Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg e.V.
FWV BW: "Gemeinsam für Sicherheit, Zusammenhalt und Zukunft" - LFV-Präsident Michael Wegel setzt klare Impulse für die Zukunft der Feuerwehren
Filderstadt (ots)
Am 27. September 2025 wird in Balingen (Zollernalbkreis) die Verbandsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg stattfinden, der die Interessen von aktuell rund 200.000 baden-württembergischen Feuerwehrangehörigen vertritt. Seit knapp neun Monaten ist Michael Wegel der neue Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg. Mit seinem Schwerpunktprogramm "Gemeinsam für Sicherheit, Zusammenhalt und Zukunft" stellt er die Weichen für die Zukunft der Feuerwehren im Land.
Gemeinsam für Sicherheit: Auf sich ändernde Gefahrenlagen reagieren Der Klimawandel bringt längere Trockenperioden, extreme Wetterereignisse und eine erhöhte Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden. Aber auch die negativen Randerscheinungen von kriegerischen Ereignissen sind längst in der Feuerwehr angekommen - dazu zählen Cyberangriffe verbunden mit Ausfällen kritischer Infrastruktur und weitere bisher unvorhersehbare Ereignisse. Aus Sicht des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg steht der Katastrophenschutz derzeit vor großen Herausforderungen.
Diese Mammut-Aufgabe wird nur gemeinsam zu schaffen sein. Und klar ist auch, dass man durchgängig abgestimmte Planungs- und Handlungsgrundlagen benötigt.
- Wissen wir denn, wie viele einsatzfähige Menschen wir in unseren Organisationen wirklich haben? - Lässt sich das auf Grund unserer statistischen Datenbanken verlässlich darstellen? - Ist erkennbar, in welchen Zeiteinheiten - ab dem Hilferuf, also der Alarmierung - diese Hilfsorganisationen tatsächlich einsatzfähig sind? - Und wie lange können die jeweiligen im Bevölkerungsschutz organisierten
Einheiten anschließend tatsächlich und leistungsfähig tätig sein?
Feuerwehrpräsident Wegel geht davon aus, dass es keine klaren und belastbaren Antworten zu diesen Fragen gibt! Deshalb brauche man zu Anfang aller Aktivitäten eine wahrheitsgemäße und realistische Sachstandsanalyse. Einen wahren Faktencheck im Katastrophenschutz, um die Möglichkeiten und Grenzen unserer im Bevölkerungsschutz tätigen Einheiten objektiv darstellen zu können.
Im vorliegenden Entwurf zum Landeskatastrophenschutzgesetz vermisst Michael Wegel entscheidende Punkte:
- Personelle Ausstattung der zuständigen Behörden durchgängig auf allen Ebenen - Ausbau der Ausstattung und der Einsatzmittel - Einheitlich durchgängige Planungsgrundlagen für Krise und Katastrophe - Einheitliches Warnkonzept in Baden-Württemberg - Umfassendes Aus- Fort- und Weiterbildungskonzept mit klar definierten Inhalten und verbindlichen Übungen - Erweiterung der Akademie für Gefahrenabwehr um den Bereich des Bevölkerungsschutzes
▪ Konzepte zur Einbindung der Bevölkerung als ungebundene Spontanhelfer
All diese Punkte verdeutlichen, dass erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. Der Landesfeuerwehrverband fordert daher, den vorliegenden Anhörungsentwurf zum Landeskatastrophenschutzgesetz unter Berücksichtigung der Anmerkungen des Verbandes sowie der Ergebnisse der Enquetekommission "Krisenfeste Gesellschaft" zu überarbeiten.
Die Reaktivierung des Bevölkerungsschutzes geht nicht zum Nulltarif Unsere Feuerwehr ist die tragende Säule des Katastrophenschutzes. Die Feuerwehr steht mit 123.000 Frauen und Männern im Haupt- und Ehrenamt rund um die Uhr für unserer Bevölkerung zu Verfügung. Ohne die Feuerwehr kann es keinen funktionierenden Schutz der Bevölkerung geben. Und genau deshalb ist es völlig klar, dass insbesondere unsere Gemeinden für ihre Feuerwehren auch von den finanziellen Töpfen für den Katastrophenschutz profitieren müssen. Es kann ja nicht sein, dass die Gemeinden als Träger der Feuerwehren auch sämtliche Ausgaben rund um den Katastrophenschutz abdecken müssen! Aber leider ist es heute in der Praxis so - und die Feuerwehren gehen in Punkto Katastrophenschutzmitteln leer aus.
"Zudem sehen wir uns einem demografischen Wandel gegenüber, der nicht nur bei der Personalgewinnung herausfordert, sondern auch die Strukturen in ländlichen Regionen verändert. Immer weniger Menschen engagieren sich ehrenamtlich, die Arbeitsbedingungen werden komplexer, und die Erwartungen an unsere Einsatzkräfte steigen stetig", mahnt Wegel. Es fehlen mehr Personal, bessere Ausstattung und moderne Einsatzmittel im Katastrophenschutz - aus Sicht des Verbands jedoch unverzichtbar für die Sicherheit der Menschen.
Die Welt verändere sich, sagt Wegel. "Wollen wir ein "immer weiter so" einfach hinnehmen? Sind wir im Feuerwehrwesen und gleichermaßen im Katastrophenschutz noch richtig aufgestellt, um wirklich effektiv und angemessen zu agieren?" Der LFV-Präsident ruft zu Weitsicht auf und fordert, eine breit angelegte Debatte zur Effizienz des Katastrophenschutzes und des Feuerwehrwesens zu führen.
Besonders kritisch bewertet der Landesfeuerwehrverband das Fehlen eines umfassenden Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzepts sowie klar definierter Ausbildungsinhalte und regelmäßiger Übungen. "Die Akademie für Gefahrenabwehr an der Landesfeuerwehrschule sollte hierzu dringend um den Bereich Bevölkerungsschutz erweitert werden. Auch die Einbindung der Bevölkerung in Aufklärung, Schulung und als ungebundene Spontanhelfende ist bislang nicht ausreichend konzipiert", mahnt Wegel. "Der Verband bringt sich gerne aktiv in diesen Prozess ein, um einen zukunftsfähigen und wirkungsvollen Katastrophenschutz für Baden-Württemberg zu gestalten."
"Auch wenn Politik und Verwaltung, die Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen sowie Wirtschaft und Industrie naturgemäß eigene Interessen haben und verfolgen - so gibt es doch tatsächlich auch viele Schnittmengen und gemeinsame Zielsetzungen", sagt Wegel. "Lassen Sie uns deshalb zugunsten der Bevölkerung, zugunsten der Menschen in unserem Land gemeinsame Sache machen und zu diesem Zweck unsere Kräfte bündeln." Gerade in herausfordernden Zeiten - was die Entstehung neuer Gefahrenlagen anbelangt und die knapper werdenden finanziellen Haushalte anbelange, "erscheint eine Zweckgemeinschaft zugunsten der Sicherheit in Baden-Württemberg alternativlos", sagt der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg.
Zentrale Forderungen des Landesfeuerwehrverbandes zur Novellierung des Feuerwehrgesetzes Nach dem Aufruf des Innenministeriums mit der Bitte um Beteiligung, hat der Landesfeuerwehrverband Optionen und Bausteine zur Veränderung des bestehenden Feuerwehrgesetzes diskutiert und in einer ersten Stellungnahme vorgelegt. Das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg ist zwar in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig fortgeschrieben worden, seine Grundzüge jedoch stammen noch aus dem Jahr 1956. Durch die Novellierung soll das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg zeitgemäß und praxistauglich fortentwickelt werden.
Um den Blick auf die wesentlichen Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Feuerwehrgesetzes zu fokussieren, hat der Landesfeuerwehrverband deshalb im ersten Schritt die "Zentralen Forderungen des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg zur Novellierung des Feuerwehrgesetzes" herausgearbeitet.
Eine Kernforderung ist es, die Pflicht- und Kann-Aufgaben der Feuerwehren an das aktuelle und das zu erwartende Einsatzspektrum anzupassen. Die Feuerwehrstatistik zeigt kontinuierlich steigende Einsatzzahlen für die Gemeindefeuerwehren auf - bei gleichbleibender Personalstärke. In den vergangenen zehn Jahren lag die Zahl der Einsätze um 20 Prozent über dem Durchschnitt der Einsatzzahlen in den beiden davorliegenden Dekaden. Insbesondere die Technischen Hilfeleistungen (+20%), zum Beispiel Tragehilfen für den Rettungsdienst, Türöffnungen, medizinische Erstversorgungen sowie Fehlalarme (+70%) tragen zu den steigenden Einsatzzahlen bei. Angesichts der Tatsache, dass nach wie vor 97% der Feuerwehreinsätze in den Gemeindefeuerwehren sich rein ehrenamtlich für andere Menschen in Not engagieren, müssen die Pflicht- und Kann-Aufgaben der Feuerwehren jetzt an das aktuelle Einsatzspektrum angepasst werden.
Neustrukturierung der Leitstellen - gemeinsam mit der Feuerwehr! Gerade im Feuerwehrwesen zeigt sich, wie essenziell Menschlichkeit und Zusammenhalt für eine funktionierende Gefahrenabwehr sind. Unsere tägliche Arbeit lebt vom gegenseitigen Vertrauen, Respekt und der Bereitschaft, anderen in Notlagen beizustehen - unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status. In einer Zeit zunehmender Herausforderungen und Unsicherheiten ist es wichtiger denn je, dass wir uns auf menschliche Werte wie Hilfsbereitschaft, Empathie und Solidarität besinnen und diese in unserem Einsatz und im Miteinander aktiv vorleben. Wir rufen alle Mitglieder der Feuerwehren dazu auf, Menschlichkeit nicht nur im Einsatz, sondern auch im täglichen Umgang miteinander zu fördern und zu stärken. Nur durch eine offene, wertschätzende Haltung und den respektvollen Dialog innerhalb der Organisation kann es gelingen, eine Kultur zu schaffen, in der sich alle willkommen und sicher fühlen. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass der Feuerwehrdienst weiterhin ein leuchtendes Beispiel für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit bleibt.
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Projektpartner für die Integrierten Leitstellen ist von zentraler Bedeutung, um eine effektive und reibungslose Gefahrenabwehr sicherzustellen. Nur durch ein vertrauensvolles Miteinander und die enge Abstimmung zwischen den beteiligten Organisationen wie Feuerwehr und Rettungsdienst, können Synergien genutzt und schnelle, koordinierte Entscheidungen im Einsatzfall getroffen werden. Eine offene Kommunikation, regelmäßiger Austausch und gemeinsame Fortbildungen stärken das gegenseitige Verständnis und legen die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die letztlich den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt.
Das Ehrenamt durch Entbürokratisierung und Deregulierung entlasten Ein zentraler Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren ist die konsequente Entbürokratisierung und Deregulierung. Die zunehmende Bürokratie erschwert die ehrenamtliche Arbeit unnötig. Der Fokus der Feuerwehren muss wieder stärker auf die originären Aufgaben der Gefahrenabwehr liegen. Kommandanten müssen entlastet und notwendige Verwaltungsaufgaben in die Gemeindeverwaltungen verlagert werden. "Ebenso entscheidend ist die Schaffung digitaler und einheitlicher Plattformen, die redundante Datenerfassung und doppelte Buchhaltungen vermeiden. Lasst uns eine landeseinheitliche Datenbank für die Feuerwehren einführen", sagt Wegel. Dadurch könnten die Daten auf der kommunalen Ebene einheitlich erfasst sowie die Lehrgangsanmeldungen, Ehrungen und statistischen Auswertungen auf Kreis- und Landesebene genutzt werden.
Darüber hinaus sollte das Feuerwehrgesetz auf das notwendige Maß an Reglementierung beschränkt werden. Nicht jede Detailregelung muss landesweit festgeschrieben sein - viele Aspekte könnten effizienter und praxisnaher auf kommunaler Ebene in Satzungen geregelt werden. "Den Gipfel finden wir in der unglaublichen und hart geführten Diskussion um die Kenntlichmachung von Feuerwehrfahrzeugen. Zugegeben auch an dieser Stelle ist die Feuerwehrwelt ein Stück weit bunt und mit Stilblüten übersäht. Aber brauchen wir diese Diskussionen?", sagt Wegel.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft: Das Ehrenamt unterstützen In Baden-Württemberg engagieren sich 97 % der Feuerwehr-Einsatzkräfte rein ehrenamtlich. Von 123.000 Feuerwehrleuten "retten, löschen, bergen und schützen" nur rund 4.000 Frauen und Männer hauptamtlich in den Berufsfeuerwehren bzw. in den Feuerwehren größerer Gemeinden. Im Ergebnis haben wir äußerst leistungsfähige Feuerwehren, zu äußerst kostengünstigen Konditionen. Die Leistungsfähigkeit und das Engagement müssen wir erhalten - und die gut funktionierenden ehrenamtlichen Strukturen auch für die nächsten Generationen zu sichern. Deshalb wirbt der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg bereits seit 2015 mit dem Strategiepapier "FREIWILLIG.stark!" wie Gemeinden, Landkreise und das Land das Ehrenamt in der Feuerwehr incentivieren können.
Eine sehr gute Möglichkeit ist die Ehrenamtskarte. "Wir werben eindringlich dafür, die Ehrenamtskarte kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern - und bieten sehr gerne auch weiterhin an, an diesem lobenswerten Projekt des Landes engagiert mitzuarbeiten", sagt Wegel.
Ebenso lobenswert sei die Bereitstellung von Freiaufenthalten des Landes für Feuerwehrangehörige im Feuerwehrhotel Sankt Florian. Langjähriges Engagement zugunsten anderer Menschen in Not, herausragendes Engagement in den Gemein- defeuerwehren im Rahmen von Projekten oder durch die Wahrnehmung bestimmter Funktionen können durch diese Landesfreiplätze ebenso incentiviert werden wie ein Erholungsaufenthalt nach einem Dienstunfall oder einem schlimmen Schicksalsschlag eines Feuerwehrangehörigen.
Zweckbindung der Feuerschutzsteuer muss erhalten bleiben In den vergangenen 53 Jahren war in jeder Versammlung des LFV BW die Finanzierung des Feuerwehrwesens ein zentrales Thema. Unvergessen ist die Versammlung 1996 in Waiblingen, als die Landesregierung viel Kritik einstecken musste, weil sie unter Missachtung der Zweckbindung der Feuerschutzsteuer zum Ausgleich des klammen Landeshaushaltes eine Entnahme von 87 Millionen DM aus dem Topf der Feuerschutzsteuer beschlossen hatte.
"Die Feuerschutzsteuer bewegt sich rund um die magische 100 Millionen Grenze. Diese Gelder werden unbedingt und zwingend für das Feuerwehrwesen - und zwar nur für das Feuerwehrwesen - gebraucht, um die Städte und Gemeinden in schwierigen Zeiten finanziell zu unterstützen, und um für strategisch bedeutsame Themen auch entsprechende finanzielle Anreize bieten zu können", sagt LFV-Präsident Wegel.
Daten und Infos zum Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg Der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg vertritt die Interessen aller baden-württembergischen Feuerwehren mit derzeit rund 200.000 Feuerwehrangehörigen gegenüber der Öffentlichkeit, Verwaltung und Regierung sowie gegenüber den Trägern der Feuerwehren. Als Interessenvertretung hat sich der Verband als oberstes Ziel die Förderung des Brand- und Bevölkerungsschutzes gesetzt. Die Aufgaben und Tätigkeiten sind vielschichtig.
Der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg ist ein eingetragener Verein. Über die 42 Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände gehören alle Feuerwehren einschließlich der Berufs- und Werkfeuerwehren dem Landesfeuerwehrverband an. Insgesamt vertritt er rund
- 122.000 Feuerwehrangehörige in den Einsatzabteilungen, - 40.000 Kinder und Jugendliche in den Jugendfeuerwehren, - 32.000 Angehörige der Alters- und Seniorenabteilungen sowie - 4.000 Kinder und Erwachsene in der Feuerwehrmusik.
Der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg berät den Innenminister des Landes Baden-Württemberg in Fragen des Feuerwehrwesens, der Verband pflegt die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch mit allen Stellen in Baden-Württemberg die insbesondere verantwortlich sind für Feuerwehrwesen, Umweltschutz, Technische Hilfe, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivilen Bevölkerungsschutz.
Im Jahr 2024 wurden die Feuerwehren im Land zu 164.000 Einsätzen gerufen, also statistisch gesehen alle rund 3,5 Minuten einmal. Davon entfielen beispielsweise auf Brände und Explosionen 20.000 Einsätze, auf technische Hilfeleistungen 64.000 Einsätze sowie 30.000 Einsätze auf Fehlalarme. Die Gemeindefeuerwehren in Ba- den-Württemberg haben im vergangenen Jahr 17.000 Menschen aus höchster Lebensgefahr gerettet sowie Sachwerte in Milliardenhöhe geschützt.
Rückfragen bitte an:
Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg e.V.
Pia Hemme
E-Mail: p.hemme@fwvbw.de
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