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Vom Schweigen zum Aufbruch – 40 Jahre Lesbentagungen in Bad Boll

Vom Schweigen zum Aufbruch – 40 Jahre Lesbentagungen in Bad Boll
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Als 1985 die erste Tagung für lesbische Frauen an der Evangelischen Akademie Bad Boll stattfand, war das ein mutiger Schritt. Die Teilnehmerinnen lebten damals meist im Verborgenen – aus Angst vor Diskriminierung, Arbeitsplatzverlust und gesellschaftlicher Ächtung. Die Einladung erfolgte vor allem über Mund zu Mund Propaganda, der Titel lautete unverfänglich „Lebensformen von Frauen“. Sichtbarkeit war riskant, doch die Sehnsucht nach Austausch und Solidarität überwog.

Die Tagungen wurden zu einem geschützten Raum, einer Oase inmitten einer heteronormativ geprägten Gesellschaft. Hier konnten Frauen ihre Erfahrungen teilen, über Zwangsheterosexualität sprechen und gemeinsam nach Wegen suchen, ihre Lebensform als Christinnen zu gestalten. Aus diesen Treffen erwuchsen Netzwerke, Publikationen und eine Bewegung, die die Kirche herausforderte, sich mit lesbischen Lebensformen auseinanderzusetzen.

Gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen

Vieles hat sich seitdem verändert: Heute gibt es mehr Offenheit, mehr Vernetzung, mehr Stimmen für Gleichberechtigung. Dennoch bleibt die Realität ambivalent. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg erlaubt weiterhin nur Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare. Trauungen sind nicht vorgesehen – ein Anliegen, das in 14 anderen Landeskirchen bereits umgesetzt ist. Der jüngste Versuch, die vollständige Gleichstellung einzuführen, scheiterte am 24. Oktober 2025 in der Landessynode knapp. Damit bleibt der Kompromiss von 2019 bestehen. (Quelle: Gottesdienst oder Trauung - das ist die Frage | evangelisch.de)

Warum die Tagung weiterhin notwendig ist

Die Entscheidung der Synode zeigt: Die Debatte ist nicht abgeschlossen. Trotz gesellschaftlicher Fortschritte erleben queere Menschen weiterhin Diskriminierung. Autoritäre und homophobe Tendenzen in der Gesellschaft nehmen wieder zu. Die Jubiläumstagung vom 12. bis 14. Dezember in Bad Boll fragt deshalb: „Hättet ihr gedacht, dass wir so viel erreichen? Und wie verteidigen wir das Erreichte?“

Die Evangelische Akademie Bad Boll bleibt ein Ort des Dialogs und der Solidarität – damals wie heute. „Es geht darum, dass wir Lesben unsere von Gott gegebene Würde und unsere Lebensrechte in den Kirchen ohne Diskriminierung leben können… Es geht um wirkliche Gleichwertigkeit und Gemeinschaft… um Raum zum Leben… um volle Menschlichkeit für alle“, formulierten Teilnehmerinnen der Lesbentagung 1989.

Auch kirchliche Stimmen haben sich bewegt: Bei der 33. Lesbentagung 2018 bat Gabriele Arnold, Prälatin in Stuttgart, im Rahmen der Abendmahlsfeier um Entschuldigung: „Ich habe um Vergebung gebeten dafür, dass Menschen aus dem LSBTTIQ*-Bereich – jetzt waren es ja speziell Lesben – in unserer Kirche sehr viel Leid und Unrecht erfahren haben. Sie sind diskriminiert worden. Sie konnten sich nicht zeigen und man hat ihre Liebe im Grunde schlecht gemacht oder mit Füßen getreten, würde ich sogar sagen. Etwas Schlimmeres, finde ich, kann eine Kirche nicht tun.“

40 Jahre – ein Grund zum Feiern und zum Weiterdenken

Die Jubiläumstagung würdigt die Wegbereiterinnen, blickt auf die Anfänge und richtet den Blick nach vorn: Wie gestalten wir Zukunft in Kirche und Gesellschaft, in der Vielfalt selbstverständlich ist? Gemeinsam wollen wir feiern, reflektieren und neue Perspektiven entwickeln.

Die Veranstaltung der Evangelischen Akademie Bad Boll findet in Kooperation mit Evangelische Frauen in Württemberg (EFW), dem LSVD Baden-Württemberg e.V. sowie der Lesbisch-Schwulen Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar und dem Dyke*March Rhein Neckar statt.

„40 Jahre Empowerment – viel geschafft – weiter geht´s! Tagung für lesbische und queere Frauen*“

Bildmotiv: Lesbentagung 1987, © Herta Leistner

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Mit freundlichen Grüßen

Miriam Kaufmann, Referentin Kommunikation & Marketing

Evangelische Akademie Bad Boll

Akademieweg 11 | 73087 Bad Boll

Telefon: 07164 79-300 | miriam.kaufmann@ev-akademie-boll.de

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