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Börsen-Zeitung: Wer braucht schon Rover?, Kommentar von Peter Olsen zum Verkauf der Rover-Markenrechte durch BMW

Frankfurt (ots)

Die Markenrechte an Rover sollen verkauft sein,
lässt der Automobilbauer BMW verlauten. Allein an wen, bleibt 
offiziell noch immer offen, obwohl es die Spatzen von den Dächern 
pfeifen, dass der chinesischen Hersteller SAIC für etwa 16 Mill. Euro
den Zuschlag erhalten haben soll. Grund für die Münchner 
Zurückhaltung: Der Land-Rover-Eigner Ford muss noch sein Plazet zu 
dem Deal geben. Daran aber dürfte die Restabwicklung des 
wirtschaftlich längst verdauten BMW-Flops in Großbritannien nicht 
scheitern.
Interessanter ist eigentlich, wozu die Chinesen überhaupt die 
Marke Rover benötigen. Rover als Teil des aus den Resten der 
einstigen britischen Automobilindustrie künstlich, aber wenig 
kunstvoll zusammengefügten MG Rover Gruppe hatte außerhalb des 
Vereinigten Königreichs nie eine Rolle im Wettbewerb gespielt. Selbst
am Heimatmarkt Großbritannien schrumpfte der Marktanteil des 
Herstellers bis zu seiner Insolvenz auf eine vernachlässigbare Größe.
Nun soll ausgerechnet ein chinesischer Hersteller der Nicht-Marke 
mit dem Wikingerschiff im Emblem zu frischem Wind verhelfen? Und mit 
Rover-Fahrzeugen den europäischen oder den amerikanischen Markt 
ansteuern zu wollen, hat mehr mit Abenteuerlust denn mit 
wirtschaftlichem Kalkül zu tun.
Aber die Rechtelage hat es einfach in sich. Der China-interne 
SAIC-Konkurrent Nanjing, der sich als ältesten Autobauer im Reich der
Mitte ansieht und entsprechend angejahrte Fahrzeuge montiert, will 
den Sprung nach vorne und erwarb 2005 aus der Insolvenzmasse von MG 
Rover die Sportwagenmarke MG sowie Montagelinien, Motoren- und 
Getriebetechnik für Rover-Modelle. SAIC wiederum zog im Bietgefecht 
zwar den kürzeren, sicherte sich aber die Produktionsrechte an dem 
mit BMW-Geldern entwickelten Modell Rover 75 und dem kleinen Fahrzeug
Rover 25.
Im Grunde würde BMW nach der Devise des alten römischen 
Chefstrategen Julius Cäsar mit der Markenvergabe an SAIC alles 
richtig machen: Teile und herrsche. Sollen doch die Emporkömmlinge 
aus Fernost mit dem - mittlerweile auch schon angestaubten - 
Rover-Nachlass machen, was sie wollen - die BMW-Geschäfte berührt es 
nicht mehr. So könnte in China künftig ein Rover 75 aus 
SAIC-Fertigung möglicherweise gegen einen technisch ähnlichen MG75 
aus dem Hause Nanjing antreten. Wen kümmert's.
(Börsen-Zeitung, 23.8.2006)

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