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NABU

Globaler Hunger nach Haifischflossensuppe, Schillerlocke & Co rottet Meeresräuber aus - NABU fordert strenge Schutzmaßnahmen

Berlin/Hamburg (ots)

Im Vorfeld zur 15. Konferenz zum
Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) vom 13. bis 25. März in
Doha/Katar fordert der NABU strenge Schutzmaßnahmen für durch 
Überfischung bedrohte Haiarten wie Dorn-, Herings- und Hammerhaie 
sowie den atlantischen Blauflossenthun (Roter Thun). "Der weltweite 
Appetit auf Delikatessen wie Sushi, Haifischflossensuppe oder auch 
die in Deutschland so beliebte Schillerlocke treiben diese 
Meeresräuber an den Rand der Ausrottung", warnt NABU-Präsident Olaf 
Tschimpke. Gleichzeitig wies Tierparkchef Dr. Stephan 
Hering-Hagenbeck beim gemeinsamen Pressegespräch von NABU und 
Tierpark Hagenbeck in Hamburg darauf hin, welche enorm wichtige Rolle
Haie im Ökosystem Meer spielen und knüpfte die Verbindung zum für 
2010 ausgerufenen "Internationalen Jahr der Biodiversität".
In sechs Wochen ist es wieder so weit: Mehr als 2.000 Delegierte 
aus 175 Ländern werden auf der 15. CITES-Konferenz für zwei Wochen 
zusammenkommen, um über das Schicksal vieler Tierarten zu entscheiden
- darunter acht Haiarten und der atlantischen Blauflossen-Thunfisch. 
" Nie zuvor gab es auf einer CITES-Konferenz so viele Schutzanträge 
für Haie oder die Forderung nach einem Handelsstopp für eine 
kommerziell so bedeutende Art wie den Roten Thun. Das kommt nicht zu 
früh, denn es ist wirklich allerhöchste Zeit, dass der internationale
Handel für diese massiv bedrohten Fischarten endlich kontrolliert 
bzw. beendet wird", kommentiert die NABU-Artenschutz-Expertin Heike 
Finke.
Wirtschaftliche Interessen bedrohen das Überleben der Haie
Mehr als 100 Millionen Haie werden weltweit jährlich gefangen - 
vielen Arten droht durch die massive Überfischung das Aus. Dazu 
zählen auch heimische Arten wie der Dorn- und der Heringshai. Ihr 
hochwertiges Fleisch ist bei den europäischen Verbrauchern sehr 
begehrt. So wurden beispielsweise im Jahr 2000 allein in der EU 
20.000 Tonnen Dornhai-Fleisch konsumiert - ob in Deutschland als 
Schillerlocke (geräucherter Bauchlappen) oder "very british" als Fish
& Chips. Die große Nachfrage in Europa treibt international den 
kommerziellen Fischfang an und führt zur Ausrottung der Bestände. 
"Eine CITES-Listung auf Anhang II bedeutet zwar kein Fangverbot, 
dennoch begrüßt der NABU diesen wiederholten Anlauf der EU, über eine
Listung zumindest Handelskontrollen einzuführen", betont Tschimpke. 
Schon auf der 14. CITES-Konferenz in Den Haag/Niederlande hatte 
Deutschland im Namen der EU einen Vorstoß gemacht, um entsprechende 
Regularien einzuführen. Ohne Erfolg.
Auch der Heringshai, der kleine "Neffe" des Weißen Haies, schaffte
vor drei Jahren den Sprung auf Anhang II nicht und steht nun in Doha 
wieder auf der Agenda. Sein Fleisch gilt als sehr hochwertig, es wird
bezüglich der Qualität oft mit dem des Schwertfisches verglichen. 
Seine Flossen sind ebenfalls begehrt und werden, wie auch das 
Fleisch, international gehandelt. Die Konsequenz: Laut einer 
Bewertung von 2009 sind die nord- und südatlantischen 
Heringshai-Bestände mittlerweile um mehr als 50 Prozent 
zurückgegangen.
Statussymbol Haifischflossensuppe
Das Fleisch der Hammerhaie wie beispielsweise des 
Bogenstirn-Hammerhais, des Großen Hammerhais und des Glatten 
Hammerhais hingegen gilt als verhältnismäßig wertlos, dafür sind ihre
Finnen Gold wert. Sie sind groß und weisen eine besonders hohe Dichte
an langen Kollagenfasern auf. Genau diese Besonderheit macht sie zu 
einer äußerst teuren Delikatesse. Verkocht zu Haifischflossensuppe, 
sehen diese Fasern aus wie Spaghetti - je dicker und länger, umso 
besser und auch umso teurer. Bei Auktionen auf dem "Hong Kong Fish 
Market" gehen die Flossen des Großen Hammerhais durchschnittlich für 
135 $/kg über die Theke, für die Finnen des Bogenstirn-Hammerhais 
müssen ca. 103 $/kg hingeblättert werden, Glatter Hammerhai ist für 
88 $/kg zu haben. Zusammengenommen machen die Flossen dieser drei 
Hammerhai-Arten geschätzt sechs Prozent aller Finnen auf diesem Markt
aus. Jährlich sterben Millionen Hammerhaie, damit Gastgeber in 
Südostasien ihren Gästen das prestigeträchtige Gericht (je nach Land 
kostet eine Schale zwischen 70 und 100 US-Dollar) vorsetzen können. 
Das bleibt nicht ohne Folgen für die Bestände, die durch die 
intensive Befischung immer stärker zurückgehen. "Experten schätzen, 
dass in manchen Regionen, wie beispielsweise dem Nordwestatlantik, 
die Bestände der Bogenstirn-Hammerhaie innerhalb von 15 Jahren um 89 
Prozent zurückgegangen sind", kommentiert Finke. Der Südseestaat 
Palau und die USA wollen dieser Ausbeutung nun endlich einen Riegel 
vorschieben und haben zur 15. CITES-Konferenz einen Antrag zur 
Listung dieser drei Hammerhai-Arten auf Anhang II eingereicht.
Die Flossen werden bei lebendigem Leib abgetrennt
Der Weißspitzen-Hochseehai kann sich ebenfalls der Unterstützung 
dieser beiden Staaten sicher sein - Palau und USA haben auch für ihn 
eine Anhang-II- Listung beantragt. Dem großen Hai geht es an den 
Kragen, weil er riesige Flossen hat, die sich gut im Suppentopf 
machen. Oft landet der Weißspitzen-Hochseehai, auch Longimanus 
genannt, als Beifang auf dem Deck von Thunfisch- und 
Schwertfischfänger-Booten. 65 bis 88 Prozent dieser Tiere leben noch,
wenn sie an einer dieser Langleinen hängen. Und die meisten von ihnen
würden wohl überleben, ließe man sie wieder vom Haken. Das Problem: 
Ein Kilo Longimanus-Flossen bringt im internationalen Handel 45 bis 
85 US-Dollar - ein schönes Zubrot für viele Fischer. Und da auf 
diesen Booten der Platz für wertvolle Thun- oder Schwertfische 
gebraucht wird, schneiden sie den Haien einfach die kostbaren Flossen
ab und entsorgen die verstümmelten, noch lebenden Tiere im Meer, wo 
sie elendig verenden. Finning wird diese grausame Praktik genannt. 
Mittlerweile sind weltweit drastische Rückgänge der 
Longimanus-Populationen zu verzeichnen. "Diese rücksichtlose Praktik 
muss aufhören! Der NABU hofft, dass die Mehrheit der Delegierten in 
Doha die Hai-Listungsanträge unterstützt", so Tschimpke.
Blauflossen-Thunfisch im Mittelmeer bald ausgestorben?
"Bei der Verhandlung des Antrags von Monaco - Handelsstopp für den
atlantischen Blauflossen-Thunfisch - wird es bei der Konferenz hoch 
hergehen. Wir erwarten heftigen Widerstand einiger Vertragsstaaten", 
erläutert die Artenschutzexpertin Heike Finke. Für den 
Blauflossen-Thunfisch (Roter Thun) ist es eine Minute vor zwölf. Seit
Jahren warnen Experten, dass die Bestände unter dem Druck der 
massiven Befischung kollabieren werden. Ihre Prognosen scheinen sich 
zu bestätigen: Der Bestand der fortpflanzungsfähigen Tiere ist im 
Ostatlantik und im Mittelmeer zwischen 1957 und 2007 um 74,2 Prozent 
zurückgegangen, am stärksten in den letzten zehn Jahren (60,9 
Prozent). Selbst bei einem fast vollständigen Fangverbot bis 2022 
würden die Bestandszahlen in den ersten Jahren weiter sinken, 
vermuten Wissenschaftler.
Thunfisch-Fang hat in den Mittelmeerländern lange Tradition. Schon
die Römer haben die großen Fische mit Leinen gefangen. Allerdings 
blieb die Fischerei bis zum 20. Jahrhundert dank der einfachen 
Fangtechniken nachhaltig. Danach rüsteten die Fischer auf, denn 
Blauflossen-Thunfisch wurde - dank der Dose - lukrativ. Hinzu kam, 
dass in den Achtziger-Jahren der Sushi- und Sashimi-Markt in Japan 
förmlich explodierte. Um die große Nachfrage befriedigen zu können, 
machen heute High-Tech-Flotten mit Hilfe von Radar und Sonar, 
riesigen Netzen und Langleinen Jagd auf die schnellen Fische. Das 
große Geld lockt. Die  Fangquoten sind - entgegen wissenschaftlicher 
Empfehlungen - immer noch  großzügig bemessen, dazu kommt eine hohe 
Dunkelziffer an illegalen Fängen. Ändert sich die Situation nicht, 
droht die unwiederbringliche Ausrottung der Blauflossen-Thunfische im
Mittelmeer.
"Monaco", erklärt Tschimpke, " ist mit gutem Beispiel 
vorangegangen. Im ganzen Fürstentum ist der atlantische 
Blauflossen-Thunfisch von den Speisekarten und den Regalen 
verschwunden - ganz freiwillig und ohne Handelsstopp."
Ziel der CITES-Konferenz (Convention on International Trade in 
Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist es, Tiere und 
Pflanzen vor den Gefährdungen durch den internationalen Handel zu 
schützen. Eigentlich ein Handelsabkommen, ist CITES dennoch eines der
wirkungsvollsten Instrumente des Artenschutzes. Es regelt 
mittlerweile die Ein- und Ausfuhr von rund 8.000 bedrohten Tier- und 
40.000 Pflanzenarten. Der NABU wird an der 15. CITES-Konferenz in 
Doha/Katar vom 13. bis zum 25. März 2010 mit zwei Vertreterinnen 
teilnehmen, die Sie auch während der Tagung erreichen können.
Factsheets zu Dornhai, Heringshai, Hammerhai, 
Weißspitzen-Hochseehai und Thunfisch sind zu finden unter 
http://www.nabu.de/themen/artenschutz/cites-konferenz/15/index.html
Kostenlose Pressebilder sind zu finden unter 
http://www.nabu.de/presse/fotos/#haie
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Heike Finke, NABU-Präsidiumsmitglied und Expertin für internationalen
Artenschutz, mobil 0179-1102513, E-Mail: E.Finke@t-online.de.
Claudia Praxmayer, BAG Internationaler Artenschutz, mobil
0172-6166441, E-Mail: cpraxmayer@gmx.de

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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