Alle Storys
Folgen
Keine Story von dpa-Faktencheck mehr verpassen.

dpa-Faktencheck

Klimawandel lässt die Gletscher immer weiter schrumpfen

Berlin (ots)

"Die Gletscher wachsen weltweit und zwar mit steigendem Tempo", behaupten Leugner des vom Menschen gemachten Klimawandels im Netz und versuchen, ihre These mit angeblichen Erkenntnissen der US-Weltraumbehörde Nasa zu belegen. "Die globale Erwärmung wegen CO2 ist tot", heißt es unter anderem (http://dpaq.de/0ZKQh).

BEWERTUNG: Das Gegenteil ist der Fall. Forschungsergebnisse lassen keinen Zweifel daran, dass die Gletschermasse weltweit immer weiter schrumpft. Grund ist die durch den Klimawandel steigende Temperatur.

FAKTEN: Einer im Juni 2018 veröffentlichten Nasa-Studie zufolge hat sich die Eisschmelze in der Antarktis seit 2012 verdreifacht (http://dpaq.de/vHGsY). Laut Nasa haben die Verluste dazu geführt, "dass der Meeresspiegel heute schneller steigt als je zuvor in den letzten 25 Jahren". 80 Wissenschaftler von 42 internationalen Organisationen waren nach Nasa-Angaben an der Studie beteiligt.

Auch Forscher aus Zürich bestätigen, dass schmelzende Gletscher weltweit jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis verlieren. Das Team um den Glaziologen Michael Zemp hat Satellitenmessungen und Beobachtungen vor Ort ausgewertet. Die Daten belegen, dass der jährliche Verlust der Gletschermasse weltweit in den vergangenen 30 Jahren deutlich zugenommen hat, wie das Team der Universität Zürich in der Fachzeitschrift "Nature" erläutert (http://dpaq.de/LX6S3).

Die Gletscher hätten zwischen 1961 und 2016 mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis verloren. Das entspreche einem mittleren globalen Anstieg des Meeresspiegels von 27 Millimetern. Allein in den Jahren 2006 bis 2016 waren es im Schnitt fast ein Millimeter im Jahr.

Eine Grafik mit Daten des World Glacier Monitoring Service WGMS (zu deutsch: Welt-Gletscher-Beobachtungsdienst), der die Entwicklung seit 1986 beobachtet, bildet den Trend ab. Die Messungen an 30 ausgewählten Gletschern zeigen, dass deren Masse seit Jahrzehnten kontinuierlich schrumpft (http://dpaq.de/yhzw6).

"Die übergroße Mehrheit der weltweit existierenden Gletscher befindet sich klar auf dem Rückzug", macht auch das Umweltbundesamt deutlich: "Generell passen Gletscher sich langfristig und dynamisch an die Veränderungen des globalen Klimas an. Auf Temperaturanstieg und Niederschlagsrückgang reagieren sie mit Masseverlust." Der zu verzeichnende anhaltende Rückgang der Gletscher sei ein deutliches Zeichen für den Klimawandel (http://dpaq.de/tUzsA).

Falsch ist etwa die Behauptung des Portals "dieunbestechlichen.com", Islands Gletscher nähmen seit Jahren wieder zu (http://dpaq.de/0ZKQh). Das Gegenteil ist der Fall: Bei einer Trauerfeier haben die Isländer unlängst erstmals einen Gletscher für tot erklärt. Die Eismassen auf dem 700 Jahre alten Okjökull seien stark abgeschmolzen, daher gelte er formal nicht mehr als Gletscher, erklärten Wissenschaftler bei einer Abschiedszeremonie im August 2019. Schuld sei der menschengemachte Klimawandel (http://dpaq.de/qCt3x).

Island habe seit den 1990er Jahren bereits mehr als zehn Prozent seiner gesamten Gletschermasse verloren, stellte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Antje Boetius, bei dieser Gelegenheit fest. "Wenn wir nicht gegensteuern, dann wird Island im Jahr 2100 gletscherfrei sein." Die Meeresbiologin ist eine der renommiertesten deutschen Forscherinnen auf diesem Gebiet.

   ---

Links:

Artikel im Netz: https://dieunbestechlichen.com/2019/07/peinlich-fuer-die-klimaarlarmisten-gletscher-wachsen-weltweit-wieder/(archiviert: http://dpaq.de/uiCbP)

Studie der Nasa: https://climate.nasa.gov/news/2749/ramp-up-in-antarctic-ice-loss-speeds-sea-level-rise/

Schweizer Forscher in der Fachzeitschrift Nature: https://www.nature.com/articles/s41586-019-1071-0

WGMS mit Zahlen und Fakten zur Gletscherschmelze: https://wgms.ch/downloads/published/other_reports/wgms_2008_ggc.pdf

WGMS zur Geschichte der Gletscherbeobachtung: https://wgms.ch/jubilee_2019/

Grafik mit Massenbilanz von weltweit 30 Gletschern: https://www.meteoschweiz.admin.ch/content/dam/meteoswiss/de/Forschung-und-Zusammenarbeit/Internationale-Zusammenarbeit/GCOS/doc/gcos-bericht-wgms-d.pdf

Umweltbundesamt zu Gletschern und Klimawandel (Seite 62): https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/und_sie_erwaermt_sich_doch_131201.pdf#page=62

Artikel zur Lage in Island: https://www.zeit.de/news/2019-08/19/island-erklaert-offiziell-ersten-gletscher-fuer-tot

Artikel zur Gletscherschmelze im Magazin "science": https://science.sciencemag.org/content/340/6134/852

Klimafakten.de: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-gletscher-schmelzen-gar-nicht

   ---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

Weitere Storys: dpa-Faktencheck
Weitere Storys: dpa-Faktencheck
  • 09.01.2020 – 13:23

    CO2-Konzentration beeinflusst Klima viel stärker als Sonnenaktivität

    Berlin (ots) - Wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz versuchen einige unverdrossen, Zweifel am vom Menschen verursachten Klimawandel zu säen. "Die Sonne steuert das Klima, nicht das CO2", heißt es zum Beispiel in einer Stellungnahme der "Werteunion in Bayern", die im Netz geteilt wird. (http://dpaq.de/xqBPr). BEWERTUNG: Der Anteil von Kohlendioxid (CO2) in der ...

  • 08.01.2020 – 17:10

    Warnung vor Hundefängern ist gefälscht

    Berlin (ots) - Eine Mitteilung, die in sozialen Netzwerken geteilt wird, warnt vor Hundefängern in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde angeblich von der "Tierhilfeniederrhein - Tiere brauchen eine Lobby" verfasst (http://dpaq.de/77LV2). BEWERTUNG: Die Warnung ist gefälscht, sie stammt nicht von der genannten Tierhilfe-Vereinigung. FAKTEN: Die "Tierhilfe Niederrhein - Tiere brauchen eine Lobby" ist laut Homepage ein privates ...

  • 08.01.2020 – 15:46

    "Inschallah" steht schon seit Jahrzehnten im Duden

    Berlin (ots) - In den sozialen Medien geht seit Anfang Januar das Gerücht um, dass das arabische Wort "inschallah" von der Dudenredaktion neu in das Wörterbuch aufgenommen wurde. Der Blog "Journalistenwatch" schreibt in einem Artikel vom 7. Januar 2020: "Neuerdings ist die Redewendung "Inschallah", also "so Allah will", offizieller Bestandteil der deutschen Sprache.". Die angebliche Neuaufnahme in den Duden sei ein ...