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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

"Gerechtigkeit dient dem Leben". Pfingstbotschaft des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber

Hannover (ots)

Gerechtigkeit diene dem Leben, weil sie auf das
Recht des anderen aufmerksam mache und damit der Verabsolutierung des
eigenen Vorteils wehre, erklärt der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in
seiner diesjährigen Pfingstbotschaft. Die Erinnerung an diese
Gerechtigkeit sei an der Zeit. "Es ist den Menschen in
wirtschaftlicher Verantwortung – gerade auch im Mittelstand – zu
danken, die im Geist einer solchen Gerechtigkeit Verantwortung
wahrnehmen." Es gebe freilich auch diejenigen, denen die Suche nach
Gerechtigkeit als eine "längst überholte Leitlinie des Handelns"
gilt; sie müssten gefragt werden, vor welchem Maßstab sie ihr Handeln
verantworten wollten.
Je unübersichtlicher die Möglichkeiten der Lebensgestaltung
werden, desto größer würde die Sehnsucht nach Orientierung, so Huber.
"Gottes Heiliger Geist gibt diese Orientierung." An Pfingsten
erlebten die Christen das "Wunder der Begeisterung." Die
Geburtsstunde der christlichen Kirche, die in der Apostelgeschichte
berichtet wird, habe sich in Vielfalt und in Einheit vollzogen. Huber
erinnerte an die "Verpflichtung, gemeinsam das Geschenk des Glaubens
und die Lebenskraft des Evangeliums zu bezeugen." Evangelische
Christen seien mit Christen anderer Konfessionen, in Deutschland
insbesondere mit katholischen Christen, "in der Sehnsucht nach
vertiefter Gemeinschaft" verbunden. "Miteinander vertrauen wir auf
Christi Gebet, dass wir - in unserer Verschiedenheit - eins seien.
Dieses Vertrauen nehmen wir auch voll Freude in dem Gebet Papst
Benedikts XVI. wahr: „Hilf uns, Diener der Einheit zu sein.“ Dem
gemeinsamen Zeugnis von Gottes lebensschaffenden Geist sei mehr
Gewicht zu geben als dem, was die Kirchen trenne.
Hannover, 13. Mai 2005
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi
Im Wortlaut:
Pfingstbotschaft von Bischof Wolfgang Huber,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
„Der Geist ist Leben“ (Römer 8, 10)
Pfingsten ist ein durch und durch positives und kraftvolles Fest!
Der Geist Gottes, dem dieses Fest gilt, verströmt Leben in Fülle. Die
Natur ist ein aufblühendes und hervorbrechendes Zeichen solchen
Lebens. Gottes Heiliger Geist gibt Gewissheit auf dem Weg des
Glaubens. Er weist der Kirche den Weg. Er gibt den Unsicheren
Orientierung. Er weitet den Blick über den Horizont des eigenen
Lebens hinaus.
Vergewisserung auf dem Weg Die Ausgießung des Heiligen Geistes ist
die Geburtsstunde der christlichen Kirche. Die Menschen, die am
Pfingsttag zusammenkamen, erlebten das Wunder der Begeisterung.
Obwohl sie verschiedener Nationalität und Sprache waren, bewirkte
Gottes Heiliger Geist in ihnen ein gegenseitiges Verstehen. Der
Beginn des Lebens der christlichen Kirche vollzieht sich in Vielfalt
und in Einheit. Mit der alljährlichen Erinnerung an diesen ersten
Schritt, der die christliche Kirche auf einen reichen und auch
wechselvollen Weg geführt hat, verbindet sich die Verpflichtung,
gemeinsam das Geschenk des Glaubens und die Lebenskraft des
Evangeliums zu bezeugen. Evangelische Christen sind mit Christen
anderer Konfession, in unserem Land insbesondere mit katholischen
Christen, in der Sehnsucht nach vertiefter Gemeinschaft verbunden.
Menschen, die in konfessionsverbindenden Familien leben, hoffen
darauf, dass sie in beiden Kirchen, denen sie angehören, gemeinsam
zum Tisch des Herrn gehen und das Heilige Abendmahl empfangen können.
Im Miteinander der reformatorischen Kirchen mit der römisch-
katholischen Kirche sind viele gegenseitige Missverständnisse und
auch wechselseitige Entstellungen überwunden worden. Miteinander
vertrauen wir auf Christi Gebet, dass wir - in unserer
Verschiedenheit - eins seien. Dieses Vertrauen nehmen wir auch voll
Freude in dem Gebet Papst Benedikts XVI. wahr: „Hilf uns, Diener der
Einheit zu sein.“ Unsere Anstrengungen sind darauf gerichtet, uns der
Grundlagen unseres Glaubens und unseres Kircheseins immer tiefer
bewusst zu werden, damit bleibende Unterschiede in wechselseitigem
Respekt als Ausdrucksformen des gemeinsamen Glaubens wahrgenommen
werden können. Dem gemeinsamen Zeugnis von Gottes lebensschaffendem
Geist wollen wir mehr Gewicht geben als dem, was unsere Kirchen
trennt. Diesem Ziel gilt unser Beten und unser Arbeiten.
Leben um der Gerechtigkeit willen Das klare und eindeutige Zeugnis
von Gottes Geist tut not. Unsere Zeit hält eine schier
unüberblickbare Zahl von Möglichkeiten der Lebensgestaltung bereit.
Viele Menschen sind durch diese Vielfalt verwirrt und werden zugleich
von der Angst getrieben, sie könnten etwas versäumen. Mit der
Unübersichtlichkeit der Lebensmöglichkeiten wächst zugleich die
Sehnsucht nach Orientierung. Gottes Heiliger Geist gibt diese
Orientierung. Er zeigt die Richtung für ein Leben nach Gottes Willen:
„Der Geist ist Leben um der Gerechtigkeit willen.“ (Römer 8,10).
Gerechtigkeit ist das Gestaltungsprinzip Gottes in seiner Beziehung
zu den Menschen. „Durch die Gerechtigkeit des Einen ist für alle
Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt.“ (Römer
5,18). Nach Gottes Willen prägt sie auch das Zusammenleben der
Menschen. Denn Gottes Gerechtigkeit ist lebensschaffende Macht.
Gerechtigkeit dient dem Leben, weil sie auf das Recht des anderen
aufmerksam macht und damit der Verabsolutierung des eigenen Vorteils
wehrt. Gerade heute ist die Erinnerung an diese Gerechtigkeit an der
Zeit. Es ist den Menschen in wirtschaftlicher Verantwortung – gerade
auch im Mittelstand – zu danken, die im Geist einer solchen
Gerechtigkeit Verantwortung wahrnehmen. Es gibt freilich auch
diejenigen, denen die Suche nach Gerechtigkeit als eine längst
überholte Leitlinie des Handelns gilt; sie müssen gefragt werden, vor
welchem Maßstab sie ihr Handeln verantworten wollen. Gerechtigkeit
eröffnet Leben, wo immer der Versuch unternommen wird, die Lage derer
zu berücksichtigen, die in unserem Land auf Zeit oder auf Dauer
Zuflucht gesucht haben. Wenn Familien im Rahmen von Altfallregelungen
das Bleiben in Deutschland ermöglicht wird, statt durch
Kettenduldungen eine fortgesetzte Unsicherheit zu erzeugen oder durch
Abschiebung die Lebensperspektive zu gefährden, verdient das Dank –
um der Gerechtigkeit willen. Gerechtigkeit weitet den Blick über das
eigene Leben hinaus. Sie meint mehr als einen finanziellen Ausgleich
zwischen den heute lebenden Generationen. Bei der Gestaltung des
eigenen Lebens sollen wir vielmehr auch das Leben der Kinder und
Enkel im Blick haben. Leben aus Gottes Geist bedeutet, das eigene
Leben dafür einzusetzen, dass auch den nach uns Kommenden Leben
möglich ist. In vielen Familien geschieht das. Deshalb ist und bleibt
die Familie ein Zukunftsmodell.
Freier Blick in die Zukunft Gottes Geist gibt Orientierung. Er
führt auf den Weg der Einheit in Vielfalt. Er stellt uns die
Gerechtigkeit als Maßstab des Lebens vor Augen. „Gottes Geist ist
Leben um der Gerechtigkeit willen.“
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail:  christof.vetter@ekd.de

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