Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
++ Korrektur | Bündnis aus Fischerei, Handel, Wissenschaft und Naturschutz fordert Kurswechsel in der EU-Fischereipolitik – Visionen zur Zukunft der Fischerei in Europa vorgestellt ++
Pressemitteilung
Korrektur der Pressemitteilung vom 11. Dezember | 162
BUND-Pressestelle
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Bündnis aus Fischerei, Handel, Wissenschaft und Naturschutz fordert Kurswechsel in der EU-Fischereipolitik
Visionen zur Zukunft der Fischerei in Europa vorgestellt
- Gerechter Wandel statt kosmetischer Änderungen
- Politik ist gefordert, um diesen Wandel voranzutreiben
- Meeresökosysteme sind in schlechtem Zustand
Korrektur: In der vorangegangenen Version der Pressemitteilung waren die Kontaktdaten unserer Fischereiexpertin Valeska Diemel nicht korrekt. Bitte nutzen Sie die untenstehenden Daten. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
Berlin/Brüssel. Erstmalig veröffentlicht heute ein Bündnis aus Fischerei, Fischhandel, Wissenschaft und Naturschutz eine gemeinsame Vision für die Zukunft der Fischerei in Europa. Den ungewöhnlichen Verbändezusammenschluss eint die Sorge um die Ökosysteme unserer Meere und ein gesichertes Auskommen für kleine Küstenfischer*innen. Der Verband der europäischen Kleinfischer*innen (Low Impact Fishers of Europe) und die europäische Meeresschutzorganisation Seas At Risk fordern gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und zwölf weiteren Bündnispartnern deshalb unter anderem Maßnahmen zur Wiederherstellung von Meeresökosystemen, sowie die Stärkung von Direktvermarktungskonzepten.
Valeska Diemel, BUND-Expertin für Fischerei: „Die Meeresökosysteme sind in einem schlechten Zustand und kleine Küstenfischer*innen können nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Wir sehen, wie frühere Fischerorte vereinsamen. Gleichzeitig fängt die industrielle Fischerei massenhaft Fisch für die Futtermittelproduktion und schadet damit der Natur. Deshalb setzen wir uns gemeinsam für eine umweltschonende und faire Fischerei ein.“
Marta Cavallé, Geschäftsführerin des Verbands europäischer Kleinfischer*innen: „Die europäische Fischerei steht an einem Scheideweg. Angesichts des rasanten ökologischen und gesellschaftlichen Wandels weltweit brauchen wir eine neue, gemeinsame Vision für die Fischerei, die uns eine bessere Zukunft sichert. Die Zukunft liegt in umweltschonender Fischerei, die die Funktionen der Ökosysteme wiederherstellt, Fairness und soziale Gerechtigkeit gewährleistet und lebendige lokale Fischereigemeinschaften sowie würdige Existenzgrundlagen fördert.“
Deutschlan d muss eine treibende Kraft dieses Wandels werden
Gerade verhandeln die EU-Fischereiminister*innen in Brüssel über die Fangquoten für den Nordostatlantik für 2026. Die Verhandlungen sind schwierig, denn der Zustand vieler Fischpopulationen verschlechtert sich weiter. Die Verpflichtung der EU, die Überfischung bis zum Jahr 2020 zu beenden, wurde immer noch nicht erfüllt, ebenso wenig wie das Ziel, den guten Umweltzustand von Nord- und Ostsee wiederherzustellen.
Diemel: „Mit kosmetischen Veränderungen und Techno-Fixes schaffen wir es nicht aus der Krise. Das haben die letzten Jahre deutlich gezeigt. Der grundlegende Systemwandel, den wir in unserer Vision aufzeigen und fordern, ist keine Spinnerei, sie ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit und eine ökologische und moralische Verpflichtung. Der Wandel wird nicht über Nacht geschehen, aber er ist möglich. Was jetzt benötigt wird, sind politischer Wille, öffentliche Investitionen und kollektiver Mut, um ihn in Gang zu setzen.“
Erst 2024 hatte die deutsche Bundesregierung die Zukunftskommission Fischerei mit der Arbeit an einer Zukunftsvision für den Fischereisektor beauftragt. Die gemeinsamen Empfehlungen der Kommission enthalten wichtige Elemente eines gerechten Wandels, doch die Umsetzung bleibt aktuell hinter den Erwartungen des BUND zurück: „Bundesfischereiminister Alois Rainer (CSU) darf nicht nur die Empfehlungen priorisieren, die im Interesse der Fischereiindustrie sind. Wir erwarten eine vollständige Umsetzung, sonst verlieren die Empfehlungen der Kommission an Legitimation.“
Hintergrund:
Das Dokument "Die Fischerei neu denken: Eine Vision für eine faire und umweltschonende Fischerei in Europa“ wurde zwei Jahre lang in einem Bottom-up-Verfahren entwickelt. Es flossen dabei die Standpunkte von Expert*innen aus Fischfang, Fischhandel, Umweltschutz und Wissenschaft aus sieben verschiedenen europäischen Ländern ein. Das Thema steht aktuell hoch auf der politischen Agenda: Die Europäische Kommission bereitet aktuell ihre strategische Vision für Fischerei und Aquakultur bis 2040 vor, prüft eine Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik und entwickelt mit dem „Ocean Act“ gerade ein neues Gesetz, das die europäische Meerespolitik ganzheitlicher und kohärenter machen soll.
Die Zukunftskommission Fischerei tagte im Auftrag der Bundesregierung zwischen März 2024 und April 2025. Sie erarbeitete unter der Beteiligung von ca. 40 Vertreter*innen aus Fischerei, Behörden, Wissenschaft und Naturschutz Maßnahmen-Empfehlungen für die Zukunft der Fischerei in Deutschland. Wichtige Empfehlungen sind unter anderem eine verbesserte Transparenz über die Zuteilung von Fangquoten, ein ökosystembasiertes Fischereimanagement, sowie wirksame Meeresschutzgebiete und eine Diversifizierung des Tätigkeitsfeldes von Fischer*innen.
Mehr Informationen:
- Die Vision für eine umweltschonende und faire Fischerei in Europa steht in einer Vollversion und Kurzversion in fünf Sprachen auf der Website des Bündnisses zur Verfügung: www.rethinkfisheries.eu
- Mehr zu Fischerei auf bund.net: www.bund.net/meere/fischerei
- Abschlussbericht der Zukunftskommission Fischerei von April 2025:
- Kontakt: Valeska Diemel, BUND Fischerei-Expertin, valeska.diemel@bund.net, Mobil: 0178-8101714. Vor Ort in Brüssel vom 10.-12.12.2026.
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Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Nicole Anton (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin