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Charité setzt Quarantäne-Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes aus

Osnabrück (ots)

Chefvirologe Drosten: Bei Quarantäne für medizinisches Personal bricht Patientenversorgung zusammen - Ruf nach Anpassung der Regeln

Osnabrück. Der Virologe Christian Drosten fordert angesichts der Coronavirus-Epidemie eine Lockerung der Quarantäne-Empfehlungen für medizinisches Personal. "Wir an der Charité können die Quarantäne-Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes auch nicht mehr aufrechterhalten und werden sie nicht mehr 1:1 umsetzen", kündigte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ("NOZ") an. "Wenn wir das gesamte medizinische Personal, das mit Infizierten Kontakt hatte, in Quarantäne schicken, bricht die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammen. Nicht nur für Corona-Patienten, sondern auch für alle anderen."

Es sei "natürlich notwendig", dass das RKI seine Empfehlungen "nach und nach an die Realität anpasst", forderte Drosten. Denn die Werkzeuge gegen Influenza von Schutzkleidung über Gegenmittel bis zu Impfungen gebe es beim Coronavirus noch nicht. In NRW haben erste Kliniken die Empfehlungen des RKI bereits ausgesetzt, weil sich sonst nicht ausreichend Ärzte und Pfleger um die Patienten kümmern könnten. Das RKI hat zwar seinen Pandemieplan geändert, nicht aber die Quarantäne-Empfehlungen für das medizinische Personal, wie eine Sprecherin der "NOZ" sagte.

Nach Drostens Angaben wird unter Virologen der Universitätskliniken "intensiv über pragmatische Lösungen" beraten. "Denkbar wäre, das gesamte Personal einer Ambulanz jeden Tag zu testen. Dann würden Pfleger oder Ärzte maximal einen Tag nach einer Infektion noch arbeiten, bevor wir sie in Quarantäne schicken könnten", sagte Drosten. "In dieser Zeitspanne wären sie wahrscheinlich noch nicht ansteckend. In den sensibelsten Bereichen unseres Systems wäre so ein Weg womöglich denkbar."

Der Experte regte auch lockerere Auflagen für Infizierte außerhalb des medizinischen Betriebes an. "Wir müssen dann die Menschen auch nicht mehr unbedingt 14 Tage in Quarantäne schicken. Die Inkubationszeit ist im Kern nach einer Woche vorüber. Auch sind Infizierte wahrscheinlich nur etwa eine Woche lang infektiös", sagte Drosten. Solange es keine angepassten Empfehlungen gebe, "müssen eben die Gesundheitsbehörden vor Ort entscheiden, wie sie die Situation einschätzen und an die Gegebenheiten anpassen. Das braucht Informationen", sagte der Fachmann.

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