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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NRW-Wahlkampf

Bielefeld (ots)

Bis zu seinem 59. Geburtstag am 26. Juni sind es
zwar noch 15 Wochen, doch ein vorzeitiges und völlig unerwartetes 
Geschenk hat Jürgen Rüttgers bereits in dieser Woche erhalten. Und 
das stammt ausgerechnet von einer Frau, die den 
NRW-Ministerpräsidenten am 9. Mai am liebsten aus dem Amt jagen 
möchte: Hannelore Kraft.
Pleiten, Pech und Pannen: So lässt sich der Wahlkampf im größten 
Bundesland derzeit wohl am besten beschreiben. Erst gerät der 
Amtsinhaber mit seiner peinlichen Sponsoring-Affäre gehörig ins 
Stolpern. Und keine zwei Wochen später leistet sich die 
Herausforderin ebenfalls einen - wenn auch nicht zu vergleichenden - 
Fehltritt.
Ausgerechnet beim Thema Hartz IV, das für die Sozialdemokraten 
ohnehin ein besonders sensibles ist, machte die SPD-Chefin keine gute
Figur. Kraft hatte von den Kommunen Angebote einfacher und nur 
symbolisch entlohnter Arbeit für Hartz-IV-Leistungsempfänger 
gefordert und wurde prompt mit Guido Westerwelle verglichen. 
Gewerkschaften, Sozialverbände - eigentlich alle, die der SPD 
nahestehen - reagierten empört oder zumindest überrascht angesichts 
des unerwartete harten Hartz-Kurses, der der SPD ja in den 
vergangenen Jahren ohnehin massiv Wähler und Mitglieder gekostet 
hatte.
Dabei hat Hannelore Kraft etwas ganz anderes gemeint als Guido 
Westerwelle. Was sie will, nämlich bessere Angebote für 
schwervermittelbare Arbeitslose, hat sie nicht auf den Punkt bringen 
können. Nahezu alle Politiker der SPD in Land und Bund mussten 
helfen, Krafts Ideen zu erklären. Guter Wahlkampf mit verständlichen 
Botschaften sieht anders aus.
Acht Wochen vor der Landtagswahl läuft es für beide große Parteien 
noch nicht rund. Die Fehltritte von Rüttgers und Kraft haben Spuren 
hinterlassen - bei dem einen mehr, bei der anderen weniger. Größter 
Profiteur sind derzeit die Grünen, die in Umfragen mit etwa zwölf 
Prozent für ihre Verhältnisse recht gut dastehen. Das hat auch Jürgen
Rüttgers längst erkannt und den Schmusekurs begonnen. Der Amtsinhaber
hält mehrere Trümpfe in der Hand. Wenn es für die Fortsetzung von 
Schwarz-Gelb nicht reichen sollte, bliebe die Variante Schwarz-Grün 
oder Jamaika.
Die SPD hat eigentlich nur eine einzige ernstzunehmende Machtoption: 
Und das ist Rot-Grün. Ob sich die Mehrheit der Wähler jedoch dafür 
begeistern lässt, ist mehr als fraglich. Mit der Linkspartei eine 
Koalition einzugehen, wäre politischer Selbstmord. Eine Duldung 
dieser Gruppierung kommt ohnehin weder für die Grünen noch für die 
SPD selbst in Frage. So bleibt für Hannelore Kraft nur noch die Große
Koalition unter Führung des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers.
Am Freitag hat der »richtige« Wahlkampf begonnen. Die CDU geht in die
Offensive und macht die Schulpolitik zum Thema. Endlich, möchte man 
hinzufügen. Endlich wird aus dem Wahlkrampf ein Wahlkampf.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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