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Weser-Kurier: Über den Rücktritt Matthias Platzecks schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 30. Juli 2013:

Bremen (ots)

Schon ein kurzer Blick auf Matthias Platzecks Krankengeschichte zeigt, dass sich Brandenburgs Ministerpräsident in den elf Jahren seiner Amtszeit gewiss niemals geschont hat: zwei Hexenschüsse, zwei Lungenentzündungen, zweimal Probleme mit dem eingeklemmten Ischias-Nerv, zahlreiche Grippe-Infektionen, zwei Hörstürze, ein Nervenzusammenbruch und - vor einigen Wochen - ein Schlaganfall. Die Warnsignale waren schon seit Langem überdeutlich. Doch nun war die Vernunft stärker als der Durchhaltewille, stärker als der politische Ehrgeiz. Den Tränen nahe verkündete der einstige Hoffnungsträger der SPD seinen Rücktritt und hinterlässt damit eine große Lücke nicht nur in der brandenburgischen Sozialdemokratie. Es ist es eine richtige, unvermeidliche Entscheidung, die Respekt und Anerkennung verdient. Und trotzdem bleibt da die Frage, was möglich gewesen wäre, hätte die Natur Platzeck mit einer etwas robusteren Gesundheit gesegnet. Als er im November 2005 Bundesvorsitzender der SPD wurde, trauten ihm nicht wenige zu, eines Tages Bundeskanzler zu werden. Denn Platzeck verstand es wie kaum ein anderer, als Integrationsfigur zwischen Ost und West zu wirken. Er war nie Bürokrat, immer voller Leidenschaft und stets mit einer gewissen Leichtigkeit bei der Sache, die ihm viele Sympathien einbrachte. Doch schon nach 146 Tagen an der Spitze der SPD musste der populäre "Deichgraf", der sich bereits im Jahr 1997 als Krisenmanager während des Oder-Hochwassers profiliert hatte, wegen gesundheitlicher Probleme den Rückzug antreten. Er habe einfach seine Kräfte überschätzt, sagte er damals. Diesmal hat der 59-Jährige seine Kräfte richtig eingeschätzt und gibt das Amt des Ministerpräsidenten zur rechten Zeit auf. Die Vorwürfe einiger Kritiker, er ziehe sich nur zurück, um die weiteren Querelen mit dem Pannenflughafen Berlin-Brandenburg auf jemand anderen abzuwälzen, sind unredlich. Freilich, Platzecks Regierungszeit in Brandenburg, das inzwischen wirtschaftlich recht ordentlich dasteht, war keineswegs frei von Skandalen. Aber am Ende überwiegt das Gute. Und es bleibt das Bild eines Politikers zurück, der mit Bodenständigkeit, Witz und Charme einen ganz eigenen Stil geprägt hat.

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