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Allensbach-Studie: Mehrheit in der Energieintensiven Industrie erwartet Abwanderung
Unternehmen sehen strategische Optionen im Inland weitgehend ausgeschöpft

Allensbach-Studie: Mehrheit in der Energieintensiven Industrie erwartet Abwanderung / Unternehmen sehen strategische Optionen im Inland weitgehend ausgeschöpft
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Allensbach-Studie: Mehrheit in der Energieintensiven Industrie erwartet Abwanderung / Unternehmen sehen strategische Optionen im Inland weitgehend ausgeschöpft

94 Prozent der deutschen energieintensiven Unternehmen halten eine Abwanderung weiterer Unternehmen ihrer Branche aus Deutschland für wahrscheinlich, mehr als die Hälfte (56 Prozent) sogar für sehr wahrscheinlich. Rund jeder dritte Betrieb reduziert besonders energieintensive Produkte, jedes fünfte Unternehmen verlagert einzelne Produktionsschritte ins Ausland oder bereitet dies gerade vor. Viele betriebswirtschaftliche und technologische Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sind bereits umgesetzt, nach Einschätzung der Unternehmen bleiben nur wenige strategische Optionen im Inland bestehen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung von Vorständen und Geschäftsführern energieintensiver Unternehmen durch das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.

  • 56 Prozent der energieintensiven Unternehmen sehen sich stark oder sehr stark durch außereuropäische Wettbewerber unter Druck
  • 20 Prozent berichten von erschwertem Kreditzugang – mit unmittelbaren Folgen für Investitionen und Beschäftigung
  • 33 Prozent haben bereits Produktionskapazitäten außerhalb Europas aufgebaut, weitere elf Prozent planen dies

Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Senkung ihrer Energiekosten umgesetzt. 93 Prozent setzen Energieeffizienzprogramme um. 86 Prozent verfügen über eigene Energieerzeugung – etwa Photovoltaik, Windkraft oder Kraft-Wärme-Kopplung. Und 68 Prozent schließen langfristige Direktlieferverträge mit Energieerzeugern ab. Ein Emissionshandels-Management haben 41 Prozent aufgebaut, weitere Unternehmen planen dies nicht. Parallel berichten 83 Prozent von einer Verschlechterung der Planbarkeit, 67 Prozent sogar deutlich. In dieser Gruppe haben 46 Prozent Investitionen bereits verschoben.

„Die Unternehmen haben die klassischen betriebswirtschaftlichen Hebel sehr konsequent genutzt: Effizienz, Eigenstrom, langfristige Verträge und Kostenkontrolle“, sagt Karsten Schulze, Vorstand und Partner bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting. „Die Allensbach-Daten zeigen klar: Diese Maßnahmen allein reichen vielen Unternehmen nicht mehr aus. Ein positiver Ausblick: In unserer Beratungspraxis erleben wir viele Eigentümer und Manager, die bereit sind, jetzt noch deutlich größere Transformationen anzugehen. Die Realität ist: Die meisten Unternehmen haben in der aktuellen Lage auch keine andere Wahl.“

Jedes fünfte (22 Prozent) Unternehmen verlagert gerade Produktionsschritte ins Ausland oder plant eine kurzfristige Umsetzung

Die Studie zeigt, dass strukturelle Anpassungen deutlich an Fahrt aufgenommen haben. Jeder dritte Betrieb (30 Prozent) reduziert oder streicht besonders energieintensive Produkte. Jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) verlagert Produktionsschritte ins Ausland oder bereitet dies konkret vor. Gleichzeitig entsteht bei vielen Unternehmen eine neue Standortlogik: Insgesamt haben 33 Prozent bereits Produktionskapazitäten außerhalb Europas aufgebaut, weitere elf Prozent planen dies konkret – insbesondere in Asien.

„Produktreduktionen oder Verlagerungen sind ein bewusster Schritt, um das Unternehmen robuster aufzustellen – durch ein fokussiertes Portfolio, geringere Energierisiken oder eine flexiblere internationale Produktionsarchitektur“, sagt Karsten Schulze. „Sie sind kein Zeichen einer Resignation, wohl aber einer bewussten Neuausrichtung. Entscheidend ist, solche Schritte aktiv zu gestalten und nicht darauf zu warten, dass sich Rahmenbedingungen von selbst verbessern. Durch Standortdiversifizierung und eine klare Priorisierung von Kernprodukten lässt sich Widerstandsfähigkeit aufbauen.“

Außereuropäischer Wettbewerbsdruck, Finanzierung und Unsicherheit verstärken den Transformationsdruck

Mehr als die Hälfte der energieintensiven Unternehmen (56 Prozent) berichtet von starkem oder sehr starkem Wettbewerbsdruck durch außereuropäische Anbieter, die häufig von niedrigeren Energiepreisen, staatlichen Subventionen oder geringerer Regulierung profitieren. Um sich zu behaupten, investieren 91 Prozent der Unternehmen in Automatisierung und Digitalisierung, zwei Drittel (66 Prozent) setzen auf spezialisierte Engineering-Lösungen und 71 Prozent nutzen Qualitäts- und Herkunftsstrategien wie „Made in Europe“. Ein kleinerer Teil setzt zudem auf verkürzte Entwicklungszyklen: einer von vier (24 Prozent) nutzt bereits „Fast Engineering“, weitere sieben Prozent planen dies.

„Bemerkenswert ist: Ein Großteil dieser Maßnahmen ist nicht länger Zukunftsplanung, sondern bereits umgesetzt“, sagt Karsten Schulze. „Unter den bestehenden Rahmenbedingungen bleiben damit nur noch wenige zusätzliche Reaktionsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist es jetzt, Prioritäten klar zu setzen und Entscheidungsfähigkeit herzustellen – und dabei operative Maßnahmen, technologische Hebel und strategische Standortfragen miteinander zu verbinden. Unternehmen, die diesen Dreiklang früh schaffen, erhöhen ihre Chancen deutlich, trotz aller Belastungen auf einen stabilen Kurs zu kommen.“

Neben Wettbewerb und Energiepreisen belasten weitere externe Faktoren die Unternehmen spürbar. 20 Prozent berichten von einem erschwerten Zugang zu Fremdkapital. Wo dies der Fall ist, verschieben 77 Prozent Investitionen und 47 Prozent haben zuletzt Arbeitsplätze abgebaut oder planen dies jetzt. Zudem sehen 83 Prozent ihre Planbarkeit verschlechtert, die Mehrheit davon deutlich. 43 Prozent der Industrieunternehmen sind stark oder sehr stark vom zunehmenden globalen Protektionismus betroffen.

„Wenn energieintensive Produktionsstufen in größerem Umfang ins Ausland wandern, verschiebt sich zwangsläufig die Architektur der Lieferketten“, sagt Karsten Schulze. „Das betrifft auch Unternehmen, die weiterhin in Deutschland produzieren: Sie müssen ihre Beschaffungswege, Risikoarchitekturen und Kapazitätsplanungen anpassen. Dadurch entstehen neue Abhängigkeiten – aber auch neue Chancen, etwa durch internationale Partnerschaften oder eine stärkere Fokussierung auf höherwertige, weniger energieintensive Wertschöpfungsstufen.“

Methodik

Für den German Economic Pulse 2025 – State of German Industry hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch insgesamt 169 deutsche Industrieunternehmen telefonisch befragt. Im Fokus standen die Branchen energieintensive Industrie (64 Unternehmen), Maschinen- und Anlagenbau (58) sowie Automobil-Zulieferer (47). Die Stichprobe umfasst sowohl mittelständische Unternehmen (67 mit Umsatz < 100 Mio. Euro) als auch Konzerne (102 mit Umsatz > 100 Mio. Euro). Rund 80 Prozent der Interviews wurden mit Vorständen oder Geschäftsführern geführt, die restlichen mit budgetverantwortlichen Leitern der Bereiche Finance, Strategie und Vertrieb – die Ergebnisse spiegeln damit die Einschätzungen des Top-Managements wider.

Über FTI-Andersch

FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre Mandanten in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-, Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit strategischen, operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten. Zu den Mandanten zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 7.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit.

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