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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Volksabstimmungen

Bielefeld (ots)

Die Partei der Nichtwähler wächst. 13,8
Millionen Bürger haben bei der Bundestagswahl 2005 den Gang zur Urne 
verweigert. Im internationalen Vergleich fällt die Wahlbeteiligung 
noch hoch aus, aber ein Warnzeichen ist es dennoch. Die Politik 
könnte dem Problem wachsender Enthaltung durch die Einführung der 
Wahlpflicht wie in Belgien begegnen. Aber das wäre nur eine 
Scheinlösung. Die Väter des Grundgesetzes lehnten eine Wahlpflicht 
ab, weil sie mündige Bürger wünschten. Die Wahlenthaltung ließen sie 
bewusst als Möglichkeit zu, Unzufriedenheit mit dem politischen 
System auszudrücken.
Zweifellos gibt ein beträchtlicher Teil der Nichtwähler aus 
Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder Zufriedenheit mit den 
Verhältnissen im weiterhin wohlhabenden Deutschland kein Votum ab, 
aber die Parteien würden es sich zu einfach machen, wenn sie auf 
diese »Drückeberger« zeigen.
 Der Verein »Mehr Demokratie«, ein Zusammenschluss engagierter 
Bürger, stellt bei Aktionen in Fußgängerzonen fest, dass sich die 
Deutschen mehr direkte Demokratie wünschen. Sie wollen nicht nur 
einmal wählen und dann vier Jahre lang zugucken. Zurecht fragen sie, 
warum es auf kommunaler und Landesebene Bürgerentscheide gibt, nur 
auf Bundesebene nicht. Wenn es um Europa, die Energieversorgung der 
Zukunft und Militäreinsätze geht, wollen sie darüber abstimmen. Das 
bedeutet keine Abschaffung der repräsentativen Demokratie, sondern 
deren Ergänzung.
In der Tat ist es nicht nachzuvollziehen, warum der Bundespräsident, 
der sich dezidiert als über den Parteien stehend begreift, nicht vom 
Volk direkt gewählt wird. Natürlich würden sich dann die politischen 
Gewichte in der Bundesrepublik verschieben, der Bundespräsident wäre 
mehr als ein Händeschüttler. Dadurch würde Konkurrenz zwischen 
Kanzler und Präsident eingebaut, sagt Ulrich Kober von der 
Bertelsmann-Stiftung richtig. Aber wäre das so schlimm? Kanzler 
müssen auf ihre Partei genauso viel Rücksicht nehmen wie auf ihre 
Wähler - ein schwieriger Spagat. Ein vom Volk direkt gewählter 
Präsident würde die Seite des Bürgers, des Souveräns, stärken.
Kritiker direkter Demokratie warnen vor dem unkalkulierbaren Volk, 
vor wortgewaltigen Propagandisten, vor Abstimmungen, die Deutschland 
in der Welt isolieren. Erfahrungen aus der Schweiz zeigen das 
Gegenteil. Vor Volksabstimmungen befassen sich die Menschen intensiv 
mit dem Für und Wider eines Themas. Mehr als 60 Jahre nach Hitler 
muss das deutsche Volk nicht mehr vor sich geschützt werden.
Wenn es um direkte Demokratie geht, wirken die Parteien wie ein 
Hemmschuh. Außer wohlfeilen Wahlappellen kommt von ihnen nichts. 
Statt direkte Demokratie zu befördern, verhalten sie sich abwartend 
oder ablehnend. Die Zweifel sind zu groß. Demokratie lebt vom 
Mitmachen; je mehr Möglichkeiten dem Bürger offenstehen, desto 
wahrscheinlicher ist es, dass das politische Interesse wächst und die
Zahl der Nichtwähler sinkt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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