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Rheinische Post: In Hessen geht es um mehr Kommentar VON SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

Er oder sie  Hessens Wähler entscheiden dieses
Duell gleich zweimal. Für das Land final, zwischen 
CDU-Ministerpräsident Roland Koch und seiner SPD-Herausforderin 
Andrea Ypsilanti. Für die Bundesebene vorläufig, zwischen 
CDU-Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Kurt Beck. Weil das so ist, 
haben wir in Hessen die schärfste Auseinandersetzung seit langem 
erlebt, die den gleichzeitigen Wahlkampf in Niedersachsen glatt in 
den Schatten stellte. Mit Koch steht allerdings auch der 
profilierteste Politiker seiner Generation zur Wahl. Noch keine 50, 
wirkt er auf seine Gegner wie ein Wiedergänger von Franz Josef 
Strauß. Deshalb wurde geholzt wie in den Siebzigern. Koch trug mit 
seinem manchmal schrillen Wahlkampf, der am Ende das alte 
Strauß-Motiv "Freiheit statt Sozialismus" zitierte, einiges dazu bei.
Vom Koch-Zerrbild, das viele von ihm zeichneten, aber auch von der 
Tatsache, dass manche Hessen (und Journalisten) des seit neun Jahren 
regierenden Koch überdrüssig sind, profitierte seine Herausforderin. 
Motto: Ein neues Gesicht soll her  fast egal, welches. So muss man 
Ypsilanti auch als eine Art Äppelwoi-Variante des derzeit in den USA 
zu bestaunenden Phänomens Barack Obama verstehen: Zwei eigentlich 
chancenlose Außenseiter versprechen einem schnell gelangweilten 
Publikum Abwechslung. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die 
Programme dieser Aufsteiger Soufflés ähneln  ein Stich und die Luft 
ist raus. Sozialdemokrat Wolfgang Clement hat das im Fall Ypsilanti 
exemplarisch vorgeführt. Gedankt wird es ihm am Montag nach der Wahl 
wahrscheinlich mit dem Rausschmiss aus der SPD. Nun ist Politik kein 
Dschungelcamp, auch wenn sich SPD-Fraktionschef Peter Struck 
gelegentlich so gebärdet. Wähler gehen in ihrem Urteil überlegter vor
als Teenager, die zur Gaudi mal eben jemanden telefonisch "raus 
wählen". Das könnte Kochs Chance sein. Bei der Kompetenz sahen ihn 
die Wähler in Umfragen bis zum Schluss vor seiner Herausforderin, er 
bietet dem Industrieland Hessen mit der FDP einen berechenbaren 
Koalitionspartner  das hat er Ypsilanti und ihren schwurbeligen 
Aussagen über eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei voraus.
Er gegen sie  so lautet auch das Duell auf Bundesebene. Gelingt der 
SPD der Machtwechsel in Wiesbaden, wäre das ein Triumph für Kurt Beck
und seinen Linkskurs. Ein Achtungserfolg Ypsilantis würde Beck 
immerhin den Spielraum lassen, es weiter so zu probieren. Schafft 
Koch auf den letzten Metern einen echten Stimmungsumschwung, beschert
er der SPD eine Führungs- und Richtungsdebatte. Spiegelbildlich die 
Situation in der CDU: Ein Sturz Kochs würde die Frage aufwerfen, ob 
er allein verloren hat oder welchen Anteil das schwache Profil der 
CDU und ihrer Kanzlerin in der großen Koalition hatte. Koch würde 
nach Berlin drängen. Es entstünde Unruhe  das, was Merkel am 
wenigsten mag. Jetzt heißt es warten. Noch gut 36 Stunden.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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