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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum G20-Treffen in London

Bielefeld (ots)

Machen wir uns nichts vor. Auch die Mächtigsten
dieser Welt können die globale Talfahrt nicht umkehren. Weder nie 
gekannte Billionen-Summen noch ein knallhartes Schlussdokument oder 
harmonische Familienfotos können darüber hinweg täuschen, dass sie 
die Weltwirtschaftskrise 2009 allenfalls lindern.
Und dennoch: Das Treffen der G20 in London ist ein Erfolg, weil 
einheitliches Vorgehen erkennbar wird. Das ist schon sehr viel im 
Polit-Business, wo das Ich vor dem Wir rangiert. Höflich wurde von 
den 20 Nationen auch versichert, die eigene Währung nicht auf Kosten 
der anderen zu stützen. Schließlich erhalten Schwellenländer wieder 
Kapital. Mit der deutlich verbesserten finanziellen Ausstattung des 
Internationalen Währungsfonds folgt die Londoner Konferenz dem Ruf 
von Bundespräsident Horst Köhler nach einem neuen Bretton Woods, 
mithin einem Neuanfang bei den Weltrfinanzen. Begrüßenswert ist auch 
der kollektive Erkenntnisgewinn, wonach Schluss sein soll mit 
unregulierten Hedge-Fonds, und fehlleitenden Bonusprogrammen.
 Seit der ersten Weltwirtschaftskrise vor achtzig Jahren hören 
Wirtschaftsstudenten im Grundkurs: Dynamische Märkte sind in der 
Lage, ihre eigene Grundlage zu zerstören. Ohne Regeln geht es nicht, 
nicht einmal bei den so gescholtenen Ordoliberalen. Kartellamt, 
Monopolverbote, Bilanzpflichten und handfeste Risiko-Absicherung 
müssen sein.
Jeder weiß das, nur die Weltmärkte kennen das nicht. Deshalb muss 
Ordnung sein.
 Bemerkenswert ist, wie raffiniert Angela Merkel im Zusammenspiel mit
Nicolas Sarkozy die europäische Karte spielen konnte. Auf höchsten 
Gipfeln erfahren, hat die Deutsche in einer Seilschaft mit dem 
Franzosen die Spur gelegt und neue Finanzmarktregeln festgezurrt. 
Ginge es nach Peking oder Washington, würde schon bald wieder 
Wildwest in Börsensälen möglich. Nicht mit den Europäern. Zahllose 
EU-Gipfel haben sie die raffinierten Händel mit Druck und Einlenken 
gelehrt. Kein Wunder, dass sie soviel Einfluss nehmen konnten
Niemand weiß jedoch, ob die Krise letztlich gemeistert werden kann 
und ob das gestern gestartete Billionen-Bingo überhaupt Gewähr auf 
Gewinn gibt. Viel deutet im übrigen daraufhin, dass Europa länger 
ächzen wird als andere.
 Schon jetzt ist klar, dass China seinen Aufstieg auch in schweren 
Zeiten fortsetzt. Mehr als die Petrodollar werden derzeit reichlich 
Sino-Milliarden angelegt. Von Australiens Kupferminen, über 
kalifornische Computerfirmen bis zu Afrikas Diamentenfeldern - alles 
ist günstig zu haben für China, das immer noch Bares auf der hohen 
Kante hat.
Auch die USA könnten laut Financial Times eher als andere die Kurve 
kriegen. Dennoch werden sie wohl nie wieder einziger, alles 
bestimmender Akteur auf der Weltwirtschaftsbühne werden. So gesehen 
besetzen Barack und Michelle Obama in diesen Tagen eine Rolle, die 
nur noch vom Glanz vergangener Zeiten lebt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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