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Neue OZ: Kommentar zur Haltung der Kirche bei sexuellem Missbrauch

Osnabrück (ots)

Klerikale Wagenburg
Die Nerven liegen blank. So sehr, dass ein Kardinal das 
Oster-Protokoll bricht, eine Solidaritätsadresse an den Papst 
formuliert und Kritik am Klerus als "Geschwätz des Augenblicks" 
diskreditiert. Wie er fühlen sich viele Katholiken ungerechtfertigt 
in die Defensive gedrängt. Eine Wagenburg-Mentalität entsteht, die 
sich vereinzelt mit dem Versuch verbindet, selbst die Opferrolle 
einzunehmen.
Psychologisch mag das verständlich sein. Aber es bleibt verkehrt. 
Wenn Frust herrscht, sollte er sich nach innen statt nach außen 
wenden: auf die Täter und Strukturen, die für Missbrauch und 
Vertuschung verantwortlich waren.
Kritik von außen muss die Kirche aushalten. Mehr noch: Sie muss 
zwingend den Dialog mit der Gesellschaft suchen und akzeptieren, auch
als Institution an Maßstäben gemessen zu werden, wie sie sie gerade 
in der Sexualmoral permanent bei anderen anlegt. Relativierende 
Vergleiche zu anderen autoritätsgeprägten Strukturen oder dem 
familiären Umfeld greifen deshalb nicht. Eher steigern sie die 
Empörung noch.
Auch ein Kardinal, der so auftritt wie jetzt auf dem Petersplatz, 
schwächt die Kirche trotz starker Worte. Er bestätigt alle, die sich 
ohnehin fragen, ob der katholische Einfluss in moralischen Fragen 
noch zeitgemäß ist. Insbesondere in Deutschland mischt sich dies mit 
der Verflechtung von Kirche und Staat etwa bei Steuern und Bildung, 
Erziehung sowie im Sozialwesen. Je stärker sich die Kirche von 
äußerer Kritik abschottet, umso mehr stellt sie selbst die 
Legitimation ihrer gesamtgesellschaftlichen Rolle infrage.

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Telefon: 0541/310 207

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