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WAZ: Telekom, Siemens und VW: Führungskrise auf der Vorstandsetage - Kommentar von Ulf Meinke

Essen (ots)

Wenn es so etwas gibt wie eine Deutschland AG, dann
hat sie innerhalb weniger Tage eine neue Firmenleitung bekommen. Nach
Volkswagen-Lenker Pischetsrieder soll nun auch Telekom-Chef Ricke 
gehen. Die nötige Kraft für eine Sanierung von Europas größtem 
Telekommunikationskonzern wird ihm nicht mehr zugetraut.
Wirre Machtkämpfe und Intrigen bei VW, personelles Chaos und 
Orientierungslosigkeit bei der Telekom, zugleich anhaltende Kritik an
den Management-Qualitäten des Siemens-Vorstands, der verantwortlich 
gemacht wird für das Desaster um die Handyfirma BenQ: Kann man schon 
von einer kollektiven Führungskrise bei Deutschlands Vorzeigefirmen 
sprechen? Ist die ökonomische Elite der Republik etwa den steigenden 
Anforderungen in einer komplexer werdenden globalen Wirtschaft nicht 
gewachsen?
Die Telekom hat die wohl schwerste Krise seit dem Börsengang vor 
zehn Jahren ereilt. Seit Jahresbeginn haben dem Konzern mehr als 1,5 
Millionen Kunden den Rücken gekehrt; die Konkurrenz läuft der Telekom
zunehmend den Rang ab; zehntausenden Beschäftigten stehen finanzielle
Einschnitte bevor; in vielen Telekom-Niederlassungen geht die Angst 
vor dem Jobverlust um. Schon seit einiger Zeit streicht der 
Branchenriese im Schnitt etwa 10 000 Stellen pro Jahr. Die T-Aktie 
dümpelt vor sich hin, die Anteilseigner murren.
Angesichts der existenziell brenzligen Lage hat sich eine 
bemerkenswerte Allianz gegen den scheidenden Vorstandschef gebildet: 
Sowohl der Finanzinvestor Blackstone - im Volksmund Heuschrecke 
genannt - als auch der Bund als größter Aktionär sind mit der 
Entwicklung des Unternehmens unzufrieden. Die Gewerkschaft Verdi 
wiederum macht gegen die geplanten Einsparungen bei der Belegschaft 
mobil. Mit wachsendem Wettbewerbsdruck hat eine neue 
Unübersichtlichkeit die Top-Etagen der Wirtschaft erfasst. Regiert 
wird mit wechselnden Mehrheiten. Notfalls verbünden sich auch 
Heuschrecken und Verdi-Funktionäre gegen einen Vorstand. Für alle 
Beteiligten bedeutet dies das Ende einer einstmals 
bundesrepublikanischen Behaglichkeit.
Gerade in diesem rasanten ökonomisch-technologischen Wandel sind 
Führungsqualitäten unentbehrlich, die Deutschlands Top-Manager 
zuletzt leider allzu oft vermissen ließen. Besonders bitter: Für 
Machtkämpfe (VW), Strategiefehler (Siemens) und Schlafmützigkeit 
(Telekom) zahlen am Ende die Beschäftigten die Zeche.

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Rückfragen bitte an:
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Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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