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Boersen-Zeitung: EZB stabilisiert Erwartungen, Kommentar zur Zinserhöhung der EZB von Jürgen Schaaf.

Frankfurt (ots)

Nicht nur dass Erwartungen zur Geldpolitik eine
Rolle spielen. Vielmehr spielt kaum etwas anderes eine Rolle. Mit 
diesen Worten kann grob das gegenwärtige Credo der Geldtheorie und 
der akademischen Notenbankforschung zusammengefasst werden. Der damit
verbundenen Erkenntnis und Forderung wurde die Europäische 
Zentralbank (EZB) mit ihrer Entscheidung, den Leitzins um einen 
weiteren Viertelpunkt auf 2,75% anzuheben, vollends gerecht.
Die Teuerungsrate am aktuellen Rand darf ruhig etwas über der selbst 
gesteckten Zielmarke liegen. Wenn angebotsseitige Schocks wie ein 
hoher Ölpreis oder höhere Verbrauchssteuern vorübergehend die 
Teuerung beschleunigen, muss eine Zentralbank nicht nervös oder gar 
hysterisch werden. Solange die Marktakteure ihr abnehmen, dass die 
Inflationsrate auf mittlere Sicht in den Zielbereich zurückfindet, 
ist alles im Lot.
Genau dieses Vertrauen war jedoch gefährdet. Umfragen und 
Indikatoren deuteten in den vergangenen Monaten darauf hin, dass die 
mittelfristigen Inflationserwartungen sich zunehmend von den 1,9% 
entfernten, die die EZB als mit Preisstabilität vereinbar ansieht. 
Ein alarmierendes Signal.
Insofern ist es konsequent, den Leitzins schrittweise zu erhöhen, 
um zu signalisieren, wie ernst die Notenbank diese Entwicklung nimmt.
Auch den Tarifpartnern wird gezeigt, dass die Notenbank zu hohe 
Lohnforderungen nicht mit leichtem Geld alimentieren wird. Das 
Entstehen einer Lohn-Preis-Spirale wird von der EZB nicht geduldet.
Zugleich dokumentiert der "kleine" Zinsschritt, dass die EZB nicht 
nervös ist. Vereinzelt wurde eine Zinserhöhung von 50 Basispunkten 
erwartet. In der Ruhe liegt jedoch die Kraft.
Dass die Zügel weiter angezogen werden, macht auch eine technische
Änderung in der Inflationsprojektion deutlich. Sie berücksichtigt 
jetzt die Markterwartungen zur kurzfristigen Zinsentwicklung, während
sie zuvor von einem unveränderten Zinsniveau ausgegangen war. Auch 
diese Änderung betont die Bedeutung der Markterwartungen. Deshalb 
wird die EZB weiter in kleinen Schritten die Zinstreppe 
hinaufsteigen, das nächste Mal wohl Ende August. Auch dies trägt dazu
bei, die Erwartungen zu stabilisieren, und hilft, die Inflation im 
Zaum und die langfristigen Zinsen niedrig zu halten.

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