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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Opel-Entscheidung

Bielefeld (ots)

Im Grunde genommen stand es vom ersten Moment an
fest: Opel wird es ohne die Nabelschnur zur Mutter General Motors 
niemals geben. Die Verknüpfungen der europäische Tochter mit der 
Zentrale in Detroit sind einfach zu vielschichtig, um eine komplette 
Trennung vollziehen zu können.
Ein vorsichtiges Abnabeln und die damit verbundene Annäherung an 
einen neuen Partner aber schien durchaus denk- und machbar. 
Wiederholt hatte GM in den vergangenen Monaten betont, einem Verkauf 
an Magna zuzustimmen, um Opel zu retten und eine Chance für die 
Zukunft zu geben.
Alles Taktik. Ein Spiel auf Zeit, wie sich jetzt herausstellt. Frei 
nach dem Motto »Was stört mich mein Geschwätz von gestern« will GM 
nun doch an Opel festhalten. Schon die Begründung dafür ist eine 
Farce. Ein verbessertes Umfeld für GM und die große Bedeutung von 
Opel für die globale Strategie des Unternehmens sollen es sein, die 
jetzt plötzlich gegen den Verkauf an Magna und für eine »ernsthafte 
Restrukturierung des europäischen Geschäfts« sprechen.
Da Opel an Wichtigkeit in den vergangenen Wochen und Monaten kaum 
gewonnen oder verloren haben dürfte, bleiben also nur ein paar mehr 
verkaufte Autos auf dem US-Markt, die zum Sinneswandel in Detroit 
geführt haben? Niemals! Die GM-Bosse haben bis zur allerletzten 
Sekunde gepokert. Jetzt, da die Opelaner ihre Karten auf den Tisch 
gelegt haben und zu sehen ist, mit welchem Einsatz sie um ihren 
Arbeitsplatz spielen, da schlägt GM erbarmungslos zu.
 Die Verzichtserklärungen der Beschäftigten reichen GM jedoch längst 
nicht aus. Weitere Kooperationen werden bereits massiv eingefordert. 
Sollte man sich nicht einigen, hätte dies die Insolvenz zur Folge, so
die unmissverständliche Drohung. Das indessen ist nichts anderes als 
Erpressung.
 Erwartet werden, wie der US-Konzern bereits mehrfach betont hat, 
massiver Stellenabbau und möglicherweise auch Werksschließungen. Hier
ist Bochum stark gefährdet. Schließlich soll dort von 2010 an der 
neue Zafira gebaut werden. Dazu aber muss die Produktion mit 
Millionenaufwand erneuert werden.
Geld, das GM nun wahrlich nicht hat. Aus diesem Grund erscheint es 
auch eher unwahrscheinlich, dass die noch ausstehenden 900 000 
Millionen Euro aus dem Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro, 
den Bund und Länder gewährt hatten, tatsächlich fristgerecht 
zurückgezahlt werden. GM hat mit der Entscheidung das letzte Fünkchen
Glaubwürdigkeit verloren und gleichzeitig den deutschen Politikern 
eine schallende Ohrfeige verpasst.
Die haben mit dem Kredit GM letztlich nur Zeit gegeben, in Ruhe 
abzuwarten. Skeptiker wie Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatten von
Anfang an nachdrücklich davor gewarnt. Politische Maßnahmen 
funktionieren halt nicht als wirtschaftliches Regulativ. Das hat 
schon der Fall Hoch-Tief während der Regierungszeit von Gerhard 
Schröder gezeigt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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