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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zu den Sterbefällen in einer Mainzer Klinik

Bielefeld (ots)

Die Nierenspende von Frank-Walter Steinmeier und drei tote Babys innerhalb von nur 72 Stunden: Zwei aktuelle Fälle aus der modernen Medizin, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, haben uns sehr berührt und betroffen gemacht. Auf der einen Seite die mit so viel Hoffnung verbundene Nachricht, dass ein Ehemann seiner schwerkranken Frau mit einer Organspende das Leben retten möchte und im harten Kontrast dazu der Tod dreier Kinder, der uns traurig und sprachlos macht. Der Säugling, der am Montagabend verstarb, ist in der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen. Sein kleiner, geschwächter Körper - eine Handvoll Leben - war zu schwach. Der Inhalt der Infusionsflaschen, der eigentlich das Leben aller drei Babys retten sollte, bedeutete sein Tod. Ob die drei Kinder heute unter anderen hygienischen Umständen lebensfähig und gesund wären - wir wissen es nicht. Noch immer steht die Ursache nicht fest, wie es zu der mit Bakterien verschmutzten Infusion auf der Intensivstation der Uniklinik Mainz kommen konnte. Auch wenn vieles auf die Verunreinigung von Schläuchen und somit menschliches Versagen hindeutet, weiß derzeit noch niemand, woran die Babys letztendlich gestorben sind. Ob die Keime den Tod verursacht oder die schweren Vorerkrankungen der Frühgeburten zum Herzstillstand geführt haben oder sogar beides - auch das muss noch geklärt werden. So bitter und tragisch der Tod der Babys ist - so nötig erscheint es, dass die Hygiene in deutschen Krankenhäusern auf den Prüfstand gehört. Warum die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Hygieneverordnungen und -standards haben, ist nur schwer nachvollziehbar. Ob eine einheitliche, bundesweite Verordnung mit schärferen Kontrollen durch Fachpersonal sinnvoll ist, muss geprüft werden, genauso wie die Forderung nach einem Hygienebeauftragten, den es bisher nur in etwa 60 Prozent aller deutschen Krankenhäuser gibt. Fakt ist, dass die Hygiene in den Kliniken im weltweiten Vergleich zwar nicht schlecht ist, aber verbessert werden muss. Auch wenn viele Krankenhäuser unter einem gewaltigen Kostendruck stehen: An der Sauberkeit darf nicht gespart werden. Die Hygiene muss uns so viel wert sein, dass nicht noch mehr Kinder sterben müssen. Und vor allem: Die Krankenschwestern und Ärzte, die zumeist gut und hart arbeiten, brauchen Unterstützung. Sie müssen regelmäßig geschult werden, damit sie so verantwortungsvoll handeln können, wie es (lebens)-notwendig ist. In Fragen der Hygiene sind Nachhaltigkeit und Gründlichkeit wichtiger als blinder Aktionismus. Einen Aktionstag »Saubere Hände« zu veranstalten, wie von den Grünen vorgeschlagen, ist nur Augenwischerei. Es muss viel mehr getan werden. Das sind wir den tausenden Menschen, die Jahr für Jahr an Infektionen sterben, schuldig. Und nicht zuletzt sind wir es den drei Babys schuldig, die jetzt vielleicht noch am Leben wären.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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