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Lausitzer Rundschau: Einigung von Bahn und Lokführergewerkschaft: Versuch einer Eindämmung

Cottbus (ots)

Das Bild von den armen Lokomotivführern, die
verzweifelt darum kämpften, angemessen bezahlt zu werden, war stets 
unvollständig. Es ging bei diesem harten Tarifkonflikt nie in erster 
Linie ums Geld, obwohl die vereinbarte Lohnerhöhung happig ist. Es 
ging ums Prinzip. Um gewerkschaftliche Konkurrenz und um 
Profilierung. Etwas musste ein für alle mal geklärt werden. Und es 
ist geklärt worden. Bei der Bahn gibt es fortan neben den großen 
Gewerkschaften Transnet und GDBA eine dritte anerkannte Kraft. Die 
kleine Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL). Sie hat sich ihren 
Platz brachial erkämpft, rücksichtslos gegen sich, das Unternehmen 
und die Kunden.
So wie die Lokomotivführer sitzen auch andere Berufsgruppen an 
Schalthebeln, die ein ganzes Land lahm legen könnten. Die Verlockung,
sich separat zu organisieren und zu streiken, ist groß. Als Folge 
droht ein tarifpolitisches Wildwest und die Entsolidarisierung in den
Betrieben, wenn jeder wild für sich streikt. Das ist bei der Bahn nun
eingedämmt. Die GDL bekommt ihren eigenständigen Tarifvertrag. Aber 
er beschränkt sich auf die Lokomotivführer und deren Lohnhöhe, 
Entgeltstruktur und Arbeitszeiten. Die Verhandlungen darum sollen 
künftig mit den anderen großen Gewerkschaften koordiniert werden. 
Kein gegenseitiges Hochschaukeln der Forderungen. Alles andere, der 
Basis-Tarifvertrag, wird gemeinsam verhandelt. Vielfalt in der 
Tarifeinheit heißt die Zukunft. Dass diese Lösung, zumindest für den 
Moment, gelungen ist, ist vor allem dem viel gescholtenen 
Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee zu verdanken. Er hat die 
Verhandlungen immer wieder in Gang gebracht, wenn gegenseitige 
Sprachlosigkeit herrschte. Zuletzt hat er den Bahnvorstand gedrängt, 
in den sauren Apfel saftiger Lohnerhöhungen zu beißen. Freilich, ob 
der gefundene Friede wirklich hält, ist offen. Erst die nächsten 
Tarifrunden werden zeigen, wie sehr die drei beteiligten 
Gewerkschaften tatsächlich bereit sind, miteinander zu kooperieren. 
Derzeit sind die Gräben noch tief. Wenn die Lösung allerdings trägt, 
hat sie Modellcharakter. Lernen können aus dieser Auseinandersetzung 
vor allem die großen Gewerkschaften. Sie müssen die Interessen der 
einzelnen Berufsgruppen besser als bisher erkennen. Hätten sie das 
bei der Bahn früher getan, wäre der Konflikt gar nicht so hoch 
gekocht. Deshalb sollten Transnet und GDBA, die versucht sein 
könnten, die erzielte Einigung im Nachhinein noch zu torpedieren, 
jetzt ganz still sein.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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