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BERLINER MORGENPOST: Eine vertane Chance
Kommentar von Christine Richter zum 8. März als Feiertag

Berlin (ots)

Kurzform: Berlin hat damit zwar ein Alleinstellungsmerkmal, weil kein anderes Bundesland diesen Tag als Feiertag begeht, aber damit auch eine Chance vertan. Denn die Berlinerinnen und Berliner, sie wurden an der Diskussion über einen neuen Feiertag nur über die Medien - mit Leserbriefen und -mails oder Wortmeldungen in den sozialen Medien - beteiligt. Abstimmen durften sie aber nicht. Dabei rühmen sich die drei Parteien, die uns regieren, doch gerne, wie wichtig ihnen die Partizipation der Bevölkerung ist. In dieser Frage aber wollten SPD, Linke und Grüne die Meinung des Volkes nicht wissen. Weil sie damit rechnen mussten, dass die Berliner eine andere Meinung haben? In einer Frage, zu der nun wirklich jeder eine, auch gut begründete Meinung hat, da durften die Berliner nicht mitreden.

Der vollständige Kommentar: Es war ein Hauruckverfahren: Nach wenigen Monaten Diskussion hat das Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstag beschlossen, dass der 8. März, der Internationale Frauentag, ein Feiertag in der Stadt wird. Und zwar schon in diesem Jahr - also in sechs Wochen. Berlin hat damit zwar ein Alleinstellungsmerkmal, weil kein anderes Bundesland diesen Tag als Feiertag begeht, aber damit auch eine Chance vertan. Denn die Berlinerinnen und Berliner, sie wurden an der Diskussion über einen neuen Feiertag nur über die Medien - mit Leserbriefen und -mails oder Wortmeldungen in den sozialen Medien - beteiligt. Abstimmen durften sie aber nicht. Dabei rühmen sich die drei Parteien, die uns regieren, doch gerne, wie wichtig ihnen die Partizipation der Bevölkerung ist. In dieser Frage aber wollten SPD, Linke und Grüne die Meinung des Volkes nicht wissen. Weil sie damit rechnen mussten, dass die Berliner eine andere Meinung haben? Ich vermute es, denn die veröffentlichten Leserbriefe oder Äußerungen bei Facebook und Twitter haben in eine andere Richtung gedeutet: Da sprachen sich viele Berliner für den 31. Oktober, den Reformationstag, der in Brandenburg und den norddeutschen Ländern schon Feiertag ist, oder für den 9. November aus, der für Berlin nun wahrlich eine Bedeutung hat - als Tag der Novemberrevolution 1918, der Pogromnacht 1938 und als Tag des Mauerfalls 1989. Auch der 8. Mai (Kriegsende 1945) oder der 17. Juni (Volksaufstand in der DDR 1953) waren im Gespräch. Doch in einer Frage, zu der nun wirklich jeder eine, auch gut begründete Meinung hat, da durften die Berliner nicht mitreden. Und das, obwohl es gar keinen Grund zur Eile gab. Nun also haben wir am 8. März arbeitsfrei. Ich bin gespannt, wie die Berliner an diesem Tag die Frauen würdigen werden - oder ob sie zum Einkaufen nach Brandenburg fahren. Ich habe eine Vermutung.

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Telefon: 030/887277 - 878
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