Alle Storys
Folgen
Keine Story von TÜV-Verband e. V. mehr verpassen.

TÜV-Verband e. V.

TÜV-Verband kritisiert deutschen Alleingang bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsrichtlinie

Berlin (ots)

Nationales CSRD-Gesetz: Bevorzugung der Wirtschaftsprüfer bei der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten führt zu hohen Kosten und Wettbewerbsnachteilen. Starke Belastungen für den deutschen Mittelstand - Konjunkturprogramm für die 'Big Four'. TÜV-Verband veröffentlicht Stellungnahme.

Der TÜV-Verband hat die Bevorzugung von Wirtschaftsprüfern bei der nationalen Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) scharf kritisiert. Die CSRD sieht vor, dass viele Unternehmen in der EU neben der Finanzberichterstattung künftig einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen. Der vorliegende nationale Gesetzentwurf verzichtet dabei auf die Möglichkeit, für die externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte neben Wirtschaftsprüfern auch andere unabhängige Prüfdienstleister und Auditoren mit technischen und branchenspezifischen Kenntnissen zuzulassen. "Der Webfehler des deutschen CSRD-Gesetzes verknappt die Prüfkapazitäten und lässt vorhandenes Know-how brachliegen, was zu hohen Kosten für die Unternehmen führen wird", sagt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. "Die Bundesregierung und das federführende Justizministerium haben sich die Entlastung des Mittelstands und die Förderung marktwirtschaftlicher Prinzipien auf die Fahnen geschrieben. Mit diesem Gesetzentwurf machen sie das komplette Gegenteil." Von der verpflichtenden Prüfung ihrer Nachhaltigkeitsberichte sind rund 15.000 Unternehmen betroffen. "Die Berichtspflicht ist ein wichtiger Schritt für den Umwelt- und Klimaschutz, sollte in der Praxis aber möglichst zeit- und kosteneffizient umgesetzt werden", betonte Bühler. Entscheidendes Kriterium dafür sei, dass die Unternehmen eine gute Auswahl an Prüfdienstleistern mit unterschiedlichen technischen und branchenspezifischen Schwerpunkten haben.

Einen offenen Prüfungsmarkt fordern neben dem TÜV-Verband weitere große Wirtschaftsverbände. Bereits im September 2023 haben sie sich in einem gemeinsamen Brief an das Bundesjustizministerium (BMJ), das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Finanzministerium (BMF) gewandt und vor Wettbewerbsnachteilen für deutsche Unternehmen gewarnt. Unterzeichnet haben das Schreiben neben dem TÜV-Verband Spitzenvertreter der Chemischen Industrie (VCI), des Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI), der Textilindustrie (Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie) sowie der Metallindustrie (Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM und WirtschaftsVereinigung Metalle). In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Mittelstand gaben 80 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie sich ein möglichst breites Angebot unabhängiger Prüfdienstleister für die Überprüfung ihrer Nachhaltigkeitsberichte wünschen.

Die Verbände sind der festen Überzeugung, dass für das Prüfen von Informationen zum Thema Nachhaltigkeit zusätzliche Kompetenzen erforderlich sind, die über die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse für die Prüfung von Finanzinformationen hinausgehen. Die zu prüfenden Nachhaltigkeitsangaben sind in den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) festgelegt und umfassen Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte. "Die ESR-Standards enthalten einen hohen technisch-naturwissenschaftlichen Anteil, für deren Prüfung spezifische Fachkenntnisse unerlässlich sind", sagt Bühler. Bereits heute stehen technische Prüfdienstleister zur Verfügung, die diese Qualifikationen und die organisatorischen Voraussetzungen besitzen. Neben dem ökologischen Fachwissen verfügen sie über Kompetenzen in den Bereichen Soziales und Governance, beispielsweise für die Bewertung der Sicherheit am Arbeitsplatz, gesellschaftlichem Engagement oder der Wahrung der Menschenrechte im Unternehmen und in den Lieferketten. "Die TÜV-Organisationen prüfen Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen bereits seit vielen Jahren auf freiwilliger Basis nach internationalen Standards", sagt Bühler. "Es gibt keine fachlichen oder wirtschaftlichen Gründe, weshalb auf bestehenden Kompetenzen und Kapazitäten unabhängiger technischer Prüfdienstleister verzichtet werden sollte."

Darüber hinaus befürchten die Wirtschaftsverbände Wettbewerbsnachteile innerhalb Europas. In Frankreich, Österreich, Irland und Spanien wurden so genannte unabhängige Erbringer von Bestätigungsleistungen in den nationalen Gesetzen bereits berücksichtigt bzw. sollen berücksichtigt werden. "Ein deutscher Alleingang würde die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen nachhaltig schwächen", sagt Bühler. "Das deutsche CSRD-Gesetz läuft auf ein Konjunkturprogramm für die 'Big Four' hinaus, da mittelständische Wirtschaftsprüfer kaum in der Lage sind, Finanz- und Nachhaltigkeitsberichte gleichzeitig zu prüfen." Der vorliegende Gesetzentwurf müsse dringend überarbeitet werden.

Die vollständige Stellungnahme des TÜV-Verbands ist abrufbar unter: https://www.tuev-verband.de/positionspapiere/stellungnahme-csrd

Die Ergebnisse der CSRD-Umfrage von Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands unter 500 Unternehmen mit 50 bis 1.000 Mitarbeitenden ist hier abrufbar: http://ots.de/Ytlhf8

Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen.

Pressekontakt:

Maurice Shahd
Pressesprecher
TÜV-Verband e. V.
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
030 760095-320, maurice.shahd@tuev-verband.de
www.tuev-verband.de | www.twitter.com/tuevverband

Original-Content von: TÜV-Verband e. V., übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: TÜV-Verband e. V.
Weitere Storys: TÜV-Verband e. V.
  • 24.04.2024 – 15:33

    TÜV-Verband begrüßt EU-Lieferkettengesetz

    Berlin (ots) - EU-Parlament verabschiedet Sorgfaltspflichtengesetz. Wichtiger Schritt auf dem Weg zu höheren Umwelt- und Sozialstandards weltweit. Das EU-Parlament hat heute mit deutlicher Mehrheit für das umstrittene Lieferkettengesetz gestimmt. Dazu sagt Juliane Petrich, Referentin Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband: "Die Verabschiedung des europäischen Lieferkettengesetzes ist ein wichtiger Schritt auf dem ...

  • 23.04.2024 – 15:23

    TÜV-Verband begrüßt "Recht auf Reparatur"

    Berlin (ots) - TÜV-Verband: Zustimmung des EU-Parlaments wichtiger Schritt. Wegwerfkultur beenden und verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen fördern. Unabhängige Prüfstellen können mit Zertifizierungen von Reparaturwerkstätten Beitrag zur Umsetzung leisten. Das EU-Parlament hat heute das "Recht auf Reparatur" beschlossen. Johannes Kröhnert, Leiter Büro Brüssel des TÜV-Verbands, sagt dazu: "Das Recht auf ...

  • 23.04.2024 – 10:23

    Vier von fünf Industrieunternehmen nutzen New Work Methoden

    Berlin (ots) - Hannover Messe zeigt Zukunft der industriellen Wertschöpfung. Digitalisierung und KI, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und ein intensiver Wettbewerb setzen die Unternehmen unter Anpassungsdruck. Weiterbildungsstudie des TÜV-Verbands zeigt: Nur ein Fünftel der New Work nutzenden Unternehmen bildet die Beschäftigen in neuen Arbeitsmethoden weiter. ...