Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Der Kanzlerin platzt der Kragen. Kommentar von Walter Bau über Merkel und Putin

Essen (ots)

Angela Merkel hat eine Engelsgeduld bewiesen mit Wladimir Putin. 36-mal telefonierte sie mit ihm seit Aufflammen des Ukraine-Konflikts. Unermüdlich erklärte die Kanzlerin, man dürfe den Gesprächsfaden zum Kreml nicht kappen. Die Krise lasse sich nur miteinander überwinden, betonte Merkel auch dann noch tapfer, als Putin sie wieder einmal hinhielt. Nun ist ihr offensichtlich der Kragen geplatzt. Die klare Ansage an die Adresse Putins bedeutete für Merkels Verhältnisse geradezu einen Gefühlsausbruch. Gleichwohl waren ihre Worte - nur Stunden nach dem ernüchternden Gipfel von Brisbane - zielgenau platziert. Die Botschaft: Mit Putin lässt sich, zumindest zurzeit, nicht gedeihlich verhandeln. Er bleibt stur auf Konfrontationskurs zum Westen. Und Moskaus Politik gefährdet den Frieden in Europa. Putin ist mit der gesamten geopolitischen Lage unzufrieden. Er sieht Moskau, das einstige Zentrum der sowjetischen Weltmacht, an den Rand gedrängt. Und das will er ändern. Die Annexion von Teilen der Ukraine könnte nur der Auftakt sein zur Umsetzung weiterer Expansionsgelüste. Merkel, nicht eben bekannt für Panikmache, malt nun das Schreckensbild eines von Putin entzündeten Flächenbrandes an die Wand: Zuerst die Ukraine, dann Moldawien, Georgien, Serbien . . . Bemerkenswert ist, dass die frühere DDR-Bürgerin Merkel Russlands ehemaligen Vasallenstaat als mahnendes Beispiel anführt: Alles hört auf Moskaus Kommando - das habe man 40 Jahre gehabt und dahin wolle sie nicht wieder zurück. Deutlicher kann man eine politische Mahnung kaum formulieren, will man nicht alle Brücken einreißen. Und das wird Merkel nicht tun. Sie, die des Russischen mächtige Ostdeutsche, galt im westlichen Lager lange als Putin-Flüsterin, die den Kremlchef zur Vernunft bringen könne. In dieser Rolle, die letztlich ein Zerrbild war, ist sie gescheitert. Gleichwohl wird Merkel Putin nicht komplett isolieren; denn die Einschätzung, dass eine Lösung nur mit Moskau gelingen kann, bleibt ja richtig. Es wird bald ein 37. Telefongespräch geben - trotz allem.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 17.11.2014 – 05:00

    WAZ: Im öffentlichen Dienst fehlen 170000 Fachkräfte

    Essen (ots) - Immer öfter bleiben Stellen im deutschen Staatsdienst unbesetzt. Derzeit fehlen im Öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen schon mehr als 170000 Fachkräfte, 142000 davon bei Städten und Gemeinden. Die Lücken werden sich in den nächsten 15 Jahren mit der großen Pensionierungswelle auf 700000 Stellen, die eigentlich zur Erfüllung von Staatsaufgaben nötig sind, ausweiten. Die Zahlen gehen ...

  • 16.11.2014 – 19:15

    WAZ: Neue Streikfront bei der Bahn. Kommentar von Michael Minholz zum Tarifstreit

    Essen (ots) - Man musste damit rechnen: Kurz vor dem Neustart der Verhandlungen zwischen der Bahn und den konkurrierenden Gewerkschaften GDL und EVG ist wieder Säbelrasseln zu vernehmen. Allerdings kommt das aus einer ganz anderen Ecke als sonst. Die bislang lammfromme EVG droht nun, eine neue Streikfront aufzumachen. Nachvollziehbar ist das aus Gewerkschaftssicht ...

  • 16.11.2014 – 19:13

    WAZ: Kremlchef sprengt den Rahmen. Kommentar von Stefan Scholl über den G20-Gipfel

    Essen (ots) - Wladimir Putins vorzeitige Abreise aus Brisbane ist nicht gerade eine Geste des Respekts den anderen Staats- und Regierungschefs gegenüber - eher eine Geste der Selbsteinschätzung: Russlands politischer Führer agiert, wenn nicht weit oberhalb des weltpolitischen Alltagsgeschäfts, so doch zumindest außerhalb dessen Rahmens. Diese Positionsbestimmung ...