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Greenpeace kritisiert Biodiesel-Lobby
Nachhaltigkeitsgarantie für Biodiesel aus Soja ist unseriös

Hamburg (ots)

In einem offenen Brief an den Verband der
deutschen Biokraftstoffindustrie VDB kritisiert Greenpeace die 
gestern abgegebene Garantie des Lobbyverbandes, nur nachhaltig 
produzierten Biodiesel aus Soja zu verwenden, als unseriös. Die vom 
Verband genannten Zahlen zum Import beziehen sich nur auf Sojabohnen 
und Sojaöl. Sojamethylester, der in Deutschland dem Diesel zugesetzt 
wird, berücksichtigt der VDB nicht. Greenpeace hatte gestern die 
Ergebnisse eines bundesweiten Tests von Diesel der drei großen 
Mineralölkonzerne veröffentlicht. Hiernach werden rund 20 Prozent des
beigemischten Pflanzen-Diesels aus Sojaöl gewonnen. Das Soja dafür 
wird vor allem in Südamerika angebaut. Für die neuen Plantagen werden
zum Beispiel in Argentinien große Urwaldgebiete gerodet.
"Rodungen von Urwald sind weder nachhaltig noch ökologisch 
vertretbar", sagt Alexander Hissting, Agrar-Experte von Greenpeace. 
"Eine Garantie abzugeben, dass Soja für deutschen Biodiesel 
nachhaltig hergestellt wird, ist hochgradig unseriös. Der Verband der
deutschen Biokraftstoffindustrie kann diese Behauptung nicht belegen.
In Deutschland kann zurzeit kein Händler, kein Mineralölkonzern und 
kein Verband genau wissen, woher der zugesetzte Sojamethylester 
wirklich stammt."
Der in Deutschland eingesetzte Sojamethylester kann in großen 
Mengen aus argentinischen Regenwaldgebieten stammen. Argentinien ist 
weltweit einer der bedeutendsten Soja-Produzenten. Der überwiegende 
Teil des argentinischen Soja-Biodiesels wird über die USA exportiert,
wo er zu amerikanischem Biodiesel umdeklariert wird. Grund für dieses
umstrittene Dreiecksgeschäft mit Soja-Diesel ist eine Gesetzeslücke 
bei der Vergabe von Agrarsubventionen in den USA. Zur Förderung des 
Einsatzes von Biosprit zahlt die amerikanische Regierung nach dem 
System des "blender credit" pro Gallone Biodiesel (3,79 Liter) einen 
Dollar. Händler importieren deshalb argentinisches Sojaöl, versetzen 
es mit einem Prozent Mineralöl, kassieren die Subvention, und 
exportieren es als so genannten B99-Biodiesel nach Europa. Im Jahr 
2007 erreichten so rund eine Million Tonnen dieses Biodiesels Europa.
Rund 30 Prozent des europäischen Biodiesels wurden in Deutschland 
verbraucht.
Im Fall von Brasilien nennt der VDB als Beleg für eine nachhaltige
Soja-Produktion ein Moratorium, das am 24. Juli 2006 für zwei Jahre 
geschlossen wurde. Laut Moratorium soll kein Soja verwendet werden, 
für das in Brasilien Regenwald zerstört wurde. "Die Äcker, auf denen 
das Soja für Biodiesel angebaut wird, können aber sehr wohl ehemalige
Urwaldflächen sein", erläutert Alexander Hissting. "Alle Flächen,die 
vor Juli 2006 gerodet wurden, werden von dem Moratorium nicht 
erfasst." Das Moratorium schützt die Regenwaldflächen bisher auch 
nicht dauerhaft, da die Verlängerung noch nicht gesichert ist. Auf 
Grund der hohen Weltmarktpreise für Soja und in der Erwartung, dass 
das Moratorium bald ausläuft, haben viele Farmer schon jetzt neue 
Regenwaldflächen in Amazonien abgeholzt, um dort in der nächsten 
Anbauperiode ab November Soja anzubauen.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Alexander Hissting, Tel. 
0171-8781 185.
Greenpeace im Internet: www.greenpeace.de

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