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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Oskar Lafontaine

Bielefeld (ots)

Oskar Lafontaine fällt aus - und in der
Linkspartei tut sich eine Lücke, womöglich gar ein Spalt auf, den der
umtriebige Saarländer wie kein anderer überbrückt.
Bei den Landtagswahlen Ende August an der Saar schaffte die 
Linkspartei 21,3 Prozent und zwar auf Kosten von Lafontaines alter 
mit Schimpf und Schande verlassenen SPD-Heimat. Der prompte Wechsel 
aus dem Fraktionsvorsitz im Bundestag in den reichlichen 
provinziellen Landtag von Saarbrücken galt Beobachtern als eine der 
vielen strategischen Finten, die Lafontaine in seinem politischen 
Leben schon hingelegt hat. Jetzt stellt sich die Sache anders dar.
Ohne dass seine Krebserkrankung öffentlich näher bezeichnet wird, 
scheint Lafontaine schon gewisse Zeit darum zu wissen. Auch die 
Tatsache, dass er erst noch eine Debatte im Landtag abwartet, um sich
danach mindestens bis zum neuen Jahr in die Obhut seiner Ärzte zu 
begeben, deutet für viele auf einen gewissen Spielraum in der 
Terminplanung hin.
Ohne Lafontaine erscheint die Linkspartei künftig deutlicher als das,
was sie für Eingeweihte schon länger ist - nämlich eine zweigeteilte 
Partei.
Im Osten bestehen die beharrenden, andere sagen »konservativen« Kader
fort. Sie achten auf Pfründe, Mandate, Planstellen und 
Fraktionsgelder. Auch wollen sie, dass Themen wie Stasi-Renten und 
alte Verstrickungen fein aus der Tagespolitik herausgehalten werden. 
Sonst nichts.
Im Westen dagegen findet sich eine Melange aus radikaler Linke, alten
Straßenkämpfern und weltrevolutionärer Phantasterei, angereichert um 
aufrechte Gewerkschafter, denen die SPD seit Dresden wieder gefallen 
könnte.
»Wir wollen in gar keine Koalition«, machten einzelne Delegierte beim
jüngsten Landesparteitag der Linken in Hamm klar. Die Verstaatlichung
von Energie- und Großkonzernen stehen hier ebenso auf dem Programm 
wie die Abschaffung von Knästen, Gymnasien und Rauschgiftverboten.
 Gastredner Lafontaine schaffte es trotz aller rhetorischen Tricks 
nicht, den 8500 Mitglieder zählenden NRW-Linksverband vom Pfad 
unrealistischer Radikalpolitik abzubringen. Er bat dringend, das 
bundesweite Erscheinungsbild der Partei und deren Wählbarkeit für 
möglichst breite Schichten im Blick zu behalten. Dabei weiß er, dass 
er bei Betonstalinisten damit nur auf taube Ohren trifft.
Stattdessen bekam Lafontaine reichlich Beifall für die andere, den 
West-Radikalen bestens behagende Argumentationslinie: 
Regierungsbeteiligungen wie in Brandenburg, wo die Linke zum Sparen 
bereit ist und Entlassungen mitträgt, dürfe es nie und nimmer geben. 
Alle jubelten, und jedem war auch klar, dass in Potsdam genau dies 
geschieht, wie vorher schon im rot-roten Senat von Klaus Wowereit 
knallhart durchgezogen.
Paradox: Ein aktiver Lafontaine gilt als größtes Hindernis für eine 
Koalition mit der SPD, aber ohne Lafontaine drohen der Linkspartei 
Schwäche und sogar Spaltung.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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