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NABU

Verbände stellen aktuelle Rote Liste der Brutvögel Deutschlands vor - Über 100 heimische Vogelarten gefährdet

Berlin (ots)

Der Vogelschutz in Deutschland kann Erfolge
vorweisen, verzeichnet aber auch weitere Rückschläge. Das zeigt die 
neue "Rote Liste der Brutvögel Deutschlands", die heute in Berlin vom
Naturschutzbund Deutschland (NABU), dem Deutschen Rat für Vogelschutz
(DRV) und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) der 
Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Gezielte Maßnahmen des 
Artenschutzes haben bewirkt, dass es manchen der früher gefährdeten 
Vogelarten jetzt wieder besser geht. Dafür sind jedoch die Bestände 
anderer Arten zusammengebrochen, so dass in den Gefährdungskategorien
der Roten Liste nach wie vor 110 Arten stehen. "Gewinner und 
Verlierer sind nah beieinander", sagte Hans-Günther Bauer, Sprecher 
des Nationalen Rote-Liste-Gremiums. "Während der Seeadler weiterhin 
im Aufwind ist, kämpft der Schreiadler ums Überleben."
Inzwischen sind der Schreiadler und 29 weitere Vogelarten vom 
Aussterben bedroht - die höchste Zahl seit 1991. "Wenn heute fast 
jede achte heimische Vogelart aus Deutschland zu verschwinden droht, 
dann ist das auch ein Versagen der Naturschutzpolitik in Brüssel, in 
Berlin und draußen im Land", stellte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz 
fest. Am meisten Sorgen bereiten die Vögel der Agrarlandschaft und 
hier besonders solche, die das Grünland besiedeln. Als Beispiele 
nannte er den Großen Brachvogel, den Kiebitz, das Braunkehlchen und 
den Wiesenpieper. "Die Rote Liste zeigt, dass es noch nicht gelungen 
ist, dringend notwendige Erfordernisse des Artenschutzes in Agrar- 
und Umweltprogramme zu integrieren", so Opitz. Ohne die Einrichtung 
ökologischer Vorrangflächen in den Betriebsablauf und ohne einen 
Stopp beim Grünlandumbruch seien die Ziele für die Artenvielfalt in 
der Kulturlandschaft nicht zu erreichen.
Als "stark gefährdet" sind weitere 24 Vogelarten der Roten Liste 
gekennzeichnet, als "gefährdet" 14 Arten. Unter ihnen sind die am 
Boden brütenden Vogelarten, die über die Sahara ziehenden Zugvögel 
und die sich von großen Insekten ernährenden Arten am stärksten von 
Gefährdungen betroffen. Nur knapp die Hälfte der 260 einheimischen 
Vogelarten kann als ungefährdet gelten, weil die Individuenzahlen und
Entwicklungen ihrer Bestände gut sind. Zu ihnen gehören nicht nur 
Amsel, Blaumeise und Buchfink, sondern auch Arten, für deren Schutz 
der Naturschutz seit Jahrzehnten kämpft, wie Seeadler, Wanderfalke, 
Kranich und Uhu. "Hier zeigt sich, dass Deutschland seine vielfältige
Vogelwelt erhalten kann, wenn der Naturschutz seine Kenntnisse und 
Mittel konsequent anwendet", erklärte DRV-Präsident Andreas von 
Lindeiner. "Wir sollten für alle aktuell bedrohten Arten spezielle 
Hilfsprogramme ergreifen. Dann könnte die Zahl der erfolgreich vor 
dem Rückgang bewahrten Vogelarten weiter zunehmen."
Mit der neuen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands bekräftigt 
der Vogelschutz seine Rolle als Vorreiter im Naturschutz, stellten 
die Vertreter der Verbände und des Experten-Gremiums gemeinsam fest: 
"Die Rote Liste der Vögel ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit 
von zahllosen ehrenamtlichen Beobachtern und Helfern, den 
ornithologischen Verbänden vom mitgliederstarken NABU bis zur 
kleinsten Arbeitsgemeinschaft, sowie den Naturschutzbehörden der 
Länder und des Bundes. Der Zustand der deutschen Vogelwelt zeigt uns,
dass Vogelschutz weiterhin notwendig ist, aber auch, dass er sich 
lohnt!"
Rote Listen gelten als "Fieberthermometer des Naturschutzes". Sie 
geben Auskunft über den Gefährdungsgrad einzelner Arten und damit 
über den Zustand der biologischen Vielfalt. Die "Rote Liste der 
Brutvögel Deutschlands" wird alle fünf Jahre von einem Gremium 
herausgegeben, dem Institutionen der wissenschaftlichen Vogelkunde 
angehören (s.u.). Vogelbeobachter aus ganz Deutschland, darunter auch
viele Vogelschützer im NABU, haben hierzu im Rahmen eines vom 
Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) koordinierten 
Vogelmonitorings Beobachtungsdaten gesammelt und übermittelt und so 
die Grundlage der aktuellen Auswertung geschaffen.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
Das "Nationale Gremium Rote Liste Vögel" hat folgende Vertreter:
Peter Südbeck für die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G)
Dr. Hans-Günther Bauer für den Deutschen Rat für Vogelschutz (DRV), 
AG der Vogelwarten
Dr. Martin Boschert für den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA)
Dr. Peter Boye für das Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Dr. Wilfried Knief für die Länderarbeitsgemeinschaft der 
Vogelschutzwarten (LAG-VSW)
Die "Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (4. Fassung) " ist 
erschienen in den
Berichten zum Vogelschutz, Heft Nr. 44,
herausgegeben vom Deutschen Rat für Vogelschutz (DRV) und vom 
Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Bezug: Landesbund für Vogelschutz (LBV), Artenschutzreferat, 
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein,  bzv@lbv.de. Abonnement 11 Euro, 
Einzelheft 15 Euro zzgl. Versandkosten
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Für Rückfragen und Hintergrundinfos mit weiteren Ergebnissen der
Roten Liste:
Dr. Markus Nipkow, NABU-Referent für Ornithologie und Vogelschutz,
Tel. 030-284984-1620

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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