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Börsen-Zeitung: Der Commerzbank-Reflex, Kommentar von Markus Frühauf zur Konsolidierung im europäischen Bankensektor

Frankfurt (ots)

Wenn es im europäischen Bankensektor zu
Konsolidierungsschritten kommt, schlägt der Commerzbank-Kurs 
reflexartig nach oben aus. Im Fall der beiden italienischen 
Großbanken Sanpaolo Imi und Banca Intesa ist dies nicht anders: Am 
Freitag führte die Commerzbank-Aktie die Gewinnerliste im Dax an. Der
Kursgewinn betrug in der Spitze mehr als 5%.
Seit gut 15 Jahren gilt die Commerzbank als Übernahmekandidat. In 
der jüngeren Vergangenheit tauchten immer wieder Spekulationen über 
mögliche Interessenten wie etwa die Credit Suisse oder vor zwölf 
Monaten die französische Großbank BNP Paribas auf. Ohne Zweifel, die 
Commerzbank ist nach der Eurohypo-Übernahme ein attraktives 
Übernahmeobjekt: Im Massengeschäft breit vertreten, gut positioniert 
im Mittelstand und dank Eurohypo führendes Institut am chancenreichen
deutschen Immobilienmarkt.
Dass eine deutsche Großbank von ausländischen Instituten 
übernommen werden kann, beweist das Beispiel von Unicredit und 
HypoVereinsbank (HVB). Hier ebnete die Bereitschaft des HVB-Vorstands
den Weg für Unicredit-Chef Alessandro Profumo. Denn in einem 
Zeitungsinterview im April 2005 hatte der damalige 
HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl die Unicredit als einen 
attraktiven Partner bezeichnet und damit seine Bank ins Schaufenster 
gestellt.
Der Vorstandssprecher der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, feilt 
dagegen an einer eigenständigen Zukunft. Dies beweist das Beispiel 
der Eurohypo-Übernahme. Mit ihr ist die Commerzbank schwerer 
geworden. Lag die Marktkapitalisierung vor der Akquisition bei nicht 
ganz 14 Mrd. Euro, sind es nun 18Mrd. Euro. Das ist zwar schön für 
die Commerzbank, aber im europäischen Maßstab ist das noch immer zu 
wenig. Allein in Europa gibt es mehr als ein Dutzend Institute, die 
doppelt so schwer sind.
Um vor Übernahmen geschützt zu sein, muss die Bank in ihrer 
Marktkapitalisierung auch weiterhin deutlich zulegen. Doch 
mittelfristig lässt sich der Abstand zu den führenden europäischen 
Wettbewerbern nicht aufholen. Erst recht nicht wenn die Ertragskraft 
der Bank den Markt enttäuscht, wie zuletzt bei der Vorlage des 
Zwischenberichts. Trotzdem bleibt die mit einer Bilanzsumme von 616 
Mrd. Euro zweitgrößte deutsche Bank eine hübsche Braut. Sie ist immer
noch günstig zu haben.
(Börsen-Zeitung, 26.8.2006)

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