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Boersen-Zeitung: Weckruf für die Börsen, Kommentar von Dieter Kuckelkorn zum Rückzug der Nasdaq vom Angriff auf die LSE und zur Annäherung von Deutscher Börse und Euronext

Frankfurt (ots)

Der Vorstoß der amerikanischen Börsenbetreiber
nach Europa ist gestoppt - vorerst jedenfalls. Die Nasdaq hat ihren 
Angriff auf die London Stock Exchange (LSE) abgeblasen. Die LSE, die 
als das natürliche Einfallstor für die neu entstandenen, 
finanzkräftigen US-Börsenkonzerne gilt, hat sich als 
widerstandsfähiger erwiesen als gedacht. Allerdings sind die 
Expansionsvorhaben der Amerikaner wohl nur aufgeschoben und nicht 
aufgehoben. Die nächsten Attacken, sei es von der New York Stock 
Exchange (Nyse) oder den Terminbörsen Chicago Board of Trade und 
Chicago Mercantile Exchange, dürften in der intelligenteren Form 
eines auf den ersten Blick freundlichen Fusionsangebots statt einer 
plumpen feindlichen Übernahme vorgetragen werden. Ob sich die LSE 
beispielsweise der Verlockung eines "Merger of Equals" mit der 
prestigeträchtigen Nyse entziehen kann, ist fraglich. Insofern sollte
der Nasdaq-Vorstoß, auch wenn er letztlich erfolglos geblieben ist, 
den kontinentaleuropäischen Börsenbetreibern als Weckruf dienen.
Wie es scheint, ist die Nachricht angekommen. Die Deutsche Börse 
und Euronext kommen sich offensichtlich rascher näher, als man es 
bisher für möglich gehalten hat. Kurt Viermetz, Aufsichtsratschef der
Deutschen Börse, eröffnete jedenfalls am Dienstag auf einer 
Bankentagung in einem überraschenden Vorgriff auf die gestrige 
Ad-hoc-Mitteilung, die beiden Verhandlungspartner kämen sich sogar in
der heiklen Frage des Firmen- und Verwaltungssitzes eines 
fusionierten Börsenkonzerns näher.
Die Hinweise zum Stand der Dinge, die die Deutsche Börse gegeben 
hat, sind freilich recht vage geblieben. Insofern ist es den Akteuren
am Finanzplatz Frankfurt und der hessischen Landesregierung als 
Aufsichtsorgan anzuraten, ihre Sicht der Dinge weiterhin 
unmissverständlich und laut vernehmlich kundzutun - damit sich die 
Zugeständnisse an Euronext in einem für Deutschland erträglichen 
Rahmen halten.
Dass ein paneuropäischer Börsenkonzern unter Einschluss der 
Deutschen Börse von Frankfurt aus geführt werden muss, versteht sich 
angesichts der Größenverhältnisse der beteiligten Unternehmen 
eigentlich von selbst. Für Frankfurt könnten bereits die Abwanderung 
zentraler Sparten und die Aufgabe des juristischen Sitzes hart an die
Schmerzgrenze gehen.
(Börsen-Zeitung, 31.3.2006)

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