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Schwere Vorwürfe gegen private Jugendhilfe-Einrichtung in Melle - Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt

Hamburg (ots)

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt gegen den Leiter einer privaten Jugendhilfe-Einrichtung in Melle wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung. Nach NDR Recherchen soll der Pädagoge eine heute 18-Jährige geschüttelt, gewürgt und zur Einnahme von Beruhigungsmitteln gezwungen haben. Der 58-Jährige war in dieser Woche zu einer Stellungnahme gegenüber dem NDR nicht bereit. Das niedersächsische Landesjugendamt hatte die Einrichtung in den vergangenen Jahren mehrfach überprüft, aber keine Maßnahmen eingeleitet.

Vor drei Monaten bereits war die damals noch 17-Jährige aus der Einrichtung geflohen - aus Angst vor erneuten Übergriffen, sagte das Mädchen NDR 1 Niedersachen. Sie wandte sich an eine Vertrauensperson, die dann die Polizei informierte, wie die Osnabrücker Staatsanwältin Wiebke Warnking bestätigt. In der Vernehmung habe das Mädchen von drei Vorfällen berichtet: "In zwei Fällen soll ihr der Arm auf den Rücken gedreht worden sein", so Warnking, "in einem Fall soll sie darüber hinaus gewürgt bzw. auch in den Schnee geschickt worden sein, obwohl sie nur ein T-Shirt trug." Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen: "Es werden noch Zeugen vernommen und auch der Beschuldigte selbst wird noch Gelegenheit zur Stellungnahme haben."

Im September hatte die Jugendliche dem NDR berichtet, der Heimleiter sei "sauer" auf sie gewesen. "Dann hat er gesagt: Wir gehen jetzt barfuß draußen spazieren. Und dann hat er mich halt rausgezogen, hat mich gegen die Wand gedrückt und gewürgt. Und dann meinte er, ich soll jetzt Tabletten nehmen, damit ich ruhiger werde und dann hat er mir zwei in den Mund reingesteckt und wollte dann nochmal zwei hinterher stecken, die hab ich dann aber wieder ausgespuckt und dann hat er mir Wasser über den Kopf geschüttet. Danach war ich müde und dann hab ich geschlafen."

Das sogenannte "Haus im Elfenland" nimmt Kinder mit auffälligem Verhalten, Lernstörungen oder Psychiatrieerfahrungen auf. Auch die heute 18-Jährige steckte in Krisensituationen und war in Therapieeinrichtungen. Als sie im vergangenen September Vorwürfe gegen den Heimleiter erhob, war sie nicht die Erste. Bereits im November 2007 hatte die Direktorin einer Förderschule in Melle Anzeige gegen den Mann erstattet, weil ein Schüler, der in der Einrichtung lebte, mit Verletzungen im Gesicht zum Unterricht erschienen war. Die Schule informierte Jugendamt und Polizei, der Junge wurde in eine andere Einrichtung gebracht. Er berichtete von strengen Erziehungsmethoden, so die Direktorin der Förderschule: "Das war dann zum Beispiel auch, dass morgens schon ganz früh und auch bei niedrigen Temperaturen man immer erst mal im Teich baden musste. Und wenn das Wasser sieben Grad hat, ist das nicht so schön."

Die Ermittlungen 2007 und 2008 gegen den Leiter des "Hauses im Elfenland" wurden eingestellt. Die Heimaufsicht des niedersächsischen Landesjugendamtes überprüfte die Einrichtung erstmals 2007 und erneut im Oktober 2010, stellte aber keine Mängel fest. Es hätten sich keine Hinweise ergeben, die beispielsweise den Entzug der Betriebserlaubnis rechtfertigen würden, sagte ein Sprecher des Landesjugendamtes NDR Info. Derzeit leben noch drei Kinder im "Haus im Elfenland".

Der Heimleiter war gegenüber dem NDR in dieser Woche zu keiner Stellungnahme bereit. Im Fall einer Anklage wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen droht ihm eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren.

Zitate frei bei Nennung NDR. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Katharina Lohmeyer, NDR Studio Osnabrück (0541/33 85 830) oder Christoph Heinzle, NDR Info Reporterpool (040/41 56 28 85).

6. Januar 2011 / RC

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