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Kölner Stadt-Anzeiger: Historiker streiten über 68 Norbert Frei greift Götz Aly an: Obszönes Spiel

Köln (ots)

Der renommierte Jenaer Zeithistoriker Norbert Frei
hat seinen Kollegen Götz Aly wegen dessen Buch über die 68er-Bewegung
scharf angegriffen. Die "simple Parallelisierung" von 
Natio-nalsozialismus und Studentenbewegung sei "wirklich 
oberflächlich und eines Historikers nicht würdig", sagte Frei im 
Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Aly wisse
es im Übrigen selbst besser. "Das Obszöne ist, dass er hier gezielt 
mit den Provokationsmecha-nismen der Medien spielt", so Frei.
Aly hatte in seinem Buch "Unser Kampf" die These vertreten, die 
Führer der Studentenbewegung um Rudi Dutschke seien in Sprache und 
Denken ähnlich totalitär gewesen wie die Nationalsozia-listen.
Der Schriftsteller Peter Schneider, einst Wortführer der 68er in 
Berlin, warf Aly vor, für seine per-sönliche 
Vergangenheitsbewältigung die ganze Bewegung zu vereinnahmen. "Aly 
selbst war ein ziemlicher Rabauke", sagte Schneider der Zeitung. 
"Heute mag er ja meinetwegen so weit gehen und sich selbst in der 
Rückschau als Neonazi outen, aber er kann deshalb nicht die ganze 
Bewegung in dieses Boot ziehen."
Zur Bewertung Rudi Dutschkes sagte Schneider, der im April vor 40 
Jahren durch ein Attentat schwer verletzte Studentenführer sei "vom 
Charakter her der vertrauenswürdigste Mann" in der Spitze des 
"Sozialistischen Deutschen Studentenbundes" (SDS) gewesen. Frei 
bezeichnete die "bis zuletzt undiskutierte Zentralfigur der 68er" als
"ausgesprochen skrupulös" in der Frage der Gewaltanwendung, "wenn 
auch nicht immer klar". Für Dutschkes Selbstfindung sei eine tief 
christliche Prägung wichtig gewesen.  " In seinen 
Tagebuchaufzeichnungen zu Ostern 1964 etwa versteht er sich im Grunde
ja als Jünger Jesu, und seine Zukunft als Revolutionär ist gleichsam 
am Modell Jesu orientiert", so Frei.

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