Alle Storys
Folgen
Keine Story von dpa-Faktencheck mehr verpassen.

dpa-Faktencheck

Weder «Islamisten» noch «Gruppenvergewaltigung» - Ermittlungen in Lüneburg eingestellt

Berlin (ots)

Seit Jahren sorgt im Netz eine angebliche «Gruppenvergewaltigung» einer jungen Mutter im Lüneburger Kurpark für Empörung. Täter sollen «Sex Jihadisten» gewesen sein, behaupten die Urheber eines Artikels bei «rapefugees.net» (http://dpaq.de/vcxBT). «Mutter vor Kind brutal durch Islamisten in Kurpark geschändet», heißt es mit Blick auf die vermeintliche Tat im Oktober 2016 reißerisch in der Überschrift.

BEWERTUNG: Von «Gruppenvergewaltigung» war in der kurz zuvor veröffentlichten Pressemitteilung der Polizei ebenso wenig die Rede wie von «Islamisten». Ermittlungen wegen eines «sexuellen Übergriffs» wurden mittlerweile eingestellt, weil die Behörden Zweifel an der Aussage der damals 23 Jahre alten Frau hatten.

FAKTEN: Die Lüneburgerin hatte am 4. Oktober 2016 bei der Polizei Anzeige erstattet. Sie und ihr Kind seien am 1. Oktober «von zwei Männern umgeschubst und festgehalten worden» (http://dpaq.de/gLKr8). Die Polizei sprach daraufhin zunächst von einem «sexuellen Übergriff», fahndete nach zwei «südländisch aussehenden Männern» und bat um Zeugenhinweise. Mehrere Tageszeitungen berichteten darüber (http://dpaq.de/YpVO6; http://dpaq.de/IbpHr).

Den Ermittlern kamen «Zweifel am dargestellten Tatgeschehen», wie die Polizei am 14. Oktober 2016 mitteilte (http://dpaq.de/lD7Ff). Es habe weder Spuren noch Zeugen, dafür aber Ungereimtheiten in der Aussage des angeblichen Opfers gegeben.

Der Sprecher der Polizei Lüneburg bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am 20. September 2019, dass das Verfahren «trotz intensiver Recherche» eingestellt wurde: «Die Ermittler konnten die Aussagen der Frau nicht bestätigen».

Auch die Faktenchecker von Mimikama haben darüber berichtet (http://dpaq.de/PpvZR).

   ---

Links:

Artikel im Internet (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920111651/http://www.rapefugees.net/gruppenvergewaltigung-mutter-vor-kind-brutal-durch-islamisten-in-kurpark-geschaendet-lueneburg/

Pressemitteilung der Polizei vom 5.10.2016 (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920120556/https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59488/3448318

Pressemitteilung der Polizei vom 14.10.2016 (archiviert): https://web.archive.org/web/20190923105359/https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59488/3455758

Artikel bei «Focus» (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920110959/https://www.focus.de/regional/hamburg/fahndung-in-lueneburg-mutter-vor-den-augen-ihres-kindes-sexuell-missbraucht-polizei-sucht-zeugen_id_6035269.html

Artikel in der «Welt» (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920111308/https://www.welt.de/regionales/hamburg/article158586611/Sexueller-Uebergriff-auf-Frau-ihr-Kind-muss-zusehen.html

Faktencheck bei Mimikama (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920114133/https://www.mimikama.at/allgemein/gruppenvergewaltigung-polizei/

   ---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

Weitere Storys: dpa-Faktencheck
Weitere Storys: dpa-Faktencheck
  • 20.09.2019 – 17:02

    Interview mit US-Botschafter frei erfunden

    Berlin (ots) - Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, wird in Internet-Beiträgen mit den Worten zitiert, Deutschland sei bis heute ein von den USA abhängiges Land (US-Protektorat). Zudem soll Grenell einer Nachrichtenagentur FNA gesagt haben, dass sein Land womöglich zusätzlich viele Soldaten nach Deutschland schicken müsse, sollten sich deutsche Politiker Anweisungen aus Washington widersetzen. ...

  • 18.09.2019 – 13:41

    Es wird der Versenkung der «Wilhelm Gustloff» gedacht

    Berlin (ots) - Das deutsche Schiff «Wilhelm Gustloff» wurde am 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot in der Ostsee versenkt. In einem Post wird behauptet, dass kein «Vertreter der Bundesrepublik» jemals der Menschen gedacht habe, die dabei ums Leben kamen. BEWERTUNG: Es hat offizielle Gedenkfeiern an Jahrestagen des Untergangs der «Wilhelm Gustloff» gegeben. Darüber hinaus wurde im Bundestag an die Opfer ...