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"Wir geben niemandem die Schuld!": Überlebende des Transrapid-Unglücks erstmals im TV Zitate frei bei Nennung "Menschen und Schlagzeilen", NDR Fernsehen!

Hamburg (ots)

"Es hat noch jemand laut 'Bremsen!' geschrien und
dann kam auch schon alles auf mich zu." So beschreibt Stefanie 
Hunfeld die letzten Sekunden, bevor der Transrapid auf den 
Werkstattwagen geprallt ist. Die 28-jährige Krankenschwester und ihre
31-jährige Kollegin Marita Frerichs gehören zu den zehn Menschen, die
bei dem Unglück im September letzten Jahres schwer verletzt aus den 
Trümmern geborgen wurden. 23 Insassen des Zuges kamen damals ums 
Leben. In der Sendung "Menschen und Schlagzeilen" des NDR Fernsehens 
sprachen am Mittwoch, 7. März, erstmals Überlebende über die 
Katastrophe.
Im Dialog mit Moderatorin Susanne Stichler bedankten sich Hunfeld 
und Frerichs bei allen, die ihnen nach dem schweren Unfall zur Seite 
gestanden haben. "Es gibt ein Leben vor dem 22. September 2006 und 
eines danach", sagte Frerichs. "Man ist sich jetzt doch sehr bewusst,
dass es jederzeit zu Ende sein kann." Nur durch einen Zufall saßen 
die beiden Krankenschwestern überhaupt in dem Unglückszug. Ihr Chef 
hatte die Fahrt für eine Gruppe von Vorstandsmitgliedern des 
Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) organisiert. 
Kurzfristig waren jedoch zwei Teilnehmer ausgefallen, deren Plätze 
die beiden Frauen einnahmen. Aus der elfköpfigen Gruppe kamen sechs 
Menschen ums Leben.
Gleich mehrere Schutzengel habe sie gehabt, sagte Hunfeld. Kurz 
vor dem Aufprall hatte sie sich im Zug noch einmal umgesetzt, weiter 
nach hinten und ans Fenster. "Das hat mir mit Sicherheit das Leben 
gerettet." Die Menschen im vorderen Zugteil seien alle sofort tot 
gewesen. Neben den körperlichen Schmerzen sei das schlechte Gewissen 
gegenüber den Opfern und deren Hinterbliebenen am schlimmsten 
gewesen. "Ich habe mir immer wieder Fragen gestellt: Hätte ich nicht 
noch irgend jemandem helfen können? Warum habe ausgerechnet ich 
überlebt und warum sind so viele andere tot?", so Stefanie Hunfeld.
Auch zur Schuldfrage äußerten sich die beiden Frauen in der 
Sendung. Sie machen den Männern in der Leitstelle keine Vorwürfe. 
"Für diese Tragödie kann kein einzelner Mensch verantwortlich gemacht
werden", sagte Hunfeld. Allerdings sei für sie offensichtlich, dass 
"es Mängel am Sicherheitskonzept gegeben habe". Die beiden 
Mitarbeiter in der Leitstelle hatten dem Transrapid die Startfreigabe
erteilt, obwohl noch ein tonnenschwerer Werkstattwagen auf der 
Strecke stand. Dieser war nicht in das automatische Sicherheitssystem
integriert.
Beide Überlebende hätten keinerlei Probleme damit, wenn an der 
Versuchsstrecke in Lathen demnächst wieder der Betrieb aufgenommen 
würde. "Der Transrapid gehört einfach zu unserer Region", sagte 
Frerichs.
Nach dem Unfall im September war eine Diskussion um die Sicherheit
auf der Teststrecke im Emsland und um die Transrapid-Technologie 
entbrannt. Kommenden Montag tritt in Hannover zum vorerst letzten Mal
der Transrapid-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags 
zusammen.
7. März 2007

Pressekontakt:

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NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199

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