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Kreative fordern Regulierung von KI und Nutzungsentschädigung für Trainingsdaten

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Generative KI: „Demokratie braucht dokumentarische Wahrhaftigkeit“

Kreative fordern Regulierung von KI und Nutzungsentschädigung für Trainingsdaten

Als „größten Diebstahl der Menschheitsgeschichte“ bezeichnete der Kölner Komponist Matthias Hornschuh den Umstand, dass US-amerikanische und chinesische Tech-Konzerne ihre Modelle Künstlicher Intelligenz (KI) mit urheberrechtlich geschützten Werken von Künstlerinnen und Künstlern trainiert haben sollen. Bei einer Tagung über „KI als Partnerin oder Konkurrenz für Kreative“ am 15. und 16. November in der Evangelischen Akademie Bad Boll forderten Vertreter von Berufsverbänden faire Vergütungen, Respekt vor Verarbeitungs-Verboten („Opt out“) sowie die verbindliche Kennzeichnung KI-generierter Produkte.

Kunst zu schaffen, erfordere Freiheit, führte die Berliner Philosophin Dorothea Winter aus und berief sich damit auf den Kunstbegriff Immanuel Kants. Freiheit könne aber nur menschlichen Künstlern zugesprochen werden, keiner Maschine. KI schaffe nicht Kunst, sondern Kitsch – ohne Interpretationsspielraum, basierend auf gesellschaftlichen Stereotypen und in Form leicht reproduzierbarer Massenware.

„Das Wertvollste, was die Fotografie der Demokratie zu geben hat, ist dokumentarische Wahrhaftigkeit“, betonte Fotograf Roland Geisheimer als Vorstandsmitglied des Berufsverbandes Freelens. Diese drohe aber in der Flut von KI-Bildern unterzugehen: „Fotografie zeigt die Welt, wie sie ist – KI zeigt sie so, wie jemand sie sich wünscht“, warnte Geisheimer.

Die frühere Bremer Kultursenatorin und Europa-Abgeordnete Helga Trüpel bezeichnete frühere Bemühungen von Netzaktivisten um die Freiheit des Internets als gescheitert: „Die Zeit des hippy, happy Internet ist vorbei!“ Von unregulierter Freiheit profitiert hätten Tech-Giganten, die kleinere Konkurrenten leicht aus dem Markt hätten drängen können und denen die Nutzer weltweit jetzt ausgeliefert seien. Datenmissbrauch, schlechte oder keine Vergütung von Urhebern, Fakenews, Hatespeech und Steuerversäumnisse seien die Konsequenzen: „Das Netz muss neu erfunden werden: mit neuen Regeln, neuen Produkten und neuen Angeboten“, forderte die Politikerin: „Hier muss die Europäische Union eine Rolle spielen!“

Die Münchner Medienrechtsanwältin Sabine Richly bezeichnete den jüngsten Sieg der Gema gegen das US-KI-Unternehmen OpenAI im Prozess um die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke als wegweisend. Das Urteil zeige aber auch, wie schwierig der Nachweis einer Urheberrechtsverletzung durch KI-Modelle unter dem geltenden Recht derzeit ist: „Bildlich gesprochen wäre das so als ob Sie die Verwendung von Eiern im Kuchenteig damit beweisen müssten, dass Sie im fertig gebackenen Kuchen ein ganzes gekochtes Ei am Stück vorzeigen können müssen.“ Tatsächlich stützten sich KI-Modelle aber auch dort auf urheberrechtlich geschützte Werke, wo diese nicht wortwörtlich reproduziert würden. Richly forderte eine verpflichtende Vergütung für die betroffenen Rechteinhaber, diese müsste in Lizenzlösungen für das Training von Modellen, aber auch in einer zusätzlichen Abgabe für KI-Produkte ähnlich der Privatkopievergütung bei digitalen Speichermedien bestehen, für die die Hersteller eine pauschale Abgabe an die Verwertungsgesellschaften der Rechteinhaber abführen müssen.

Komponist Matthias Hornschuh, der als Sprecher der Initiative Urheberrecht wie auch als Aufsichtsratsmitglied der Gema auftrat, sah die identitätsstiftende Vielfalt Europas durch KI-generierte Massenware gefährdet. Er verwies auf die prekären Einkommensverhältnisse von Musikern, die durch Streaming-Angebote nur noch einen Bruchteil der früheren Erlöse aus CD-Verkäufen bekämen – und die jetzt von KI-Musik-Generatoren noch mehr aus dem Markt gedrängt würden: „Das Brot des Künstlers ist Brot. Nicht Applaus!“, mahnte Hornschuh.

Bei der Tagung „KI als Partnerin oder Konkurrenz für Kreative“ kamen Betroffene, Funktionäre und die interessierte Öffentlichkeit unter der Leitung von Studienleiter Peter Steinle (peter.steinle@ev-akademie-boll.de) in der Evangelischen Akademie Bad Boll zusammen.

Gerne stehe ich Ihnen für Rückfragen per Mail oder telefonisch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Miriam Kaufmann, Referentin Kommunikation & Marketing

Evangelische Akademie Bad Boll

Akademieweg 11 | 73087 Bad Boll

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