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Statistisches Bundesamt

Armutsgefährdung in Deutschland: Ergebnisse aus LEBEN IN EUROPA 2008

Wiesbaden (ots)

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis)
mitteilt, waren nach den Ergebnissen der Erhebung LEBEN IN EUROPA 
2008 im Jahr 2007 durchschnittlich 15% der Bevölkerung Deutschlands 
armutsgefährdet. Das Armutsgefährdungsniveau blieb damit gegenüber 
2006 (15%) unverändert. Vor Berücksichtigung der Sozialleistungen des
Staates ergab sich 2007 eine Quote von 24% (2006: 25%).
In LEBEN IN EUROPA 2008 wurden 13 312 Haushalte und 24 336 
Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und ihren Lebensbedingungen 
befragt. Bezugszeitraum für die Erhebung der Einkommen ist jeweils 
das Vorjahr, bei LEBEN IN EUROPA 2008 also das Jahr 2007. Die 
Europäische Bezeichnung der Erhebung lautet EU-SILC (EU Statistics on
Income and Living Conditions). Erläuterungen zur Erhebung und zur 
Berechnung der Armutsgefährdungsquote befinden sich am Ende dieser 
Meldung.
Die Armutsgefährdungsgrenze (auch: Schwellenwert für 
Armutsgefährdung), ab der eine Person im Jahr 2007 als 
armutsgefährdet galt, lag bei einem Äquivalenzeinkommen von weniger 
als 913 Euro monatlich (2006: 885 Euro monatlich). Für eine Familie, 
bestehend aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren, 
belief sich dieser Grenzwert 2007 auf 1 917 Euro monatlich (2006: 1 
859 Euro monatlich).
Bei durchschnittlich 13% der Bevölkerung in Haushalten mit Kindern
lag im Jahr 2007 Armutsgefährdung vor, darunter in Haushalten mit 
einem allein erziehenden Elternteil bei mehr als jeder dritten Person
(36%). Allein Erziehende gehörten damit zu den am stärksten 
armutsgefährdeten sozialen Gruppen in Deutschland. In Haushalten ohne
Kinder waren 17% aller Personen armutsgefährdet. Besonders betroffen 
waren hier allein lebende Menschen: 30% der allein lebenden Frauen 
und 28% der allein lebenden Männer verfügten 2007 über ein Einkommen 
unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze.
2007 waren mehr Frauen (16%) als Männer (14%) armutsgefährdet, 
besonders bei jungen Menschen gab es größere Unterschiede: So waren 
22% der jungen Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren im Jahr 2007 
armutsgefährdet, bei den jungen Männern gleichen Alters 18%.
2007 war - wie bereits im Jahr zuvor - etwa jede/r fünfzehnte 
Erwerbstätige (7%) trotz Arbeit armutsgefährdet (Arbeitsarmut). Bei 
Arbeitslosen stieg die Quote im Jahr 2007 um weitere fünf 
Prozentpunkte von 51% (2006) auf 56% (2007) an.
Ergebnisse aus LEBEN IN EUROPA sowie methodische Erläuterungen und
Publikationen sind auch über die Themenseite des Statistischen 
Bundesamtes erhältlich.
Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) 
hat die Ergebnisse der deutschen EU-SILC-Erhebung 2008 am 15. Oktober
2009 in seiner Datenbank veröffentlicht.
Für weitere amtliche EU-Statistiken steht unter 
www.eds-destatis.de der Europäische Datenservice (EDS) zur Verfügung.
Weitere Auskünfte gibt:
Zweigstelle Bonn,
Silvia Deckl,
Telefon: (0611) 75-8697,
E-Mail:  private-haushalte@destatis.de
Erläuterungen zur Erhebung LEBEN IN EUROPA und zur Berechnung der 
Armutsgefährdungsquote:
EU-SILC (englisch: Community Statistics on Income and Living 
Conditions) ist die EU-weit vergleichbare Datenquelle über Einkommen,
Armut und Lebensbedingungen in Europa. Für die Statistik gelten in 
allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische 
Mindeststandards. Die amtliche Erhebung, deren Durchführung und 
Aufbereitung den Mitgliedstaaten obliegt, wird in Deutschland seit 
2005 jährlich unter der Bezeichnung LEBEN IN EUROPA durchgeführt.
In den ersten drei Erhebungsjahren (2005 bis 2007) wurde die deutsche
Stichprobe im Rahmen einer von der EU genehmigten Ausnahmeregelung 
nur teilweise als Zufallsstichprobe gezogen: Im Erhebungsjahr 2005 
bestand sie zu etwa 75% aus einer Quoten- und zu etwa einem Viertel 
aus einer Zufallsstichprobe, im Jahr 2006 zu je 50% aus Quoten- und 
Zufallsstichprobe, und im Jahr 2007 noch zu rund 25% aus einer 
Quotenstichprobe (rund 75% Zufallsstichprobe). Ab dem Erhebungsjahr 
2008 genügt die Stichprobenauswahl der von der EU geforderten reinen 
Zufallsauswahl. Im Hinblick auf diese methodische Besonderheit sind 
die ersten Jahre der Zeitreihe von LEBEN IN EUROPA nur eingeschränkt 
vergleichbar.
Ein Kernindikator, der aus LEBEN IN EUROPA ermittelt wird, ist die 
Armutsgefährdungsquote. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der 
armutsgefährdeten Personen an der Gesamtbevölkerung ist. Zur 
Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird zunächst das von allen 
Haushaltsmitgliedern tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen des 
Vorjahres herangezogen (bei LEBEN IN EUROPA 2008 bezieht sich das 
Haushaltseinkommen auf das Jahr 2007). Es setzt sich zusammen aus dem
Einkommen aus selbstständiger und unselbstständiger Erwerbstätigkeit,
dem Einkommen aus Vermögen, Renten und Pensionen sowie empfangenen 
laufenden Transfers - wie zum Beispiel Arbeitslosengeld, Sozialhilfe 
oder Kindergeld. Direkte Steuern und Sozialbeiträge sind abgezogen. 
Dieses Haushaltseinkommen wird auf die Personen des Haushalts nach 
einem Gewichtungsschlüssel (Äquivalenzskala) verteilt, der 
unterschiedliche Haushaltsstrukturen berücksichtigt sowie den 
Umstand, dass Personen in einem Haushalt durch das Zusammenleben 
Einspareffekte bei den laufenden Kosten erzielen.
Die Äquivalenzskala weist jeder Person im Haushalt ein Gewicht zu. 
Die erste erwachsene Person bekommt stets das Gewicht 1. Jede weitere
Person erhält ein Gewicht, das die Größenordnung des Mehrbedarfs 
berücksichtigen soll, der durch diese Person entsteht: Weitere 
Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren erhalten das Gewicht 0,5, Kinder 
unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. So ergibt sich bei einer Familie mit
zwei Kindern unter 14 Jahren beispielsweise das Gesamtgewicht 2,1. 
Das verfügbare Haushaltseinkommen wird nun durch die Summe der 
Gewichte dividiert. Das so ermittelte Einkommen der Personen wird als
"bedarfsgewichtetes Äquivalenzeinkommen" bezeichnet und jeder Person 
im Haushalt als persönliches Äquivalenzeinkommen zugeschrieben. Zu 
beachten ist, dass es sich beim Äquivalenzeinkommen um eine fiktive 
Rechengröße handelt.
Um das mittlere Einkommen zu ermitteln, wird der Median (Zentralwert)
verwendet. Dabei werden die Personen ihrem Äquivalenzeinkommen nach 
aufsteigend sortiert. Der Median ist der Einkommenswert derjenigen 
Person, die die Bevölkerung in genau zwei Hälften teilt. Das heißt, 
die eine Hälfte hat mehr, die andere weniger Einkommen zur Verfügung.
60 % dieses Medianwertes stellen die Armutsgefährdungsgrenze dar.

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:

Statistisches Bundesamt
Telefon: (0611) 75-3444
E-Mail: presse@destatis.de

Original-Content von: Statistisches Bundesamt, übermittelt durch news aktuell

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