ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Sperrfrist 23.10.25 6:00 Uhr Medien-Info: Finanzierung der Pflegeversicherung: Mehrheit will solidarischen Weg aus der Pflege-Krise
** SPERRFRIST 23. Oktober 2025 6:00 Uhr; frei für Donnerstag-Ausgaben**
Finanzierung der Pflegeversicherung: Mehrheit will solidarischen Weg aus der Pflege-Krise
Steigende Kosten in der Pflege: Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung, dem auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) angehört, veröffentlicht aktuelle Umfrage.
Eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent der Bevölkerung ist für den Ausbau der gesetzlichen Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung, die alle Pflegekosten übernimmt. Dagegen spricht sich lediglich eine kleine Minderheit von 18 Prozent für eine verpflichtende private Zusatzversicherung aus, die derzeit in der Politik vorrangig diskutiert wird. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Bündnisses für eine solidarische Pflegevollversicherung ergeben.
„Die Umfrageergebnisse sind ein klarer Auftrag an die Bundesregierung, in Sachen Pflegeversicherung endlich ihre Hausaufgaben zu machen“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Union und SPD müssten die Pflegeversicherung so weiterentwickeln, dass sie alle pflegebedingten Kosten abdeckt. „Das würde Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen bei den Eigenanteilen erheblich finanziell entlasten. Auch bei der ambulanten Pflege könnte endlich bedarfsgerecht versorgt werden. Unabhängig von Alter, Parteipräferenz oder Geschlecht – die große Mehrheit der Menschen hält das für den richtigen und solidarischen Weg.“
Das klare Votum der Bevölkerung muss ein Weckruf sein für die Bund-Länder-AG ‚Zukunftspakt Pflege‘, die im Dezember ihre Ergebnisse präsentieren will: Eine Pflegevollversicherung im ambulanten und stationären Bereich muss bei allen Zukunftsplänen eine zentrale Rolle spielen!
Statt weiter über Leistungskürzungen zu diskutieren, müsse die finanzielle Basis der sozialen Pflegeversicherung erweitert werden, forderte Bühler. „Eine Vollversicherung, die alle Pflegekosten abdeckt, wäre ohne größere Beitragssteigerungen finanzierbar. Voraussetzung ist, dass solidarisch alle Einkommensarten einbezogen werden – nicht nur die Löhne, sondern zum Beispiel auch Aktiengewinne und Mieteinnahmen. Die Solidarische Pflegegarantie ist der Weg aus der Krise“, betonte Bühler.
Das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung sieht seine Forderung angesichts der Umfrage bestätigt und fordert die Bundesregierung dazu auf, den Ausbau der Pflegeversicherung jetzt anzugehen. Ein gesundheitsökonomisches Gutachten von Januar 2025 belegt, dass eine Pflegevollversicherung durch die Einführung einer Bürgerversicherung in der Pflege langfristig finanziert werden kann.
Derzeit müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in einem Pflegeheim durchschnittlich rund 3.100 Euro pro Monat selbst aufbringen. Davon entfallen allein auf die pflegerische Versorgung rund 1.600 Euro, der Rest setzt sich zusammen aus Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten. Mehr als ein Drittel aller Pflegebedürftigen in Heimen ist auf Sozialhilfe angewiesen, Tendenz steigend. In der ambulanten Pflege wird notwendige Pflege oft nicht in Anspruch genommen, weil Betroffene sich die Kosten nicht leisten können. Pflegebedürftige sind besonders stark von Armut bedroht, denn sie können mit ihren durchschnittlichen Alterseinkünften diese finanzielle Belastung nicht schultern.
In Auftrag gegeben wurde die Umfrage vom Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung. Dem Bündnis gehören an: Der Paritätischer Gesamtverband, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Sozialverband Deutschland (SoVD), der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB), der Deutsche Frauenrat, der BIVA-Pflegeschutzbund, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Volkssolidarität, die Arbeiterwohlfahrt AWO und die IG Metall.
Mehr über das Bündnis und die Ergebnisse der Umfrage unter www.solidarische-pflegevollversicherung.de.
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