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Statistisches Bundesamt

Inflationsrate im Oktober 2022 bei +10,4 %
Vor allem steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise sorgen für neuen Höchststand

WIESBADEN (ots)

Verbraucherpreisindex, Oktober 2022

+10,4 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

+0,9 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Oktober 2022

+11,6 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

+1,1 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

Die Inflationsrate in Deutschland - gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat - lag im Oktober 2022 bei +10,4 %. Die Inflationsrate hat sich damit nach +10,0 % im September 2022 erneut erhöht. "Die Inflationsrate erreichte mit +10,4 % einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland," sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes, und erklärt: "Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen. Besonders spürbar für die privaten Haushalte sind mittlerweile die steigenden Preise für Nahrungsmittel." Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise im Oktober 2022 gegenüber September 2022 um 0,9 %.

Sondereffekte infolge der Kriegs- und Krisensituation verstärkten weiterhin den Preisauftrieb

Neben dem Anstieg der Preise für alle Energieprodukte infolge der Kriegs- und Krisensituation beeinflussen Lieferengpässe und deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen die Inflationsrate. Dadurch verteuerten sich erneut auch andere Waren und Dienstleistungen, insbesondere viele Nahrungsmittel.

Zudem sind zum September 2022 mit 9-Euro-Ticket und Tankrabatt zwei befristete Maßnahmen des zweiten Entlastungspakets ausgelaufen. Dadurch wurde der Preisauftrieb insgesamt bereits im letzten Monat beschleunigt und die Inflationsrate stieg sprunghaft auf 10,0 %. Die ersten Maßnahmen des dritten Entlastungspakets wurden nun umgesetzt. Unter anderem wurde im Oktober 2022 die Umsatzsteuer für Erdgaslieferungen und Fernwärme von 19 auf 7 % gesenkt. Dies wirkte sich dämpfend auf die Teuerung der Energieprodukte aus.

Energieprodukte binnen Jahresfrist um 43,0 % teurer

Die Preise für Energieprodukte lagen im Oktober 2022 trotz der Entlastungsmaßnahmen um 43,0 % über dem Niveau des Vorjahresmonats (September 2022: +43,9 %). Haushaltsenergie verteuerte sich mit +55,0 % besonders stark: So haben sich die Preise für Erdgas mit +109,8 % mehr als verdoppelt, die Teuerung für Fernwärme betrug +35,6 %. Die gesunkene Umsatzsteuer für Erdgas und Fernwärme von 19 auf 7 % aus dem dritten Entlastungspaket wurde damit durch die erneuten Preisanstiege bei Erdgas und Fernwärme überkompensiert und konnte diese Preisanstiege nur abmildern. Auch das Heizen mit anderen Energieträgern wurde teurer: Die Preise für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe erhöhten sich um 108,1 %, die Preise für leichtes Heizöl lagen um 82,8 % über dem Vorjahresmonat. Strom verteuerte sich um 26,0 %. Nicht nur für die Haushaltsenergie, auch für Kraftstoffe mussten die Verbraucher deutlich mehr bezahlen (+22,3 %). Wesentliche Ursache für die teuren Energieprodukte insgesamt sind die starken Anstiege der internationalen Einkaufspreise. Zudem wirkte sich die zu Jahresbeginn gestiegene CO2-Abgabe (von 25 auf 30 Euro pro Tonne) weiterhin auf die Preise der Energieprodukte aus.

Nahrungsmittel verteuerten sich binnen Jahresfrist um 20,3 %

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Oktober 2022 um 20,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat, damit war hier der Preisanstieg fast doppelt so hoch wie die Gesamtteuerung. Insgesamt hat sich der Preisauftrieb für Nahrungsmittel seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt (September 2022: +18,7 %). Erneut wurden im Oktober 2022 bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet: Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+49,7 %), deutlich spürbare Anstiege gab es auch bei für Molkereiprodukten und Eiern (+28,9 %), Gemüse (+23,1 %) sowie Brot und Getreideerzeugnissen (+19,8 %).

Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel bei +5,0 %

Im Oktober 2022 lag die Inflationsrate ohne Energie bei +6,5 %. Wie stark aktuell die Nahrungsmittelpreise Einfluss auf die Gesamtteuerungsrate nehmen, zeigt sich an der Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie lag deutlich niedriger bei +5,0 % und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate.

Waren verteuerten sich gegenüber Oktober 2021 um 17,8 %

Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 17,8 %. Verbrauchsgüter, zu denen unter anderem Energie und Nahrungsmittel gehören, verteuerten sich merklich um 23,8 %. Die Preise von Gebrauchsgütern stiegen um 6,7 % (darunter Möbel und Leuchten: +9,8 %; Fahrzeuge: +9,0 %).

Dienstleistungen verteuern sich binnen Jahresfrist nur um 4,0 %

Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Oktober 2022 um 4,0 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Darunter verteuerten sich die Nettokaltmieten um 1,8 %, die aufgrund des großen Anteils an den Konsumausgaben der privaten Haushalte stark ins Gewicht fallen. Deutlicher erhöhten sich die Preise für Wartung und Reparatur von Wohnungen (+14,8 %), Pauschalreisen (+12,3 %) sowie Gaststättendienstleistungen (+8,8 %). Zudem fielen durch das Auslaufen des 9-Euro-Tickets bereits im September 2022 die Preisentlastungen im öffentlichen Regional- und Personennahverkehr weg: Binnen Jahresfrist verteuerten sich im Oktober 2022 die Preise sowohl für die Bahntickets im Nahverkehr (+2,5 %) als auch für die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches (+2,0 %). Hingegen waren nur wenige Dienstleistungen günstiger, beispielsweise Telekomunikation (-1,4 %) und die Leistungen sozialer Einrichtungen (-0,7 %).

Im Vormonatsvergleich zogen Energiepreise um 3,4% und Nahrungsmittelpreise um 1,3 % an.

Im Vergleich zum September 2022 stieg der Verbraucherpreisindex im Oktober 2022 um 0,9 %. Die Energie insgesamt verteuerte sich um 3,4 %. Preise für die Haushaltsenergie erhöhten sich um 5,3 %; teurer wurden trotz der Senkung der Umsatzsteuer erneut Erdgas (+9,2 %) und Fernwärme (+2,3 %). Dagegen gingen die Preise für Kraftstoffe leicht zurück (-0,8 %), bleiben aber auf hohem Niveau. Für die einzelnen Kraftstoffsorten wurden gegensätzliche Preisentwicklungen ermittelt: Superbenzin war zum Beispiel 1,6 % billiger, aber Dieselkraftstoff 0,9 % teurer als im Vormonat. Darüber hinaus mussten die privaten Haushalte insbesondere erneut mehr für Nahrungsmittel bezahlen (+1,3 %, darunter Gemüse: +5,3 %; Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren: +2,4 %). Hinzu kamen im Oktober 2022 saisonale Preisschwankungen: Hier standen den gestiegenen Preisen für Schuhe (+3,4 %) und Bekleidungsartikel (+2,3 %) Preisrückgänge bei Pauschalreisen (-3,0 %) gegenüber.

Methodische Hinweise:

Das dritte Entlastungspaket wurde von der Bundesregierung verabschiedet und enthält erneut Maßnahmen, die den Energiepreisanstieg begrenzen sollen. So trat im Oktober 2022 die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas und Fernwärme von 19 auf 7 % in Kraft. Die konkrete Ausgestaltung weiterer Entlastungsmaßnahmen wird noch diskutiert, insbesondere die geplante Übernahme der Gas- und Wärmerechnung im Dezember 2022 sowie die geplante temporäre Gas- und Wärmepreisbremse Anfang des Jahres 2023. Die Sondereffekte durch 9-Euro-Ticket und Tankrabatt aus dem zweiten Entlastungspaket sind Ende August 2022 ausgelaufen. Die Abschaffung der EEG-Umlage ab Juli 2022 bleibt weiterhin indexwirksam.

Der Verbraucherpreisindex (VPI) und der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) unterscheiden sich hinsichtlich Erfassungsbereich und Methodik. Bei der Berechnung des VPI werden anders als beim HVPI zusätzlich die Ausgaben der privaten Haushalte für selbstgenutztes Wohneigentum, für Glücksspiel und für den Rundfunkbeitrag berücksichtigt. Zudem werden die Gütergewichte des HVPI jährlich aktualisiert. Aufgrund des deutlich geringeren Gewichts für den Bereich Wohnen im HVPI haben die Preissteigerungen anderer Güterbereiche einen größeren Einfluss auf die Entwicklung des HVPI im Vergleich zum VPI. Diese Unterschiede (Erfassungsbereich, Methodik und Gewichtung) erklären die teilweise deutlichen Abweichungen zwischen VPI und HVPI für Deutschland.

Hierzu sind Erläuterungen im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes und ein Methodenpapier verfügbar.

Inflationsrechner gibt Auskunft über persönliche Inflationsrate:

Mit dem persönlichen Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes können Verbraucherinnen und Verbraucher ihre monatlichen Konsumausgaben für einzelne Güterbereiche entsprechend des eigenen Verbrauchsverhaltens anpassen und eine persönliche Inflationsrate berechnen. Darüber hinaus bietet das Preis-Kaleidoskop einen Überblick über die Preisentwicklung und die Gewichte verschiedener Güter.

Weitere Informationen:

Weitere Informationen zur Verbraucherpreisstatistik bietet die Fachserie 17, Reihe 7 "Verbraucherpreise für Deutschland". Detaillierte Ergebnisse sind auch über die Tabellen Verbraucherpreisindex (61111-0004) und (61111-0006) sowie Harmonisierter Verbraucherpreisindex (61121-0002) und (61121-0004) in der Datenbank GENESIS-Online abrufbar. Über Preisveränderungen für einzelne Nahrungsmittel informiert die Tabelle "Verbraucherpreisindex - Preisentwicklung für Nahrungsmittel".

Die Ergebnisse zum Verbraucherpreisindex sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona) im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität. Der VPI ist auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung sowie den Energiesektor im Besonderen. Auf einer Sonderseite (www.destatis.de/ukraine) haben wir Daten und Informationen zu den betroffenen Bereichen zusammengestellt.

Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.

Pressekontakt:

Statistisches Bundesamt
Pressestelle
www.destatis.de/kontakt
Telefon: +49 611-75 34 44

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