmeyer Nord“ und „Bestelmeyer Süd“ werden entfernt. An geeigneter Stelle auf dem Stammgelände der TUM wird auf die Gründe dafür sowie auf die Geschichte der damaligen TH München in der NS-Zeit verwiesen.
  2. Die Benennungen von Räumen nach Willy Messerschmitt, Gustav Niemann, Ludwig Prandtl und Ernst Schmidt auf dem Campus Garching werden entfernt. An geeigneter Stelle wird ein „Ort der Reflexion“ geschaffen, an dem die historischen Rollen der bisherigen Namensgeber erläutert werden und auf die Geschichte der TH München in der NS-Zeit eingegangen wird.
  3. Da ein formeller Entzug von Ehrentiteln bei verstorbenen Personen nach vorherrschender juristischer Meinung nicht möglich ist, distanziert sich die TUM von während der NS-Zeit verliehenen sechs Ehrendoktorwürden, fünf Ehrensenator- sowie insgesamt 13 Ehrenbürgerwürden. Dazu wird ein entsprechender Text auf der TUM-Webseite an der Stelle veröffentlicht, an der die Ehrentitel genannt sind.
  4. Die TUM wird am „Ort der Reflexion“ auch auf drei Tafeln eingehen, die im U-Bahnhof Garching-Forschungszentrum auf Willy Messerschmitt, Claude Dornier und Ludwig Prandtl hinweisen. Darüber hinaus geht die TUM auf die Stadt München bzw. die MVG zu, um zu prüfen, ob und gegebenenfalls welche weiteren Hinweise in der U-Bahn-Station angebracht werden könnten.
  5. Im Fall weiterer Personen war es der Kommission aufgrund der unzureichenden Archiv-, Quellen- und Forschungslage nicht möglich, deren Tätigkeit in der NS-Zeit im zeitlichen Rahmen ihres Auftrags genauer zu prüfen. Um das Verhalten von mit der TH München verbundenen Personen während der NS-Zeit zu klären, vergibt die TUM einen Forschungsauftrag zur Untersuchung möglicher Verbindungen von weiteren Personen mit dem NS-Regime sowie der Personen, an die zwischen 1945 und 1960 Ehrentitel verliehen wurden. Zudem werden einige Porträtbüsten bzw. Bronzetafeln am TUM Campus Garching auf eventuelle Zusammenhänge dieser Personen mit NS-Belastung überprüft.

Neuer Ort der Erinnerung wird im Juli eröffnet

Auf Initiative der TUM Senior Excellence Faculty in Kooperation mit dem TUM Center for Culture and Arts richtet die TUM zudem auf ihrem Stammgelände einen neuen Ort der Erinnerung ein, um vom NS-Regime verfolgten und entlassenen Angehörigen der damaligen Technischen Hochschule München zu gedenken. Auf großformatigen Tafeln wird im ersten Obergeschoss des Gebäudeteils Arcisstraße/Ecke Gabelsbergerstraße 17 Opfern wieder ein Gesicht gegeben. Die Eröffnung der Dokumentation findet im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am Dienstag, 9. Juli, um 16.00 Uhr im Carl-von-Linde-Hörsaal statt.

Weitere Informationen:

Kontakt im TUM Corporate Communications Center:

Ulrich Meyer

Pressesprecher

Tel. +49 89 289 22779

presse@tum.de

www.tum.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 650 Professuren, 52.000 Studierenden und 12.000 Mitarbeitenden eine der weltweit stärksten Universitäten in Forschung, Lehre und Innovation. Ihr Fächerspektrum umfasst Informatik, Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften, Medizin, Mathematik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie handelt als unternehmerische Universität und sieht sich als Tauschplatz des Wissens, offen für die Gesellschaft. An der TUM werden jährlich mehr als 70 Start-ups gegründet, im Hightech-Ökosystem München ist sie eine zentrale Akteurin. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Büros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder:innen wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings wird sie regelmäßig als beste Universität in der Europäischen Union genannt.

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