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Berliner Morgenpost: In der Berliner SPD zeigen sich Risse - Kommentar

Berlin (ots)

Wo steht die Berliner SPD? Die Antwort ist einfach:
mitten im Wahlkampf. Deswegen durfte sich auf dem gestrigen 
Landesparteitag der Unmut, der sich zuvor bei den SPD-Frauen 
aufgestaut hatte, nicht Luft machen. Berlins SPD-Chef Michael Müller 
besänftigte die Parteifreundinnen mit seinem Kotau und gab sich als 
Frauenversteher. Nach außen hin will man geschlossen in den Wahlkampf
ziehen. Da braucht man die Frauen - und keinen Streit. So sind auch 
die Worte des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit zu verstehen,
der mahnte, Konflikte intern auszutragen. Doch es gibt Risse im 
Fundament der Berliner SPD.
Viele in der Partei fühlen sich offenbar von der Parteispitze 
übergangen. Die Frauen, die gestern die Kompromisslinie ertrugen, 
werden spätestens bei der Aufstellung der Liste für die 
Abgeordnetenhauswahl 2011 erneut ihre Macht- und Postenansprüche 
stellen. In naher Zukunft werden sie darauf achten, dass die 
Versprechen der Parteispitze auch eingehalten werden. Wenn Müllers 
und Wowereits Worte nicht nur Lippenbekenntnisse sein sollen, dann 
müssen sie nun für den ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden der 
Investitionsbank eine Frau finden. Das verlangen die Genossinnen. 
Aber nicht nur in der Frage der Gleichberechtigung brodelt es in der 
SPD. So stimmte gestern die Basis für einen Stopp des Weiterbaus der 
A100 durch Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Lichtenberg. Mit 
diesem Votum düpierte der Parteitag die eigene 
Stadtentwicklungssenatorin. Ingeborg Junge-Reyer hatte sich vehement 
für den Weiterbau eingesetzt. Auch hier zeigt sich, dass es an der 
SPD-Basis offenbar großen Unmut über die Entscheidungen der 
Regierungsspitze gibt. Dabei ist die SPD in Berlin - die als kleiner 
Partner in der großen Koalition des Diepgen-Senats noch als 
zerstritten galt - in den vergangenen Jahren im Wesentlichen 
geschlossen aufgetreten. Seit sie den Regierenden Bürgermeister 
stellt, ist das Gezänk innerhalb der Partei vorbei. Das hängt auch 
damit zusammen, dass die Parteirechte zersplittert und schwach ist.
Aber was die Führung erfreut, tut der Partei insgesamt nicht gut. 
Inhaltlich wird kaum noch gestritten. Wenn man Streit in einer 
Demokratie nicht nur negativ sieht, sondern als Wettbewerb der Ideen,
dann kann aus einer Debatte über Inhalte ein Zukunftsprogramm für 
Berlin werden. Genau daran mangelt es im Senat. Für die großen Fragen
und Probleme der Stadt - die Arbeitslosigkeit und die mangelnde 
Wirtschaftskraft - gibt es nur wenige Antworten.
Bezeichnend waren gestern Wowereits Worte. Der Regierenden 
Bürgermeister mahnte in seiner Rede die Grünen, sich nicht als 
Steigbügelhalter für ein Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP herzugeben. 
Diese Sorge deutet auf das Problem der SPD: Gibt es keine rot-rote 
Mehrheit mehr, kann sie auf Rot-Rot-Grün oder auf eine Ampelkoalition
mit Grünen und FDP setzen. Weiterregiert wird schon irgendwie. Viele 
in der Partei glauben, dass die SPD nicht um ihre Macht in der 
Hauptstadt fürchten muss. Das führt zu einer Trägheit, die gefährlich
werden kann.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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