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Berliner Morgenpost: Afghanistan darf nicht an die Taliban fallen

Berlin (ots)

Es sagt sich so leicht: "Raus aus Afghanistan."
Besonders dann, wenn die Taliban wieder einen Anschlag verübt haben -
wie am vergangenen Wochenende, als sogar das Nato-Hauptquartier in 
der am stärksten gesicherten Zone Kabuls angegriffen wurde, sieben 
Afghanen ums Leben kamen und mehr als 90 Menschen verletzt wurden. 
Oder an solchen Tagen, an denen Bundeswehrsoldaten angegriffen, 
getötet oder verwundet werden. Und doch ist es falsch, die Bundeswehr
und die vielen Tausend anderen Isaf-Soldaten aus Afghanistan 
abzuziehen.
Manchmal hilft es, wenn man sich daran erinnert, warum die USA und 
ihre Verbündeten in dem kargen Land im Einsatz sind. Weil am 
11.September 2001 ein Angriff auf die Vereinigten Staaten, 
auf die westliche Welt und damit all ihre Wertvorstellungen 
stattfand. Zu den Anschlägen auf das World Trade Center hatte sich 
damals Osama Bin Laden, der Chef der Terrororganisation al-Qaida, 
bekannt. Und al-Qaida operiert von Afghanistan aus. Mit dem Einmarsch
in dem Land wollte die internationale Gemeinschaft sich selbst 
schützen, die terroristische Bedrohung eindämmen und gleichzeitig das
Land stabilisieren. Der Kampf gegen die Taliban ist wesentlich 
schwieriger, als die USA und all die anderen Staaten, die mit 
Soldaten vor Ort sind, jemals gedacht haben. Und er dauert auch 
wesentlich länger. Doch ihn jetzt abrupt aufzugeben würde bedeuten, 
die Erfolge der letzten Jahre zunichte zu machen, den Taliban das 
ohnehin geschundene Land zu überlassen.
Denn es gibt Erfolge, auch wenn Parteien wie die Linke das nicht 
wahrhaben wollen: Die medizinische Versorgung wurde verbessert, es 
wurden Schulen gebaut, Mädchen und Frauen können endlich schreiben, 
lesen und rechnen lernen, die Trinkwasserversorgung wird ausgebaut, 
die Verkehrswege ebenso. All das dauert, all das wird von den 
Taliban, die die Armut der Menschen ausnutzen, massiv torpediert. 
Richtig sind die Maßnahmen trotzdem.
Und wer hätte Ende 2001 gedacht, dass nun, acht Jahre später, schon 
zum zweiten Mal eine Wahl stattfindet? Sicherlich, die Regierung 
unter Präsident Hamid Karsai ist mit einer in Frankreich, 
Großbritannien oder Deutschland nicht zu vergleichen. Noch prägt 
Korruption das Land, die verschiedenen Stammesführer haben nach wie 
vor enorm viel Einfluss. Doch ein bisschen Geduld braucht es schon, 
will man in einem islamischen Land demokratische Strukturen 
verankern.
Und vor allem darf sich die internationale Gemeinschaft nicht 
einschüchtern lassen. Man stelle sich vor: Die Taliban drohen, all 
denjenigen, die an der Wahl teilnehmen, den Finger abzuschneiden. 
Möglich wäre das, denn der Finger eines Wählers ist mit Tinte 
markiert, um Wahlfälschungen auszuschließen. Soll man dieser Drohung 
etwa nachgeben?
Es ist die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, die Wahlen und 
vor allem die afghanischen Wähler zu schützen. Und es ist 
gerade jetzt nicht die Aufgabe, den Abzug der Soldaten zu fordern. 
Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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